Asche zu Asche
eine Augenbraue, als wolle sie sich über ihn lustig machen, und eine Sekunde lang wusste er, dass sie die Alte geblieben war. Genauso schnell wurde sie wieder ernst. „Wenn du es zu mir gesagt hättest, dann wäre es etwas anderes gewesen. Denn ich hätte es hören wollen.“
„Ich wollte es hören.“ Er ließ seine Arme sinken und schüttelte den Kopf. „Aber irgendwie ahnte ich, dass du mir nicht glauben würdest.“
„Warum sollte ich auch?“ Sie lachte bitter. „Du gaukelst mir doch vor, dass du niemanden liebst. Dass du dich selbst in unverbindlichem Sex ertränkst. Das war okay, solange ich genau das von dir wollte. Aber du wolltest von mir mehr, und ich wollte es dir nicht geben. Und nun weist du mich zur Strafe zurück.“
„Damals wollte ich nicht mehr“, darauf bestand Max, einfach aus Gewohnheit. „Ich meine … ich habe viel Sex gehabt mit Frauen, die mir nichts bedeutet haben. Der Grund dafür ist, dass ich einmal jemanden geliebt habe. Er ist gestorben. Und nein, ich bin nicht schwul. Er war mein Schöpfer. Ich weiß, dass du denkst, diese ganze Vampir-Geschichte sei ekelerregend. Und ich weiß, dass du nicht an die Blutsbande glaubst, aber … die Blutsbande machen etwas mit dir. Und als er starb … Für mich war es leichter, mit seinem Tod umzugehen, wenn ich jeden Abend eine andere Frau mit nach Hause nahm. Dann habe ich dich getroffen. Und als ich versuchte, mit dir unverbindlichen Sex zu haben, da hat es nicht funktioniert.“
Max stöhnte und schwang seine Beine über die Bettkante, um sich aufzusetzen. „Ich höre lieber zu reden auf. Sonst mache ich alles nur noch viel schlimmer.“
„Du machst nichts schlimmer.“ Sie errötete. „Max, wir müssen darüber sprechen, sonst werden wir nicht glücklich.“
„Wir werden eh nicht glücklich. Wir werden sterben,hast du das schon wieder vergessen?“ Seine bittere Antwort schien Galle in seinem Hals aufsteigen zu lassen. Er schluckte. „Gott, das passiert mir jetzt schon zum zweiten Mal. Ich werde mich unsterblich in dich verlieben, und dann passiert dir etwas ganz Schreckliches.“
Liebevoll legte sie ihren Arm um seine Schulter und schmiegte sich an ihn. „Lass uns jetzt nicht darüber nachdenken.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht, dass so etwas passiert.“
„Ich will auch nicht, dass es passiert“, flüsterte sie, und ihr Atem kitzelte ihm am Ohr.
Max fühlte, wie sein Mund trocken wurde, als er an den Monat dachte, den er ohne sie verbracht hatte. Ein Monat, den er nie wieder zurückholen konnte. „Wir haben so viel Zeit verschwendet.“
„Dann lass uns nicht länger Zeit vergeuden.“ Sie legte ihr Gesicht gegen seinen Hals, und er bemerkte, wie heiße Tränen an seiner Haut klebten. „Liebst du mich?“
Er drehte sich um, um sie anzusehen. „Was für eine dumme Frage. Natürlich liebe ich dich.“
„Dann lass uns nicht noch mehr Zeit verschwenden“, wiederholte sie leise und zog sich ihre Bluse über den Kopf.
Wenn er sie verlassen hätte, wäre es ihm vielleicht möglich gewesen, seinen Schutzpanzer aufrechtzuerhalten. Vielleicht hätte er ihn ein wenig vor dem Schmerz um ihren Tod geschützt.
Aber er konnte sie nicht verlassen, und er wollte sich selbst nicht dazu zwingen.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verstrichen war, seitdem ich in Cyrus’ Badezimmer ohnmächtig geworden war. Auf jeden Fall wachte ich in Nathans Bett auf, aber ich fühlte mich, alsseien inzwischen zwanzig Jahre vergangen. Das warme Licht im Zimmer schien mir besonders übel gesinnt zu sein, und ich hatte Kopfschmerzen. Außerdem plagte mich ein Muskelkater, als hätte ich extrem viel trainiert, ohne mich vorher gut aufgewärmt zu haben. Ich stöhnte, aber meine Kehle fühlte sich an, als würde sie bluten, so trocken war mein Hals.
„Du bist wach. Gott sei Dank.“
Nathan. Ich drehte meinen Kopf, und es dauerte eine Weile, bis ich ihn deutlich erkennen konnte. Das Licht blendete mich. „Wo ist Cyrus?“
Nathan strich mir über den Handrücken. „Er liegt auf der Couch. Er ist vor einigen Stunden aufgewacht, aber er braucht noch seine Zeit, um sich von den Verletzungen zu erholen, die sie ihm beigefügt hat.“
„Er lebt.“ Ich holte tief Luft und zuckte zusammen, als ich dabei den Schmerz in meiner Brust spürte. „Na, das ist schon mal etwas.“
„Wie geht es dir?“ Nathans Stimme klang so besorgt, dass ich mit den Zähnen knirschte.
Wie immer pathetisch.
„Das war ich nicht.“ Ich hörte Cyrus’
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