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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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lachte in Verres’ Richtung, und er lächelte ihr zu.
    Doch der Mann mit der Eisenkette war nicht so geschickt wie die Frau. Der nächste Löwe sprang auf ihn zu und kam ihm dabei so nahe, dass die Kette wirkungslos gegen die Flanke des Tieres schlug. Wie in einer Parodie eines Kusses unter Liebenden packte der Löwe den Kopf des schreienden Mannes mit seinen Pranken und durchbohrte dessen Gesicht mit seinen Fangzähnen.
    Als der Mann zu Boden stürzte, nutzte ein anderer Sklave die Gelegenheit, sprang auf den Rücken des Löwen und umklammerte mit aller Kraft den Hals des Tieres mit den von seiner eigenen Eisenkette gefesselten Armen.
    Die Würdenträger auf dem Balkon sprangen auf. Überall in der Arena tat es ihnen die Menge gleich, und die Zuschauer rangelten um die beste Sicht.
    Â»Ich traue meinen Augen nicht«, schrie Batiatus. »Löwenringen!«
    Â»Niemand hätte sich vorstellen können, dass uns diese Sklaven ein so anspruchsvolles Schauspiel liefern würden«, sagte Verres fasziniert. »Solche Wunder hätten wir unmöglich zuvor ankündigen können!«
    Â»Das ist wirklich unbezahlbar«, stimmte Batiatus zu. »Die Götter sind Euch wohlgesonnen, Verres!«
    Â»Allerdings …«, sagte Cicero zögernd.
    Â»Was?«, wollte Batiatus ungeduldig wissen.
    Â»Nun, vielleicht liegt es ja an meiner Unerfahrenheit in diesen Dingen, aber ist es möglich, dass die Menge inzwischen wirklich die Gejagten den Jägern vorzieht?«
    Batiatus sah vom Balkon auf die Ränge kreischender Neapolitaner, die die Sklaven auf Latein, Oskisch und Griechisch anfeuerten. Es war eine donnernde Kakophonie der immer gleichen ermutigenden Wendungen, von denen eine in die andere überging, wodurch eine an Meeresrauschen erinnernde Musik aus Geschrei entstand. Es war fast unmöglich, einzelne Wörter zu verstehen. Man musste schon genau hinhören und den Sprechgesang gleichsam durchsieben, um …
    Â»Tötet die Löwen«, rief Lucretia verzweifelt. »Sie wollen, dass die Sklaven die Löwen umbringen!«
    Â»Ich setze nach wie vor auf die Tiere«, lachte Batiatus, und er und Verres ließen begeistert die Weinkelche klingen.
    Â»Auf dieses Tier allerdings nicht«, sagte Ilithyia und deutete auf den unglücklichen Löwen mit dem Sklaven auf dem Rücken. Die Arme des Mannes hatten sich so unerbittlich um dessen Hals gelegt, dass dem Löwen schließlich die Luft ausging.
    Das Genick des Löwen brach, und plötzlich erschlaffte der Körper des Tieres in den Armen seines Gegners. Rasch glitt der Sklave von seinem Opfer und tastete im Sand nach der zu Boden gefallenen Eisenkette. Er hatte sie eben erreicht, als ihm ein weiterer Löwe fest ins Bein biss und ihm mit den Krallen den Oberschenkel aufriss.
    Vor Schmerz aufschreiend schlug der Sklave mit der Kette nach dem Tier. Das harte Metall krachte gegen den Körper des Löwen, doch dieser weigerte sich, von seiner Beute abzulassen.
    Â»So langsam wünsche ich mir, ich hätte noch einmal Wasser gelassen, bevor ich auf dieses Tier gestiegen bin«, sagte Varro. Sein Pferd schien sich unter ihm nicht besonders wohl zu fühlen und schwankte unsicher hin und her. Spontan beugte sich Spartacus vor und beruhigte es, indem er es am Zaumzeug festhielt.
    Â»Die Dinge neigen sich dem Ende zu«, sagte Spartacus. »Ich sehe niemanden mehr, der noch aufrecht steht.«
    Doch noch während er sprach, erhob sich stolpernd eine erschöpfte, blutüberströmte Gestalt.
    Â»Medea!«, rief Spartacus überrascht.
    Â»Die Anführerin lebt noch?«, fragte Varro.
    Â»Die Löwen haben sie noch nicht einmal verletzt. Bleib unten!«, schrie er ihr zu. »Bleib unten! Dann lassen sie dich in Ruhe!« Doch seine Stimme ging im Grölen der Menge unter.
    Â»Sehen sie wirklich, wie Gerechtigkeit geübt wird?«, sagte Cicero nachdenklich. »Oder genießen sie einfach nur den Kampf?«
    Â»Wäre es nicht möglich, dass sie beides zugleich tun?«, fragte Verres.
    Â»Die Gier nach solchen Schauspielen birgt ein Risiko«, sagte Cicero.
    Â»Welches Risiko?«
    Â»Dass der Kampf als Gerichtsverhandlung verstanden wird.«
    Â»Der Kampf ist die Hinrichtung «, stellte Verres fest.
    Â»Nur wenn diejenigen, die hingerichtet werden sollen, sich an ihre Rolle halten«, wandte Batiatus ein. »Aber ich fürchte, Eure Kriminellen

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