Asche und Schwert
mir etwa den Kopf rasieren?«, fügte der betrunkene Gladiator hinzu.
»Es gibt auch noch etwas dazwischen«, sagte Barca mit vollem Mund.
»Nur Kriegsgefangenen rasiert man den Kopf«, stimmte Varro ihm zu. »Und nur Barbaren tragen ihr Haar ungekämmt. Ein Gladiator muss irgendwie einen Mittelweg fin den. Er muss sich entscheiden, ob er wie ein gepflegter Römer aussehen will, den man überall präsentieren kann.«
»Wie du!«, schnaubte Bebryx.
»Oder er muss dafür sorgen, dass ihn die Zuschauer bereits von fern daran erkennen, wie er sein Haar trägt«, sagte Barca.
»Barca erkennt man schon an seiner GröÃe«, bemerkte Spartacus.
»Und was ist mit denen, die nicht Barcas Statur haben?«, fragte Varro. »Auch sie müssen dafür sorgen, dass sich die Menge an sie erinnert, besonders wenn« â und hier schien er einen ganz kurzen Blick in Bebryxâ Richtung zu werfen â »sie in der Arena nicht gerade allzu viel Ehre finden werden.«
»An die Ehre erinnert sich die Menge immer«, sagte Spartacus und zuckte mit den Schultern. »An die Ehre und an den Sieg.«
»Für dich ist das kein Problem, Meisterkämpfer aus Capua«, sagte Varro. »Aber was ist mit uns kleinen Fischen, die wir in einem Meer von Schwertern herumschwimmen?«
»Du bist leicht zu erkennen«, knurrte Barca, »du mit deinem lächerlichen goldenen Haar.«
»Und was ist mit all den Benachteiligten, die weder Barcas GröÃe noch Bebryxâ pechschwarze Haut haben?«, fragte Spartacus. »Was sollen sie tun?«
»Vielleicht«, antwortete Varro nachdenklich, »würde sich die Menge wirklich ihre Haartracht merken. Die Zuschauer könnten nach dem âºKämpfer mit den geflochtenen Haarenâ¹ oder dem âºKämpfer mit den Knoten im Haarâ¹ verlangen. Würden die Frauen in Ohnmacht fallen, wenn ein Krieger einen Streifen hoch aufgerichteter Haare auf dem Kopf trägt wie gewisse Eidechsen eine Art Segel auf ihrem Rücken? Würde die Menge einen auffälligen Schnurrbart oder einen Bart mit dicken Knoten im Gedächtnis behalten?«
»Das bezweifle ich«, sagte Barca rülpsend.
»Du redest zu viel«, ergänzte Bebryx.
»Ihr solltet euch diese Fragen stellen und euch gründlich damit beschäftigen«, fuhr Varro ungerührt fort. »Geflochtenes oder mit Knoten verziertes Haar kann auÃerdem als zusätzliches Polster dienen. Unter einem Helm könnte dieses Haar den Schlag eines Gegners abfedern.«
»Du redest, ohne nachzudenken«, sagte Spartacus. »Was ist, wenn die Menge dein Haar benutzt, um deinen Tod zu verlangen? Tod dem Kämpfer mit den geflochtenen Haaren! Was ist, wenn du der Kämpfer mit den geflochtenen Haaren bist?«
»Kommt«, sagte Batiatus, der plötzlich hinter einem Aufseher erschien. Die Schatten in der Zelle huschten in Richtung der Wände, als das Licht einer Laterne durch die Gitterstäbe fiel. »Es wird Zeit, dass ihr euch der Menge präsentiert. AuÃer Bebryx mit seiner verletzten Schulter.«
Schweigend gingen sie durch den Korridor.
»Die Laterne lässt meinen Arm ermüden«, sagte Batiatus nach wenigen Augenblicken. »Hier, Barca, leuchte du uns.«
Mit ausdrucksloser Miene hob der Mann aus Karthago die Lampe und ging voraus. Batiatus trat neben Spartacus.
»Du hast gut gekämpft, Thraker«, sagte er.
»Danke, dominus .«
»Du hast mein Zeichen gesehen. Du solltest Timarchides erledigen.«
»Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass uns das nicht gelungen ist.«
»Er ist ein überraschend geschickter Gegner. Aber du sollst wissen, dass es die Zustimmung deines Herrn finden würde, wenn du ihn bei einer anderen Gelegenheit zufällig mit tödlicher Wucht treffen solltest.«
Batiatus eilte nach vorn, um den Auftritt seiner Kämpfer anzukündigen, während Varro und Spartacus einen zynischen Blick wechselten.
»Seid alle willkommen«, erklang Verresâ dröhnende Stimme. »Pelorusâ Schatten lädt euch ein zu diesem Gastmahl.«
Die Gladiatoren traten hinter einen Vorhang, wo bereits Batiatus stand. Er gab ihnen ein Zeichen zu warten.
Einzelne Hochrufe erklangen, doch der gröÃte Teil der Menge verharrte in respektvollem Schweigen.
»Und wie ihr sicher wisst, werden wir morgen Pelorus, den gröÃten lanista von Neapel, mit
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