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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Schließlich deutete er mit der nassen, roten Klinge auf die drei Männer und wartete. Seine Füße standen fest auf der Erde, sein Schild war erhoben und einsatzbereit.
    Â»Welcher wahre Gladiator kann einem Kampf um Leben und Tod widerstehen?«, sagte Batiatus hingerissen.
    Â»Das war gerade noch rechtzeitig«, hauchte Lucretia. »Dieser Kampf stand kurz davor, zum schlechtesten aller Zeiten zu werden.«
    Â»Dazu kann es immer noch kommen«, erwiderte Ilithyia. »Sofern die Kameraden dieses Kämpfers ihren irregeleiteten Protest fortsetzen.«
    Â»Unmöglich!«, rief Batiatus. »Unmöglich! Nach diesem plötzlichen, schicksalhaften Wandel werden auch die anderen ihr Verhalten ändern. Hört auf meine Worte!«
    Â»Woher diese Hochstimmung, Batiatus?«, fragte Cicero. »Ihr habt soeben einen weiteren Sklaven verloren.«
    Â»Pah! Der hat sich schon auf dem Friedhof als nutzlos erwiesen«, antwortete Batiatus in heftigem Ton. »Bebryx ist auf die bestmögliche Art gestorben. Er hat diesen Kampf zum Leben erweckt!«
    Â»Wie das?«
    Â»Bebryx’ Tod hat den Kämpfern eine Dosis jener Droge verschafft, der kein Gladiator widerstehen kann.«
    Â»Blut?«, fragte Cicero.
    Â»Applaus!«, rief Batiatus und deutete auf die jubelnde Horde des Publikums, die ihre Begeisterung herausschrie.
    Â»Seht!«, fuhr Batiatus fort. »Die Füße der Kämpfer wechseln ihre Position und scharren im Sand wie die Hufe kaum mehr zu bändigender Pferde auf der Rennbahn. Seht, wie sie sich Spartacus und meinen anderen Männern zuwenden. Der Tod eines Feindes hat sie wachgerüttelt. Sie sind dazu verurteilt, heute zu sterben. Voller Trotz und Wut haben sie sich darüber beschwert, dass es nirgendwo Gerechtigkeit gibt, doch jetzt erinnern sie sich wieder. Die Gerechtigkeit ist hier, inmitten von Blut und Sand. Jeder kann sie erringen, sofern er nach ihr greift. Und wer dabei untergeht, stirbt als Gladiator!«
    Plötzlich geriet Bewegung in die Formation, als die sechs Männer an die Seite ihres Gefährten eilten. Der Zusammenprall von Stahl und Holz ließ den Sand vibrieren, während die sieben Gladiatoren des Hauses Pelorus sich in den Kampf gegen die drei Männer des Hauses Batiatus stürzten. Einige Zuschauer jubelten einem Gladiator namens Pelorus zu, denn es war ihnen nicht klar, dass sich dieser Mann überhaupt nicht in der Arena befand. Andere feuerten Varro, den römischen Eroberer, an, der heute die Rüstung eines griechischen Kriegers trug. Wieder andere jubelten der Bestie von Karthago zu – einem Mann aus jener Stadt, die einst Roms größter Feind gewesen war, und der jetzt gezähmt im Sand des Amphitheaters stand, nach dem Willen Roms kämpfte und mit der Doppelaxt auf die Reihen seiner Gegner einschlug.
    Doch ein Name, für den sich die Menge begeisterte, übertönte alle anderen. Mit jedem Hieb, der diesen Kämpfer dem Sieg näherbrachte, erklangen die Silben über den Treppen und den Sitzreihen der Arena. Die Zuschauer schrien auf, als sich die beiden Schwerter dieses Kriegers in Schilde und Helme, Fleisch und Knochen bohrten. Er war der »Bezwinger des Schattens des Todes«.
    Er war der »Regenmacher«.
    Â»Der Meisterkämpfer aus Capua.«
    Spartacus.

XII  SPOLIARIUM
    XII
    SPOLIARIUM
    Nur wenige bekamen das Spoliarium jemals zu Gesicht, oder genauer gesagt: Nur wenige, die es zu Gesicht bekamen, blieben am Leben, um davon zu berichten, und kein Einwohner Neapels hatte jemals den Wunsch, es zu besuchen. Warum auch? Das Spoliarium war ein Ort des Todes und jämmerlichen Dahinscheidens, des Flehens und des Leids. Es war kein Ort für einen guten Römer, nur für Sklaven und wilde Tiere, die nicht wussten, wie man gut starb. Er stank nach Tod. Nach exotischen, unbenennbaren Fleischstücken, die in den Ecken verrotteten, nach Körperteilen, die man sich am besten nicht genauer ansah; die, auf Haken aufgespießt, verwesten und dann von Gittern aufgefangen wurden. Der Gestank ließ jeden würgen, der nicht daran gewohnt war; Neuankömmlinge erbrachen sich und wollten ins Freie stürmen, um nach frischer Luft zu schnappen, als könnte der menschliche Körper selbst auf einer primitiven, tierhaften Ebene erkennen, dass dieser Ort verflucht war.
    Der Sklavenjunge schloss die Tür hinter sich. Im Dach über seinem Kopf öffnete sich eine Luke, sodass

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