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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Gerede!« Er schlich sich, so vorsichtig er konnte, von der Menge davon, wobei er Interesse an einer Platte voller Obst heuchelte, die gerade weggeschaft wurde – und an dem Sklaven, der sie trug.
    Â»Nennt mir Eure argumenta «, erklärte Cicero, »und ich werde über sie sprechen.«
    Â»Sklaverei soll das Thema sein!«, rief Timarchides mit rotem Gesicht. Er stand an eine Statue von Pelorus gelehnt und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. »Cicero soll sich dafür aussprechen, dass allen die Freiheit ebenso geschenkt wird wie mir.«
    Unter den übrigen Gästen erklang zustimmendes Gemurmel, und vereinzelt wurde sogar applaudiert. Cicero tat, als wäre er schockiert. Dann schien er gründlich nachzudenken, und dann wandte er sich mit einem Lächeln an die Menge.
    Â»Wir alle kommen als schreiende Kinder auf die Welt, und wir alle können von Natur aus nicht selbst für uns sorgen«, begann er. »Bei unserer Geburt bedürfen wir alle der Nahrung und des Beistands. Das ist nur natürlich. Aber wir werden nicht alle gleich geboren, und es wäre ein Trugschluss, wollte jemand das Gegenteil behaupten. Warum? Ich werde euch sagen, warum …«
    Â»Ich kann nicht bleiben«, erklärte Ilithyia. Sie sank auf eine Couch und griff nach einem Bündel Trauben, um einzelne Früchte davon abzuzupfen. »Ich reise heute Nacht noch ab. Ich hoffe, dass meine Träger mich nach Atella bringen werden, während ich schlafe. Somit soll das hier unser Abschied sein, bis wir uns in Capua wiedersehen.«
    Â»Was hat dich nur so ermüdet?«, fragte Lucretia. »Du hast den ganzen Tag über nichts getan, als Menschen zuzusehen, die sich zu deiner Unterhaltung abgemüht haben.«
    Â»Der gute Verres hat mich in der Arena mit Wein bespuckt. Weil mein Kleid nicht mehr zu gebrauchen war, musste ich in Neapel stundenlang nach einem neuen suchen. Erschöpfende Stunden gingen dahin, in denen Sklavinnen mir den Stoff anpassten. Und dann das Feilschen mit den Händlern. Welch Mühsal!«
    Â»Wie ich sehe, hast du am Ende doch noch einen Ersatz gefunden«, bemerkte Lucretia.
    Â»Es lässt sich einigermaßen tragen, obwohl es nicht der neuesten Mode entspricht«, sagte Ilithyia. »Ich habe mich für Blau- und Grüntöne entschieden, weil sie mich an das Meer in der Bucht von Neapel erinnern.«
    Â»Aber Grau und Braun waren nicht dabei? Wegen der Fischköpfe und des im Wasser treibenden Kots?«, fragte Batiatus.
    Â»Ich meine das Meer, wie ich es mir vorstelle«, fuhr Ilithyia ungerührt fort. »Im Sommer, bevor der Herbst die Wellen so wild aufschäumen lässt.«
    Â»Und das war eine kluge Wahl«, sagte Lucretia. »Du siehst höchst ansprechend aus.«
    Â»Allerdings«, stimmte Ilithyia zu. »Aber nicht das ist es, was mir am meisten zusetzt. Hast du das mitbekommen?«
    Sie deutete hinüber zu den Männern im Atrium, wo Cicero und Verres sich ein heftiges Streitgespräch lieferten. Die anderen Gäste folgten ihnen aufmerksam und fasziniert. Sie saßen auf Sofas und Stühlen, stützten sich auf Armlehnen oder hatten auf den in mehreren Reihen dicht aneinandergerückten Tischen Platz genommen.
    Â»Es wirkt fast so, als hätte sich der Senat im Atrium versammelt«, kommentierte Lucretia.
    Â»Ganz genau!« Ilithyia kicherte.
    Â»Sie faseln über Politik und ferne Länder«, sagte Batiatus. Ȇber Menschen und Legenden, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Sie erinnern an zwei senile alte Säcke, die immer wieder die Vergangenheit hervorkramen. Nichts kann sie jetzt noch aufhalten.«
    Â»Ich glaube, sie halten dich für ungehobelt«, sagte Lucretia.
    Â»Ich bin ein beschissenes Musterbeispiel an eleganter Höflichkeit.«
    Â»Du unterbrichst die Leute.«
    Â»Ich warte nur auf eine passende Gelegenheit, an ein Gespräch anzuknüpfen«, protestierte Batiatus.
    Â»Das tust du nicht! Man bekommt kaum einen Satz heraus, bevor du –«
    Â»Von mir aus soll Ciceros Zunge den ganzen Tag lang nicht ruhen noch rasten. Er ist ein Scheißanwalt. Jedesmal, wenn er den Mund aufmacht, kommt etwas Neues zur Verteidigung seines Mandanten heraus.«
    Â»Das ist ein Beispiel großartiger Rhetorik von einem Meister der Form«, sagte Ilithyia.
    Batiatus’ Augen schienen aus ihren Höhlen zu treten. »Das ist was? Das ist was?

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