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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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die Treppe hinunterging, hörte er, wie sich einige Kinder kichernd über die Kaninchen unterhielten; er war dankbar dafür, dieses Spektakel verpasst zu haben.
    Â»Eine Frau ohne Wert«, sagte Timarchides zu ihm.
    Â»Das Urteil darüber muss mir überlassen bleiben«, sagte Cicero.
    Â»Wie Ihr überhaupt über alles ein ganz eigenes Urteil zu fällen scheint«, murmelte Timarchides.
    Â»Was soll das heißen?«, fragte Cicero mit einer gewissen Schärfe.
    Â»Nach Neapel zu kommen, um nach … um wonach zu suchen? Der Prophezeiung einer Prophezeiung? Um in dem herumzustochern, was Rom an Beute aus geplünderten Kulturen zugefallen ist.«
    Â»Es ist notwendig, um den glücklichen Fortbestand Roms zu sichern.«
    Â»Sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Roms nicht bereits in den sibyllinischen Büchern niedergelegt?«
    Â»Die Angelegenheit ist einigermaßen heikel«, seufzte Cicero.
    Â»Warum das denn?«
    Â»Weil sie sich nicht mehr in unserem Besitz befinden.«
    Timarchides drehte sich um und sah den Quästor fragend an. »Aber sie befinden sich doch im Jupitertempel auf dem Kapitolshügel!«, sagte er.
    Â»Der ist vor zehn Jahren niedergebrannt, und die Bücher wurden mit ihm vernichtet.«
    Sprachlos blieb Timarchides einen Augenblick stehen. Dann sah er sich um und betrachtete die festen, unnachgiebigen Steine der Arena.
    Â»Dann hat Rom also sein Ende erreicht? Dann ist eure Geschichte vorüber?«
    Â»Glücklicherweise sieht es so aus, als gäbe es eine Lücke in der Mauer des Schicksals.«
    Â»Das will ich doch hoffen.« Timarchides lachte humorlos.
    Â»Die Bücher können möglicherweise rekonstruiert werden.«
    Â»Das ist ein Scherz!«
    Â»Die Priester sind davon überzeugt, dass eine Prophezeiung weder von Worten geschaffen wird, die man auf eine Schriftrolle aufträgt, noch dass sie vernichtet wird, wenn die Schriftrolle verbrennt.«
    Â»Wirklich? Das habe ich aber anders gelernt.«
    Â»Gleichgültig, was man dir erzählt hat – und bei deinen Lehrern wird es sich wohl vor allem um ungebildete libysche Ammen und schlecht informierte Haussklaven aus Bithynien gehandelt haben –, vermag die Zukunft Roms bewahrt zu werden, indem wir uns um Orakel aus der ganzen Welt bemühen, die als Ersatz dienen können.«
    Â»Hätte man doch nur den verstorbenen König Tarquinius den Stolzen über diesen Punkt aufgeklärt, ihm wäre sehr viel Leid erspart geblieben.«
    Â»Machst du dich lustig über mich?«, fragte Cicero verärgert.
    Â»Natürlich nicht«, sagte Timarchides und schnitt eine Grimasse. »Ich mache mich über die Priester lustig«, fuhr er fort. »Verschwörerische Betrüger, denen nur daran gelegen ist, ihre eigenen Schatztruhen zu füllen.«
    Â»Genug! Die sibyllinischen Bücher können ersetzt werden. Man hat aus allen Ecken und Enden der bekannten Welt Prophezeiungen zusammengetragen. Sie sollen in Rom gesammelt und von ausgewählten Priestern geprüft werden. Die Geschichte wird weitergehen.«
    Â»Danken wir den Göttern dafür.«
    Â»Und Dank an dich, weil du eine der Prophetinnen verschont hast.«
    Â»Von wem sprecht Ihr?«
    Â»Von der Frau namens Medea.«
    Â»Sie wird nicht verschont werden.«
    Â»Ich würde sie dir abkaufen.«
    Â»Sie wird für ihr Verbrechen sterben. Und zwar schon bald.«
    Â»Darf ich sie dann wenigstens heute Nacht einer Prüfung unterziehen?«
    Â»Unvertraute Worte für eine nur allzu vertraute Bitte.«
    Batiatus ertappte sich dabei, wie er direkt neben Verres die Treppe hinunterging, ohne Hoffnung, seine Schritte beschleunigen oder verlangsamen zu können.
    Â»Ich beneide Euch um Euer Amt als Statthalter«, begann er nach einer vielsagenden Pause. »Ihr werdet so viele Möglichkeiten haben.«
    Â»Vielleicht«, antwortete Verres, »besteht auch die Möglichkeit, dass ich zum Ziel ihres Hasses werde. Die Sizilianer sind nicht darauf vorbereitet, von Rom regiert zu werden. Sie sehnen sich noch immer nach der Herrschaft der Peitsche.«
    Â»Warum?«
    Â»Sizilien war jener Teil der griechischen Welt, in dem die alte Lebensweise am längsten überdauert hat. Die Städte auf der Insel wurden von Tyrannen regiert – den mächtigsten Männern, den übelsten Männern. Vielleicht waren sie in seltenen Glücksmomenten

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