Asche und Schwert
Bebryx.
»Ich versuche, dein Leben zu verlängern. In diesem Kampf und im nächsten«, sagte Spartacus sanft. »Tu, was ich sage, und du überlebst.«
»Und wie wirst du antreten, Meisterkämpfer aus Capua?«, fragte Barca. Seine Stimme war voller Sarkasmus.
Spartacus dachte einen Augenblick lang nach.
»Mit den zwei Schwertern eines dimacherius «, sagte er. »Wie gegen den Schatten des Todes.«
Noch während er sprach, ging Timarchides mit schmerzlicher Miene an ihnen vorbei. Der Freigelassene nickte Spartacus kurz zu, und Spartacus drückte sich gegen die Gitterstäbe, um zu sehen, wohin der Grieche ging.
Der Freigelassene verharrte nervös vor den Eisenstäben einer nahe gelegenen Zelle. Schatten aus dem Innern des Raumes huschten über sein Gesicht, als er sich an die Männer wandte, die dort untergebracht waren.
»Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen«, sagte er.
Aus der Zelle kam keine Antwort.
»Meine Brüder«, fuhr der Freigelassene fort, »lasst nicht zu, dass es so endet.«
Jemand warf einen Helm gegen die Gitterstäbe.
»Haben wir denn eine Wahl?«, meldete sich eine wütende Stimme. »Vielleicht möchtest du dich uns ja anschlieÃen, Timarchides?«
»Ich teile das Urteil nicht, das gegen euch ausgesprochen wurde.«
»Aber du hast unser Schicksal geteilt. Du hast das Brot mit uns geteilt. Du hast unsre Siege und unsere Niederlagen mit uns geteilt.«
»Das habe ich getan. Voller Stolz.«
»Und jetzt sterben wir, während du vom pulvinus aus zusiehst.«
»Verzeiht.«
»Du bittest umsonst um Verzeihung! Wo sind unsere Kameraden?«
»Sie sind bereits tot.«
»Und du hast uns in diese entlegene Zelle gesteckt, damit wir bei ihrem Ende nicht zugegen sein konnten.«
Timarchides sah verlegen beiseite.
»Mir sind die Hände gebunden«, sagte er.
»Das sind sie nicht! «, rief der Mann wütend. »Du bist jetzt der Herr, und wir sind noch immer Sklaven.«
»Allerdings!«, sagte Timarchides, und seine Augen wurden schmal. »Ich bin kein Sklave mehr. Ich habe mir meine Freiheit erkauft. Ich habe sie mit hart erworbenem Geld bezahlt und so das hölzerne Schwert errungen. Ich habe mühevoll gearbeitet, um einem Sklavenschicksal zu entgehen, und mit Fortunas Hilfe habe ich mir dieses Recht verschafft.«
»Scheià auf dich. Scheià auf Fortuna.«
»Vielleicht, Scaeva, hättest du weniger Geld für Wein und Huren ausgeben und mehr für deine Freilassung sparen sollen.«
»Pass gut auf, Varro«, murmelte Spartacus leise seinem Freund zu.
Varro runzelte verwirrt die Stirn.
»Sie reden nicht über die Verbundenheit unter Männern«, zischte Spartacus. »Nur über die Freiheit, die man sich kaufen kann.«
Am anderen Ende des Korridors flogen die Beleidigungen hin und her.
»Ich werde dir zeigen, wie ein Gladiator kämpft.«
Timarchides wandte sich ab und ging unbeirrt auf die Stufen zu, die hinauf in die Arena führten, während ihm die Gladiatoren höhnische Kommentare hinterherriefen.
»Du warst kein Kämpfer.«
»Du warst kein Gladiator.«
»Du hast immer nur alles zusammengehortet.«
»Dieb!«
»Feigling!«
Als er an Spartacusâ Zelle vorbeiging, drehte sich Timarchides zur Seite und hob die Hand an die Augen, um die Tränen abzuwischen.
Unter dem Jubel der Menge zogen die Gladiatoren des Hauses Batiatus zur Fanfare des entscheidenden Kampfes in die Arena ein, auch wenn sie nur eine kleine, aus vier Mann bestehende Truppe bildeten. Spartacus trug zwei Schwerter, von denen jedes knapp unter der Spitze auf einschüchternde Weise halbmondförmig gebogen war. Barca war halb nackt; er hatte sich hoch aufgerichtet und schwang seine groÃe Axt. Varro trug den mächtigen ovalen Schild und den mit einem Helmbusch verzierten Kopfschutz eines griechischen Kriegers. Bebryx hatte die schwere Rüstung eines murmillo übergestreift; sein Schild hing ein wenig steif an seinem Arm, den er etwas zu dicht vor seine Brust hielt.
Ihre Gegner trugen alle exakt die gleiche Ausrüstung. Zehn Kämpfer umklammerten die Rundschilde, die mit dem doppelten Horn, dem Symbol des Hauses Pelorus, bemalt waren. Zehn Hände umklammerten die schmutzigen und erbarmungslosen blattförmigen Schwerter, deren Klingen ebenfalls mit dem doppelten Horn gekennzeichnet waren. Zehn Paar zerbeulte und
Weitere Kostenlose Bücher