Asche der Welten
»Bitte sagen Sie mir, wonach Sie suchen!« Sullivan flehte fast. »Nach Beweisen«, antwortete Andez »Nach Beweisen wofür?«
»Für dies und das. Wir haben Berichte über Sie bekommen, und über Ihre Frau.« Andez lächelte, als ihre Leute den Tisch im Esszimmer umdrehten, als vermuteten sie einen geheimen Sender darunter.
Am vergangenen Tag hatte jemand das Restaurant von Sullivans Sohn Jerome überfallen und alle Fenster eingeschlagen. Andere Familienmitglieder bekamen immer wieder unerwarteten Besuch und wurden regelrecht terrorisiert. Das Sonderkommando war auch bei Sullivans Tochter Patrice gewesen, hatte dort ein elektronisches Schloss angebracht und darauf hingewiesen, dass ihr Buchhaltungsbüro »bis auf Weiteres« geschlossen bleiben musste. Zwei andere Töchter und ein Sohn waren verhaftet worden, und Sullivans Enkel Philip hatte ein bereits zugesagtes Stipendium wieder verloren.
Als die uniformierten Männer und Frauen jetzt das Haus durchsuchten und dabei möglichst viel Unordnung schufen, erreichte Lydia den Siedepunkt. Sullivan sah es kommen, konnte aber nicht schnell genug eingreifen. Seine Frau stürzte sich auf Andez, hämmerte mit ihren Fäusten auf ihre Schultern und den Rücken. Woraufhin die anderen Uniformierten sie sofort packten und recht grob mit ihr umsprangen. Sullivan fürchtete sogar, dass sie auf Lydia schießen könnten. Stattdessen legten sie ihr Handschellen an. »Bitte lassen Sie meine Frau frei«, sagte Sullivan und versuchte, zu ihr zu gelangen. »Sie wird Ihnen keine Probleme mehr machen.«
»Sie hat schon genug Probleme gemacht. Der Vorsitzende hat uns klare Anweisungen gegeben.« Andez kniff die Augen zusammen und sah ihn an. »Er mag es gar nicht, dass Sie sich weigern, die Leitung der Himmelsminen von Golgen zu übernehmen, Mr. Gold.«
Sie brachten Lydia fort, die sich wie eine Tigerin zur Wehr setzte. Andez' Leute hielten sich nicht einmal damit auf, die Durchsuchung fortzusetzen, und Sullivan schloss daraus, dass alles inszeniert gewesen war. Lydia hatte provoziert werden sollen, damit sie dem Sonderkommando einen Grund gab, sie zu verhaften.
Es steckte Absicht dahinter, wie auch bei den anderen Mitgliedern von Sullivans Familie. Der Vorsitzende wollte ihm auf diese Weise zeigen, was die Hanse tun konnte, wenn er sich weiterhin weigerte, auf seine Wünsche einzugehen.
Fast einen Tag wartete Sullivan zu Hause, davon überzeugt, dass ihm der Vorsitzende Wenzeslas ein Ultimatum stellen würde. Diesmal blieb ihm keine andere Wahl, als sich zu fügen. Doch niemand versuchte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, und deshalb ergriff er selbst die Initiative und fuhr zum Verwaltungszentrum der Hanse.
Die Wächter am Eingang wollte ihn nicht passieren lassen, aus »Sicherheitsgründen«, wie es hieß.
Schlimmer noch: Sullivan hörte Gerüchte, dass bald weitere Hinrichtungen stattfinden sollten. Namen wurden nicht genannt, aber Sullivan fühlte sich von Grauen erfasst. Hier ging es um mehr als nur um sein Leben und seine Karriere. Einfache Beamte nahmen seine ersten beiden Bitten um einen Gesprächstermin höflich zur Kenntnis und machten eine Aktennotiz, um die sich niemand kümmerte. Als weitere Tage vergingen, ohne dass etwas geschah, wurde Sullivan immer unruhiger. Er wandte sich an andere Funktionäre der Hanse, und es gelang ihm, bis in eine der unteren Etagen des Verwaltungszentrums der Hanse vorzudringen. Dort wollte ein glücklicher Zufall, dass er dem stellvertretenden Vorsitzenden Cain begegnete, der gerade auf dem Weg zu einer Besprechung war. »Bitte ... Ich brauche Ihre Hilfe.«
Der blasse Mann erkannte ihn, und Sullivan erklärte ihm rasch, worum es ging. Cain wirkte recht ernst. »Sie müssen mit dem Vorsitzenden reden.«
»Ich weiß. Das versuche ich schon seit Tagen.«
»Kommen Sie mit.«
Sullivan konnte sein Glück kaum fassen und begleitete den stellvertretenden Vorsitzenden. Cain ging einfach an den Beamten, Terminverwaltern und Wächtern vorbei. »Vorsitzender ... « , sagte er laut, als er das Penthouse-Büro betrat. »Sie sollten sich anhören, was dieser Mann zu sagen hat.«
Der Vorsitzende saß hinter seinem Schreibtisch, sah mit gerunzelter Stirn auf und erkannte Sullivan. »Zu gegebener Zeit. Ich habe seine Anfragen noch nicht beantwortet.«
»Dann möchte ich diese Gelegenheit nutzen, die Dinge ein wenig voranzutreiben, Sir. Es sollte nur einige Momente dauern, diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen.« Cain winkte Sullivan ins Büro
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