Asche und Schwert
trug er in einer Schlinge. Er griff sich einen weiteren Krug von dem immer kleiner werdenden Stapel.
»Du trinkst mehr, als dir zusteht«, sagte Varro.
»Und du rührst deine Ration nicht einmal an«, erwiderte Bebryx mit saurer Miene.
»Ich habe sie noch nicht angerührt«, betonte Varro ruhig.
»Varro will keine bösen Ãberraschungen erleben«, erklärte Spartacus. »Es wäre möglich, dass wir bei der cena libera noch auf unvorhergesehene Art auftreten müssen.«
»Das ist nicht mein Problem«, sagte Bebryx mit einem fast unmerklichen Schulterzucken und rückte seinen Verband zurecht.
»Genau«, warf Barca ein. »Du hast deine böse Ãberraschung für heute ja schon hinter dir.«
Die anderen Gladiatoren kicherten. Bebryx starrte sie mit einem Blick an, als solle der Himmel jeden einzelnen von ihnen mit einem Blitz zerschmettern.
»Auf Cycnus!«, murmelte der verwundete Gladiator schlieà lich und hob einen Krug, der zweifellos Varro zustand.
Varro schien protestieren zu wollen, doch Spartacus hielt seinen Freund zurück.
»Er kann meinen haben«, sagte er.
»Das bedeutet nicht, dass der Kampf aufgehoben wäre«, brummte Varro. »Er ist nur aufgeschoben.«
Bebryx schmatzte mit den Lippen und grinste breit.
»Wenn du es nicht wagst, gegen einen Einarmigen zu kämpfen«, sagte Barca, »dann wird es für dich bald überhaupt keinen Kampf mehr geben.« Er spieÃte eine Wurst auf einen Stock und hielt sie vorsichtig über die glühende Asche. Varro und Spartacus folgten unverzüglich seinem Beispiel. Bebryx, der immer betrunkener wurde, musterte sie und schüttelte angewidert den Kopf.
»Ihr Römer â«, begann er.
»Ich bin kein Römer«, sagten Spartacus und Barca gleichzeitig.
»Ihr Römer und ihr römischen Sklaven«, fuhr Bebryx fort, ihren Protest ignorierend, »seht euch doch nur an.«
Die drei unverletzten Gladiatoren warfen einander ratlose Blicke zu.
»Ihr röstet die Reste vom Tisch eures Herrn über dem Feuer.«
Varro lachte. »Dich stört unsere Wurst, Bebryx«, sagte er. »Was für ein Problem kann man nur mit so einer Wurst haben?«
»Lippen und Innereien, Haut und Organe«, erwiderte Bebryx. »Zerkleinert und in Därme gepresst.«
»Ich weiÃ, was eine Wurst ist«, sagte Varro. »Ein seltener Luxus für einen Sklaven.«
»Wo ich herkomme«, knurre Bebryx, »stehen den Kriegern die besten Stücke zu. Die Jäger nehmen sich die Schinken und die Lenden. Solche Reste wie die da bekommen nur Frauen und Hunde.«
» Siegreiche Krieger?«, fragte Varro in scheinbar unschuldigem Ton, wobei er Bebryxâ Verband fixierte.
»Ein Tier!«, fuhr Bebryx mit verwaschener Stimme streitsüchtig fort. »Ein Lasttier. Sein Leben lang geschlagen, schlieÃlich getötet und in seinen eigenen Arsch gestopft.«
»Wenn du deinen Anteil nicht willst, bleibt umso mehr für uns«, sagte Barca.
»Ich habe als freier Bürger schon schlechter gegessen«, stimmte Varro zu.
»Besser frei sein und hungern«, schnaubte Bebryx, »als sich dem Willen eines Herrn zu beugen.«
Die Haut der Würste wurde dunkel und platzte in der Hitze auf; sie krümmten sich, und das Fett spritzte heraus. Während er den Wein aus dem Krug, der ihm nicht zustand, in sich hineinschüttete, fuhr sich Bebryx mit den Fingern durch seine straff geflochtenen Haare, wobei er ungewollt einige der Knoten löste. Perlen fielen heraus und rollten über den strohbe deckten Boden. Bebryx fluchte in der Sprache Numidiens und benutzte dabei ein Wort, das einem Begriff auf Karthagisch so ähnlich war, dass Barca ihn verstand und lächelte.
»Zu viel Aufwand«, sagte Varro.
»Was?«, murmelte Bebryx, der dem blonden Römer nicht allzu viel Aufmerksamkeit widmete.
»Du treibst zu viel Aufwand mit deinen Haaren«, erläuterte Varro. »Ein Gladiator sollte seinem Aussehen nicht so viel Aufmerksamkeit widmen wie eine Frau, die sich herausputzt.«
»Du verstehst überhaupt nichts«, erwiderte Bebryx. »Ich vermute, dir wäre es am liebsten, wenn man mir die Haare so sehr stutzen würde wie dem Thraker, sodass man mich überhaupt nicht mehr wiedererkennt.« Er deutete vage in Spartacusâ Richtung. Spartacus sagte nichts; sorgfältig kaute er sein Essen. »Oder soll ich
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