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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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und du solltest nicht so streng mit deiner Mutter sein. Weil ich schließlich nichts für mein Leiden kann. Aber du bist es einfach leid, immer nachsichtig mit mir zu sein, und wen zum Teufel interessiert es schon, ob ich es gut meine? Denn ich habe dich am letzten Chanukka-Abend allein gelassen. Was echt ätzend war, egal, aus welcher Perspektive man es sieht. Und wenn wir schon dabei sind … Fischvergiftung. Eine bessere Entschuldigung ist mir nicht eingefallen.«
    Maya hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt und schaute sie an.
    »Habe ich recht?«
    »Im Großen und Ganzen ja.«
    Brenna setzte sich zu ihrer Tochter auf das Bett. »Hör zu. Ich werde gar nicht erst versuchen, eine andere Entschuldigung zu finden, als dass Trent wirklich in Lebensgefahr gewesen ist. Und wenn ich dir erzählen würde, wie es dazu kam, würdest du mich anflehen, wieder zu behaupten, dass es eine Fischvergiftung war.«
    »Ist er jetzt wieder okay?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Brenna drückte Mayas Hand. »Ich liebe dein Porträt von mir. Ich schwöre bei Gott, es verschlägt mir regelrecht den Atem, was für ein Talent du hast.«
    Maya verzog den Mund zu einem leichten Lächeln. »Das ist schön.«
    »Und ich kann dir nicht verdenken, dass du sauer auf mich bist. Aber könntest du mir bitte trotzdem einen Gefallen tun?«
    Maya runzelte die Stirn. »Was für einen Gefallen?«
    »Dir das Chanukka-Geschenk von mir trotz der Verspätung anzusehen?«
    »Es wird nicht alles besser, wenn du mir was schenkst.«
    »Ich weiß.«
    »Du musst endlich daran denken, wer ein echter Teil von deinem Leben ist und wer nur in deinen Erinnerungen existiert«, erklärte Maya ihr. »Ich bin es einfach leid, dich ständig an deinen Job und an Clea zu verlieren.«
    Brenna sah sie an. »Du hast recht.«
    Maya zog die Knie an die Brust und strich sich die Haare aus den Augen. »Also gut.«
    »Also gut?«
    »Also gut. Ich nehme das Geschenk.«
    Brenna rannte in ihr Schlafzimmer und kam mit dem flachen Geschenkkarton zurück.
    Angesichts der Form hellte sich Mayas Miene auf, und sie stieß mit schriller Stimme aus: »O mein Gott. Ist es … ist es, was ich denke?« Sie kniff die Augen zu und atmete tief ein. »O Gott, o Gott, o Gott.«
    Brenna musste einfach lächeln. Wer sagt, dass ein Geschenk nicht alles besser macht? Maya sprang aus dem Bett, stürzte sich auf Brenna und schlang ihr die Arme um den Hals. »Danke. Danke, Mom.«
    In diesem Augenblick war Brenna dankbar dafür, dass sie nie etwas vergaß. Weil dieser Moment deswegen nie vollkommen verging. Sie konnte ihn an einem schlechten Tag wie ein gerahmtes Foto oder einen Lieblingspullover hervorkramen und diese wenigen Sekunden reiner Freude abermals erleben. »Woher weißt du, was es ist?«
    »Oh, Mom, das ist ja wohl offensichtlich.« Maya riss an dem Geschenkpapier wie damals als vierjähriges Kind, als ihr größter Wunsch zu Chanukka das Polly-Pocket-Haus gewesen war. » Juhu, Mommy, juhu!«
    »Danke!«, kreischte sie erneut, als sie endlich den ausgepackten iPod in den Händen hielt. »Danke, danke, danke!« Wieder war das Jahr 2000, und Maya hüpfte auf und ab und umschlang Brennas Bein mit aller Kraft. Was für ein winziges Bündel reinen Glücks. Und wie viel Liebe bringt es dir entgegen. »Ich liebe dich, Mom«, hatte Maya neun Jahre zuvor gesagt und sagte es auch jetzt.
    Während sie mit ihrem iPod spielte, machte Brenna Frühstück und gab sich die größte Mühe, kein einziges Mal an ihren Job zu denken, bis ihre Tochter angezogen und gegangen war. Denn mit Hilfe einer neuen App hatte sie mit ihrer Freundin Ruby ausgemacht, sich die Mittagsvorstellung im Kino um die Ecke anzusehen.
    Erst nachdem ihr Kind um kurz nach elf das Haus verlassen hatte, ging sie noch mal in die Küche, brühte eine frische Kanne Kaffee und genehmigte sich dazu zwei der Marshmallow-Biskuitröllchen, die sie aus dem Versteck in ihrer Speisekammer nahm. Ja, sie hatte zusammen mit Maya Tee und Rühreier gehabt, aber Nick Morascos wegen hatte sie noch immer einen Riesenappetit. Deswegen verspeiste sie das erste Röllchen mit zwei großen Bissen, und erst nach dem zweiten war das Loch in ihrem Magen annähernd gefüllt.
    Angenehm gesättigt holte sie sich ihren Laptop und rief ihre E-Mails auf. »Wow«, entfuhr es ihr. Denn die [email protected] hatte auf ihr Schreiben reagiert. Brenna rief die Antwort auf.
Wenn Sie über RJ sprechen wollen, kommen Sie heute (21. 12.) um 13 Uhr vorbei. Vorher ist niemand

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