Asche zu Asche
daher wollte ich noch nicht loskreischen, aber ich hatte mich nicht länger unter Kontrolle. „Er weiß, wo sich der Souleater aufhält! Wir brauchen ihn!“
„Ach, komm schon, Carrie!“ Ärgerlich warf Nathan das Buch zur Seite und schlug die Decke zurück, um aufzustehen. „Wir hätten den Souleater auch so gefunden, und das weißt du!“
„Nein! Das habe ich nicht gewusst!“ Ich stolzierte ins Wohnzimmer und erinnerte mich erst dann wieder daran, dass Cyrus sich mit uns in der Wohnung befand. Darum schlug ich hinter mir die Zimmertür zu. Während ich auf Nathan zuging und ihn mit meinem Zeigefinger bedrohte, sprach ich mit gedämpfter Stimme, damit er uns nicht hören konnte. „Wir können deine Blutsbande nicht dazu benutzen, ihn zu finden. Das haben wir schon hundertmal besprochen! Er könnte dir wieder einen Fluch auferlegen. Und dann würde er dich finden und wäre damit einen Schritt näher an seinem Ziel. Und wie immer hatte ich die Wahl, es mir leicht zu machen oder etwas zu tun, das mein ganzes Leben wieder durcheinanderbringt! So ist es doch immer, und ich bin es so leid, denn es ist nicht fair! Aber so ist es nun einmal.“
Mit erschreckender Geschwindigkeit stand Nathan vor mir und hielt mich an den Handgelenken fest. „Nicht fair ist, von einem Typen vergewaltigt zu werden und anschließend liegen gelassen zu werden, um zu verbluten, während keinevier Meter weiter deine Frau im Sterben liegt!“
„Na toll, und vor wenigen Minuten hat er dir noch leidgetan.“ Ich befreite mich aus seinem Griff. „Lass mich los!“
Nathan knurrte mich warnend an, während sich sein Gesicht zu einer Vampirfratze verzog, aber er ließ meine Arme los. Ich rieb mir die Handgelenke, während er zur Tür ging. „Wohin gehst du?“
„Ich gehe in den Laden“, gab er kurz zurück.
Ich sah auf die Uhr. In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. „Was willst du denn da?“
Er ging in den Flur, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte, dann hörte ich ihn mit den Schlüsseln klappern. „Ich bleib heute Nacht unten.“
Als wolle er diesen Satz betonen, warf er die Tür hinter sich zu.
Ich verbrachte den Tag im Schlafzimmer hinter verschlossenen Türen, aber ich konnte nicht schlafen. Ich schwankte zwischen meinem Ärger über Nathan und der Angst hin und her, dass Cyrus in mein Zimmer einbrechen und mich im Schlaf mit einem Pflock töten würde. So sah ich zu, wie das Licht hinter der Jalousie immer heller wurde.
Einmal riss mich ein Klopfen an der Tür aus meinem unruhigen Schlaf. Ich warf die Decke zurück und stand auf. „Nathan?“, rief ich, bevor mir klar wurde, dass es gar nicht Nathan hätte sein können, denn dann hätte er durch das helle Tageslicht gehen müssen, bevor er in die Wohnung kam.
„Nein.“ Cyrus’ Stimme klang ungewöhnlich schüchtern.
„Geht es dir gut?“
Lass mich rein.
„Ich kann deine Gedanken hören“, ließ ich ihn wissen.
„Das weißt du.“
Es juckte mir in den Fingern, die Tür zu öffnen, aber ich wusste nicht, was er von mir wollte. Warum hatte ich ihnnicht wieder festgebunden? Mein Argument, dass er keine Gefahr darstellte, solange er noch nicht wieder genesen war, schien jetzt vollkommen sinnlos.
„Ich weiß. Ich möchte bei dir sein.“ Ich hörte, dass er ein angewidertes Pah unterdrückte. Das hörte ich sogar durch die Tür hindurch. Ach, vergiss es.
In meinem Kopf entstand ein Bild, wie Cyrus und ich gemeinsam im Bett lagen, ohne Sex, sondern in einer tröstenden Umarmung. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass das Bild von ihm kam und nicht aus meinen Gedanken stammte.
Ich hörte seine Schritte, als er den Flur hinabging, während ich meine flache Hand gegen das Holz der Tür presste und mir einredete, ich könnte ihn auf der anderen Seite spüren.
12. KAPITEL
Alles beim Alten
Die Nächte, die Cyrus’ Verwandlung in einen Vampir folgten, waren fast unerträglich. Nach meiner ersten und letzten Weigerung, ihm nahe zu sein, schmollte Cyrus und wurde immer schwieriger. Auch wenn er mich nicht verbal attackierte, so benutzte er die Blutsbande doch zu seinem Vorteil, indem er mir Bilder sandte, die uns in blutrünstige Handlungen verwickelt zeigten. In den ersten Tagen konnte ich das tolerieren. Aber nach einer Weile wurden mir die Scherze zu blöd, und ich gab es auf, ihn zu ignorieren.
Nathan kehrte in die Wohnung zurück. Aber ich machte mir nichts vor: Er hatte mir nicht verziehen. In der Abstellkammer gab es kein Bett mehr, das
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