Asche und Schwert
abgenutzte Beinschienen schützten sie vor tief geführten Angriffen.
»Das also sind die letzten Kämpfer des Hauses Pelorus«, sagte Cicero.
»Ihr Schicksal ist besiegelt«, sagte Verres und nickte. »Obwohl sie als Gladiatoren in ihren Zellen eingeschlossen waren, zählten sie zu den Sklaven eines Haushalts, dessen Herr grausam ermordet wurde. Auch sie werden sterben, ohne Ausnahme.«
»Ich muss gestehen, ich bin überrascht, dass sie mitspielen«, sagte Cicero.
»Inwiefern?«
»Wenn ich ein Sklave wäre und man mir sagte, dass ich unter allen Umständen sterben müsste, würde ich mir wahrscheinlich keine besondere Mühe geben, meinen toten Herrn zu ehren.«
»Was würdet Ihr tun?«
»Ich würde mir das Leben nehmen. Ich würde verhindern, dass jemand an meinem Leid auch noch verdient!«
Die anderen Würdenträger kicherten angesichts dieser Vorstellung.
»Gesprochen wie ein wahrer Römer«, sagte Verres lächelnd. »Genau das, Cicero, unterscheidet uns von den Barbaren.«
»Ihr wischt höchst komplizierte Dinge allzu lässig beiseite«, sagte Batiatus.
Lucretia warf ihm einen warnenden Blick zu, was er jedoch ignorierte.
»Ich glaube, ich verstehe, worauf Ihr hinauswollt«, sagte Cicero.
»Gladiatoren, die selbstmörderische Neigungen zeigen, werden mit besonderer Sorgfalt überwacht«, erklärte Batiatus. »Sie dürfen nicht einmal pinkeln, ohne dass eine Wache bei ihnen ist, und alle Gegenstände, mit denen sie sich verletzen könnten, werden weggeschafft. Ein Gladiator ist eine wertvolle Investition, und als Sklave hat er kein Recht, etwas zu beschädigen, was einem anderen gehört, sich selbst eingeschlossen.«
»Ich bin mittlerweile ein freier Mann«, sagte Timarchides mit einem schiefen Lächeln. »Doch wenn Fortuna zu lange gezögert hätte, mir gnädig zu sein, hätte ich mich möglicherweise selbst dort unten im Sand wiedergefunden.«
»Lasst Euch nicht abhalten«, lachte Batiatus. »Ich bin sicher, es werden sich noch irgendwo ein Schwert und ein Schild auftreiben lassen.«
Sein Witz kam bei den anderen nicht gut an.
»Quintus!«, rief Lucretia und erklärte, indem sie sich Timarchides zuwandte: »Mein Mann scherzt nur.«
»Ich bin daran gewöhnt, werte Dame«, sagte Timarchides und lächelte matt. »Man muss selbst GröÃe besitzen, um den Wert eines anderen anzuerkennen. Oft sind es diejenigen, die gerade erst gesellschaftlich aufgestiegen sind, denen es besonders schwerfällt, anderen den verdienten Rang zuzubilligen.«
»Was soll das heiÃen â«, begann Batiatus mit hochrotem Gesicht, doch Lucretia schirmte ihn geschickt mit ihrem Rücken ab, indem sie Timarchides Wein nachschenkte, als habe ihr Mann plötzlich aufgehört zu existieren. Batiatus stapfte zu dem schwindenden Vorrat an aufgetischten Trauben und Oliven und stopfte sich mit beidem wahllos den Mund voll.
Cicero näherte sich Batiatus. »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte er.
Die beiden Männer traten von den Erfrischungen weg, beugten sich über den Balkon und starrten müÃig hinab auf das spiralförmige Muster im Sand.
»Er glaubt, dass ich ihn verachte, weil er erst seit Kurzem ein freier Mann ist.« Batiatus spuckte einen Olivenkern auf den inzwischen wieder makellosen Boden der Arena. »Aber in Wahrheit verachte ich ihn deshalb, weil er ein schmieriger kleiner Dreckskerl ist. Ein echter Gladiator kennt seinen Platz. In den Augen des Gesetzes ist ein Sklave bereits tot, und für einen Gladiator gilt das sogar doppelt. Es bleibt ihm nichts, auÃer gut zu kämpfen.«
»In der Hoffnung auf Freiheit?«
»Ein Gladiator, der seine Freiheit gewinnt, ist in der Tat selten. Kämpfe gut und stirb gut.«
»Es fällt mir schwer, das zu begreifen.«
»Ihr lebt auch nicht Tag für Tag mit dem Tod und müsst mit ansehen, wie die Gladiatoren in der Arena armselig kämpfen, nur um anschlieÃend Erlösung von all ihrer Mühsal zu finden, indem sie in ihrer Niederlage ihrem Henker den Hals hinhalten. Wenn die Götter uns wohlgesonnen sind, werden wir solch einen edlen Anblick noch heute in der Arena zu Gesicht bekommen.«
Spartacus ging voraus, die Schwerter zum Angriff bereit. Barca und Varro hielten sich rechts und links von ihm, Bebryx bildete die Nachhut, um seine
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