Asche und Phönix
Klacken geworden. Der mehlige Geruch wurde stärker, die Schleimproduktion noch heftiger.
Flavien kam um das Bett herum auf Ash zu. »Hilf mir, sie unter die Dusche zu tragen!«
»Erst will ich wissen, was mit Parker ist. Frag sie, wenn du es nicht weißt!«
Flavien kam näher, während Ash zurückwich. Sie befand sich wieder auf Höhe des Badezimmers, als draußen die Tür des gegenüberliegenden Zimmers aufgerissen wurde. Ash hörte jemanden von hinten herankommen. Im nächsten Augenblick wurde sie gepackt und seitwärts ins Bad gestoßen. Es gelang ihr gerade noch, sich am Waschbecken abzustützen. Dann federte sie schon wieder hinaus auf den Flur.
Parker war an ihr vorbeigerannt und hielt Flavien mit einer Handvoll Salz in Schach. Weiße Kristalle rieselten zwischen seinen Fingern zu Boden. Das Ding auf dem Bett – der Sukkubus in seiner wahren Gestalt – krümmte sich peitschend vor und zurück und brachte dabei Laute hervor, die auf eine Weise obszön klangen, dass selbst Ash eine Gänsehaut bekam.
Sie berührte Parker am Arm. »Alles in Ordnung?«
»Ja, alles gut. Geh lieber raus hier, ich mach das allein.«
»Kommt nicht in Frage.«
Flavien starrte sie hasserfüllt an. »Warum musstet ihr das tun? Elodie hat euch nichts getan!«
»Ein Inkubus und ein Sukkubus als Liebespaar?«, fragte Parker. »Ich hatte keine Ahnung, dass so was überhaupt möglich ist.«
Und was hat Chimena dir noch verheimlicht?, dachte Ash, sprach es aber nicht aus.
»Vielleicht sind wir einfach schon zu lange Menschen«, entgegnete Flavien. »Kommt, bitte, ihr müsst ihr das Salz herunterwaschen! Lange hält sie das nicht aus. Dann stirbt sie!«
Ash stand hinter Parker im Flur und hätte ihm gern ins Gesicht geschaut. Sie begann, die hilflose Wurmkreatur auf dem Bett zu bedauern, mochte der Anblick auch noch so abstoßend sein.
»Ich wollte nur eine Antwort von ihr«, sagte Parker. »Stattdessen hat sie angefangen herumzutoben.«
»Weil sie wusste, was das Salz aus ihr macht!«, brüllte Flavien ihn an.
Ash lief ins Bad und drehte den Wasserhahn auf. Ihre Finger rutschten ab, als sie versuchte, den Abfluss zu verschließen, aber dann begann die Wanne allmählich vollzulaufen.
»Was machst du da?«, rief Parker von draußen.
»Wonach sieht’s denn aus?«
Sie ging zurück ins Zimmer, schob Parker beiseite und wollte zum Bett hinüber. Seine linke Hand schoss vor und hielt sie fest.
»Lass schon los«, sagte sie ruhig. »Du hast versucht, es auf deine Weise zu regeln. Jetzt mach ich es auf meine.«
»Aber –«
Sie kam zurück zu ihm, presste ihm einen Kuss auf die Lippen und löste sich wieder von ihm.
Flavien sah aus, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er sich auf sie stürzen und sie als Geisel benutzen oder ob er ihr vertrauen sollte. Sie baute sich vor ihm auf und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
»Die war für die blauen Flecken an meinem Hals. Und nun geh aus dem Weg!«
Flaviens Wangenmuskulatur zuckte, so hart biss er die Zähne zusammen, aber nach kurzem Zögern trat er beiseite. Ash schob sich die Ärmel hoch, beugte sich über das schlüpfrige Ding und versuchte, es mit beiden Händen zu fassen zu bekommen. Als Kind hatte sie im Park oft Regenwürmer von den asphaltierten Wegen aufgehoben und zur anderen Seite getragen, damit sie nicht vertrocknen mussten. Einige von den ganz besonders großen hatten sich wie wild gegen ihre Finger gewehrt, hatten sich geschlängelt und gewunden, weil sie partout nicht begreifen konnten, dass Ash sie retten wollte. Die Sukkubuskreatur fühlte sich ähnlich an, nur war sie so breit, dass Ash sie nicht mit beiden Händen umfassen konnte. Immer wieder rutschte sie aus ihrem Griff, und erst als Flavien auf Elodie einredete, beruhigte sie sich ein wenig und ließ zu, dass Ash sie wie ein Neugeborenes vom Bett hob. Die beiden Männer belauerten einander noch immer. Ash ignorierte sie und ging zur Badezimmertür.
»Irgendwas, auf das ich achten müsste?«, fragte sie. »Sie zerfällt in warmem Wasser nicht zu irgendeiner Matsche oder so was?«
»Nein, tut sie nicht«, sagte Flavien finster und folgte ihr, ohne Parker aus den Augen zu lassen. »Leg sie einfach hinein. Du musst ihr das Salz vom Körper reiben, wahrscheinlich hat es sich in ihre Schleimhäute gefressen. Sobald es stark genug verdünnt ist, kann es ihr nichts mehr anhaben.«
»Seife?«
»Besser nicht.«
Ash nickte, wich Parkers zweifelndem Blick aus und betrat mit der Kreatur das Bad. Das
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