Asche und Schwert
lieben Frauen«, sagte Medea.
»Ich meine«, sagte Spartacus, »ich liebe eine bestimmte Frau. Und nur diese Frau.«
Medea schwieg einen Augenblick lang. »Du bist verheiratet?«, fragte sie schlieÃlich.
»Ja.«
»Wo ist sie?«
»Sie wurde in die Sklaverei verkauft, genau wie ich. Ich kämpfe für das Haus Batiatus, damit ich sie wiederbekomme.«
Medea lehnte den Kopf gegen die Wand und starrte zum Mond hinauf.
»Jetzt wird mir alles klar, Thraker. Jetzt wird mir klar, warum du das Leben von Batiatus höher schätzt als dein eigenes. Aber was wird geschehen, wenn du deine Frau wiederbekommst?«
»Wir werden zusammen in Batiatusâ Haus leben, bis ich auch meine Freiheit wiederbekomme.«
»Und wenn du deine Freiheit nie mehr erhältst?«
»Ich werde sie erhalten.«
»Und wenn nicht?«
»Ich werde sie erhalten. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
»Du bist sehr vertrauensvoll. Zu vertrauensvoll.«
»Etwas anderes bleibt mir nicht übrig.«
»Sie nennen dich Spartacus «, sagte sie. »Nach dem alten thrakischen König?«
»Das ist der einzige Thraker, von dem sie je gehört haben.« Er zuckte mit den Schultern.
»Du hast Glück, dass es überhaupt einen gibt, von dem sie gehört haben.«
»Na und?«
»Du hast recht. Warum sollten wir uns jetzt noch darum kümmern? Für die Römer sind wir alle Barbaren. Eine ge waltige, wimmelnde Masse von Wilden. Wir sehen alle gleich aus. Wir denken alle gleich.«
»Das stimmt nicht.«
»Aber vielleicht wäre es besser so. Die Frau, die du vor dir siehst, ist bereits tot. Es geht nur noch darum, wie viele Römer ich in den Tod mitnehmen kann.«
»Wenn du als Gladiatorin kämpfst, werden die meisten deiner Gegner Barbaren sein, genau wie du. Oder Kriminelle, die die Römer nur zu gerne loswerden wollen.«
»Ich denke nicht an mich selbst, sondern an die Tausenden, die so sind wie ich. Tausende Barbaren, die sich wie ein Mann erheben.«
»Das ist unmöglich.«
»Du behauptest nur deshalb, dass das unmöglich ist, weil noch niemand damit Erfolg hatte. Sieh uns an. Sieh dir dieses glückliche Paar an. Es gibt so viel mehr Dinge, die uns vereinen, als Dinge, die uns trennen. Selbst wenn unsere Völker einst gegeneinander Krieg geführt haben.«
»Wir beide sind Gefangene der Römer.«
»Das ist eine Frage der Perspektive, Thraker. Warum sind die Geten deine Feinde?«
»Ihr habt unsere Dörfer geplündert. Ihr habt uns bestohlen.«
»Habe ich dir mehr gestohlen als die Römer, denen du jetzt so loyal dienst?«
»Batiatus hat mir sein Wort gegeben. Ich werde meine Frau wiederbekommen.«
»Und dann? Wie oft wirst du noch dein Leben riskieren müssen, um deine Freiheit zurückzukaufen? Und wie oft, um ihr die Freiheit zu kaufen?«
»In der Arena siegreich zu sein ist einfach.«
»Die Kosten für deinen Unterhalt. Die Kosten für deine Ausbildung. Die Kosten für den Erwerb deiner Frau. Was glaubst du, wie viele Jahre wirst du noch für das Haus Batiatus kämpfen, bevor du deine Freiheit wiedergewinnst?«
»Das ist gleichgültig, denn ich werde sie erringen. Batiatus hat â«
»Dir sein Wort gegeben, ich habâs gehört. Haben dir die Worte eines Römers in der Vergangenheit schon viel Glück gebracht?«
Spartacus brütete stumm vor sich hin, während Medea leise in sich hineinlachte.
»Dachte ich mir«, fuhr sie schlieÃlich fort. »Die syrischen Sklavenhändler wussten es sicher zu schätzen, als die Thraker in die Stadt gebracht wurden. Du wurdest das Opfer von Dieben, und seither bemühst du dich bereitwillig darum, das wiederzuerwerben, was dir schon längst gehören sollte. Die Geten sind nicht deine Feinde, Thraker. Die Geten hätten dich niemals so verletzen können, wie du, so scheint es, dich selbst verletzt hast.«
»Ich kann mir meine Freiheit kaufen.«
»Das kannst du. Aber dein Herr kann sich seinerseits dafür entscheiden, sie dir zu verweigern.«
»Das würde er nicht tun.«
»Er tut es bereits! Eine einzige Geste genügt, um dir deine Freiheit wiederzugeben. Eine Laune. Warum auch nicht? Wenn er es wirklich wollte, könnte Batiatus dir noch in diesem Augenblick die Freiheit schenken.«
»Ihr sprecht, Cicero«, sagte Verres, »von einer
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