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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Mann tot auf der Straße liegt, mit zahllosen anderen zusammen unsere Gefängnisse füllt oder selbst wieder zum Sklaven werden muss.«
    Â»Aber natürlich!«, rief Cicero begeistert. »Ihr habt ja so recht, mein Freund. Wir sind uns absolut einig!«
    Â»Wirklich?«, fragte Verres.
    Â»Durchaus!« Cicero lächelte. »Jedem Aufsteiger eröffnen sich zahllose Möglichkeiten. Vor ihm liegen das unsichere Leben und die Aussichten eines jeden freien Individuums. Über allem schwebt die Möglichkeit, ein Mann der Tugend zu werden. Vielleicht findet er den Segen der Götter, vielleicht ihre Verachtung; vielleicht gewinnt er Frauen, Wein und reiche Güter. Vielleicht erringt er sogar wahre Größe. Vielleicht geht er aber auch zugrunde.«
    Â»Und hinter ihm?«
    Â»Hinter ihm liegt der Sumpf, aus dem er kam. Die Versuchung, die Verbrechen und Korruption darstellen. Ja, es ist durchaus möglich, dass er oder seine Nachkommen schon bald wieder in die bestialische, ungebildete Welt der Sklaven zurückfallen. Aber können wir uns nicht darauf einigen, dass wenigstens die Möglichkeit eines Auswegs existiert? Ihr sagt, dass Sklaven Sklaven sind, weil es sich bei ihnen um hoffnungslose Fälle handelt. Aber das gilt nicht für alle. Was ist mit dem afrikanischen König, dem großes Unglück widerfährt? Was ist mit dem edlen römischen Soldaten, der in die Hände von Piraten aus dem Osten fällt?«
    Â»Lieber tot als ehrlos!«
    Â»So kann nur ein Mann sprechen, der noch nie ein Schwert in einer Schlacht in der Hand hatte.«
    Â»Was für Euch ebenso gilt!«
    Â»Das römische Recht erkennt die Möglichkeit an, dass gute römische Bürger gezwungen sein können, eine schwere Zeit zu durchleben. Sklaverei ist eine Art in die Länge gezogener Tod, doch bisweilen geschieht es, dass die Vorsehung eine glückliche Seele vom Abgrund zurückreißt.«
    Â»Das kann nicht sein!«
    Â»Fragt Eure Schreiber, fragt Euren Magistrat. Fragt sie, was es mit dem auf sich hat, was wir das postliminium nennen. Es betrifft jene Römer, die als Kriegsgefangene ihre Freiheit verlieren und sie später durch einen militärischen Sieg unserer Soldaten wiedererlangen – ein Sieg, der am Ende unausweichlich eintritt, auch wenn es einem Feind zunächst gelingen sollte, sich gegen die Republik zu erheben.«
    Cicero sah sich um. Er blickte in die erwartungsvollen, vom Licht der Öllampen erhellten Gesichter seiner Zuhörer und erkannte, dass sie auf eine Erklärung warteten. Verres, der es nicht gewohnt war, seine Stimme so sehr zu beanspruchen, nahm einen Schluck aus einem Weinkrug. Cicero würde seinen Angriff führen können, denn sein Gegner war beschäftigt. Der Quästor holte tief Luft und musterte seine Zuhörer mit großen Augen. Wortlos bat er sie darum, ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Fantasie zu benutzen.
    Â»Meine Freunde! Meine Freunde!«, rief Cicero. »Ich möchte euch alle bitten, vor eurem inneren Auge ein bestimmtes Bild entstehen zu lassen. Stellt euch vor, dass, noch während wir uns hier und jetzt mit Worten messen, lydische Piraten, Hunderte Meilen von ihren Verstecken in Asien ent fernt, heimlich an der Küste landen und diese Stadt plündern. Oh, wie die Römer kämpfen! Die Frauen schreien und fliehen, doch wir Männer halten mutig Stand und setzen uns mit Tischmessern und Kerzenhaltern zur Wehr.
    Der tapfere Verres ruft: Ihr werdet mich niemals lebend bekommen! Doch da wird er von hinten niedergeschlagen und fällt in Morpheus’ Arme. Er schläft. Als er erwacht, muss er entdecken, dass er in Ketten gelegt wurde. Man hat ihn als Galeerensklave an eine Ruderbank gekettet. Soll er mit gefalteten Armen dasitzen, fast wie ein Schwachsinniger und unfähig, sich zu wehren, während ihm der Sklaventreiber mit der Peitsche zusetzt, weil er es an Einsatz fehlen lässt? Oder soll er die Zähne zusammenbeißen und sich in tugendhaftem Vetrauen in das Ruder legen, von der festen Überzeugung erfüllt, dass jede seiner mühevollen Bewegungen die Galeere dem Augenblick der Vergeltung und der Rache näherbringt?«
    Leise verklang das Echo von Ciceros Stimme, während er in die schweigende, nachdenkliche Menge blickte. Er hielt genau so lange inne, bis die Zuhörer die Bedeutung seiner Worte wirklich verstanden hatten.
    Â»Kein Zweifel«, fuhr

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