Asche und Phönix
Zweifel mehr gab, dass die Flammen seinen Vater ein für alle Mal verzehrten.
Cales Muskulatur gab dem Feuersturm nach. Er taumelte noch einmal herum, doch nach wenigen Schritten knickten seine Beine ein. Seine Arme griffen ins Leere und fielen zurück an seine Seite. Zuletzt kniete er mit gesenktem Haupt vor dem Gesicht auf den Fliesen wie vor einem Götzenbild und beide brannten, Mann und Dämon, der eine stumm zusammengesunken, der andere lächelnd wie eine Sonne in einer Kinderzeichnung.
Parker stand noch einen Moment länger da, gelähmt von dem Anblick, bis er sich schließlich zwang, seine tränenden Augen abzuwenden. Langsam drehte er sich um, machte erst einen Schritt, dann noch einen, wurde bald schneller und rannte die Treppe hinauf. Unterwegs schaute er sich noch einmal um. Durch den fettigen Rauch aus dem Becken sah er das Feuerwerk, silbrige Kaskaden am nachtdunklen Himmel.
Er hatte den Gestank des brennenden Leichnams noch in der Nase, als er die Terrasse erreichte. Die Glastür zum Wohnzimmer stand offen. Benommen erinnerte er sich, dass Levi dort hineingelaufen war. Ash war nicht hier, vielleicht war sie dem alten Mann gefolgt oder ums Haus herum zur Einfahrt gerannt.
Parker wollte gerade die Villa betreten, als er hörte, wie Ash seinen Namen rief. Sie war draußen im Garten, und er fürchtete, dass sie hinunter zum Pool laufen könnte, ungewiss, wer dort im Becken verbrannte, Parkers Vater oder er selbst.
Als er zur Vorderseite rannte, kam sie ihm entgegen. Sie stieß einen erleichterten Ruf aus und fiel ihm um den Hals.
»Er ist im Keller!« Sie war völlig außer Atem, das Haar und die Kleidung von Staub und Spinnweben bedeckt. »Levi ist ihm … er hat ihn …«
Parker drückte sie fest an sich. »Schon gut«, sagte er. »Hauen wir hier ab!«
»Hinter mir … Er kann jeden Moment auftauchen!«
Gemeinsam stürmten sie über den Vorplatz. Aus einer Öffnung am Fuß der Fassade ertönte Getöse. Libatique hatte irgendetwas dort unten umgestoßen. Er kam näher.
An der Auffahrt stand ein schwarzer Bentley. Ash wollte daran vorbeilaufen, aber Parker riss die Fahrertür auf und tastete nach dem Zündschloss. Im Inneren des Wagens stank es wie im Müllcontainer eines Steakhauses, vermischt mit dem süßlichen Duft von Aromabäumchen.
»Beeil dich!«, rief sie.
Der Schlüssel steckte. Parker zog ihn ab und schleuderte ihn, so weit er konnte, hinaus in den nächtlichen Garten.
Dann war es Ash, die Parker mit sich den Weg entlangzog, während er über die Schulter schaute und eine Gestalt erkannte, die auf allen vieren aus der Kelleröffnung krabbelte.
Als abermals Feuerwerk die Finsternis erhellte, sah er in Libatiques Augen. Aus ihnen dampfte die Nacht hervor wie der schwarze Rauch vom Grund des Pools.
Ihr Wagen parkte ein Stück vom Tor entfernt, hinter der nächsten Biegung. Weiter unten im Hang erklangen Schritte, zu schnell, zu kurz, zu viele. Aber als Parker erneut hinsah, war Libatique noch immer allein und glitt den gepflasterten Weg herauf wie ein Nebelschwaden.
Sie erreichten das offene Tor und bogen um die Ecke auf die Avenue de la Corniche. Unter ihren Füßen schien sich der Asphalt wie Kautschuk zu ziehen, aber dann erreichten sie das Auto, sprangen hinein und Parker betätigte die Zündung.
Im Rückspiegel explodierten rote Feuerwerkskaskaden. Zwei Glutpunke blieben in der Dunkelheit hängen und näherten sich.
Der Motor heulte auf, als Parker das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat.
»Er kommt!«, brüllte Ash. »Er ist direkt hinter uns!«
Der Wagen schoss vorwärts, geradewegs auf die nächste Kurve zu. Unmittelbar vor ihnen stiegen Raketen auf, vielleicht aus einem Nachbargarten, und Parker hielt wie hypnotisiert darauf zu, riss das Steuer dann doch noch herum und folgte der Straße.
Sein Außenspiegel musste zerbrochen sein, denn er sah nur ein schwarzes Oval. Aber auch im Rückspiegel war nur eine Wand aus Finsternis, keine Lichter mehr, keine Umrisse. Vielleicht der Qualm.
»Fahr schneller!«, brüllte Ash.
Der Wagen raste über einen Kreisverkehr und polterte über die Mittelinsel. Parker behielt das Steuer gerade noch unter Kontrolle.
Als er das nächste Mal in den Spiegel sah, waren dort wieder Straßenlaternen und erleuchtete Fenster, die Umrisse der Villen auf Cap Ferrat, die Feuerblüten am Himmel.
Ashs Augen waren weit aufgerissen und nach einem Moment wandte sie ihm das Gesicht zu.
»Haben wir ihn abgehängt?«
Er wusste darauf keine
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