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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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behauptet hatte, dass er vor zwei Monaten zum letzten Mal in diesem Raum gewesen war, sah es hier so aus, als würde sein Bewohner jeden Augenblick zurückkommen. Das Bett war zwar gemacht, aber die schlichte, beigefarbene Tagesdecke war nicht unter der Matratze festgesteckt. Die Rollläden waren geschlossen, die schon länger nicht mehr frische Luft roch nach Bettwäsche und Schweiß, und auf dem Nachttisch lagen ein Stapel Louise-Hay-Selbsthilferatgeber, eine Lesebrille und ein gelber Textmarker, als hätte irgendwer die Dinge erst vor wenigen Minuten abgelegt. Brenna nahm das Buch, das zuoberst auf dem Stapel lag – Wahre Kraft kommt von innen –, eine Neuauflage eines alten Werks, bei der Robin einem umgeknickten Seitenrand zufolge über Seite 162 nicht hinausgekommen war. Brenna überflog die Seite kurz. Warum hättest du ein Buch hier liegen lassen sollen, mit dem du noch nicht fertig warst?
    »Sind Sie wirklich sicher, dass Ihr Sohn die Absicht hatte fortzugehen?«
    Hildy nickte unglücklich. »Er hat mir eine Nachricht an die Kühlschranktür gehängt. Möchten Sie sie vielleicht sehen?«
    »Auf jeden Fall.«
    Kaum dass Hildy aus dem Raum gegangen war, hörte Brenna lautes Stöhnen, hob den Kopf und sah drei Frauen und einen Mann, die sich auf dem Computerbildschirm wälzten, wobei eine von den Frauen eine kleine Schürze trug und alle anderen völlig unbekleidet waren.
    »Trent«, herrschte sie ihren Assistenten an. »Hör auf, dir Robins Pornos anzugucken.«
    »Diese Pornos sind sein Job«, klärte er sie mit würdevoller Stimme auf.
    Brenna hob verblüfft die Brauen. »Er ist ein Pornostar?«
    »Porno-Cutter. Er hat Final Cut Pro X auf seinem Mac. Was irgendwie ein bisschen schmutzig klingt, wenn man nicht weiß, dass es ein Schneideprogramm ist«, fügte er kichernd hinzu, fuhr dann aber mit ernster Stimme fort: »Und dieses nette Filmchen hier war offenbar sein letztes Werk.«
    »Deshalb also der High-Speed-Anschluss«, stellte Brenna fest. »Damit er die fertigen Filme seinem Auftraggeber schicken kann.«
    » Happy Endings .«
    »Was?«
    »So heißt das Unternehmen, für das Robin arbeitet – zumindest taucht der Name jedes Mal im Abspann auf.« Er drehte sich zu Brenna um. »Ich habe von der Firma schon gehört. Ihre Produkte sind nicht schlecht.«
    In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Hildy kam wieder herein.
    Eilig schloss Trent die Seite, obwohl irgendetwas Brenna sagte, dass der Film in seiner prallen Pracht auch hätte weiterlaufen können, weil die ehrenwerte Mrs Tannenbaum genauestens wusste, wie ihr Sohn sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Und es wie den Playboy- Stapel ihres Mannes einfach ignorierte, weil das leichter zu ertragen war. Brenna hatte es daran gemerkt, dass Hildy sie nicht hatte ansehen können, als sie sie gefragt hatte, ob Robin am Computer tätig war, und etwas zögerlich behauptet hatte, dass sie nichts von Robins Arbeit wüsste, als sich Trent erkundigt hatte, ob es bei der Tätigkeit um Videos gegangen war. Diese Frau zu knacken, würde sicher alles andere als leicht.
    »Hier ist die Nachricht.« Hildy hielt sie Brenna hin. Sie war am Computer ausgedruckt und nicht besonders lang. »Er hat sie mir am 9. Oktober hinterlassen.«
Mutter,
warte nicht mit dem Abendessen auf mich. Vielleicht bin ich etwas länger unterwegs.
Gruß, RJT
    Brenna blickte Hildy an. »Gruß, RJT?«
    »Er hat noch nie gerne Gefühl gezeigt.«
    »Ach nein?«
    »Zumindest hier zu Hause und mir gegenüber nicht.«
    »Und wie er gegenüber seinen Freunden ist, können Sie mir nicht sagen.«
    »Ich kenne seine Freunde nicht.« Hildy atmete tief ein, und während eines langen Augenblicks war das einzige Geräusch im Raum das leise Klackern der Computertasten, mit dem Trent Befehle in den Mac eingab.
    »Erzählen Sie mir von der Frau mit dem Südstaatenakzent«, bat Brenna Mrs Tannenbaum.
    »Ich glaube nicht, dass Robbie sie wirklich gekannt hat«, antwortete sie. »Ich habe diese Stimme ab und zu gehört, wenn ich an seiner Zimmertür vorbeigegangen bin, und dachte, sie wäre aus einem … Film.«
    »Können Sie sich noch daran erinnern, was die Frau gesagt hat?«
    »›Lass mich gehen, mein Geliebter‹ oder etwas in der Art.«
    Brenna schloss die Augen und kehrte zum späten Nachmittag des Vortages zurück. Sie spürte ihren Schreibtischstuhl, die Schwere ihrer Lider und nahm alles wie durch einen Schleier wahr …
    Auf dem Laptop läuft der Download Nummer siebzehn, doch es fällt

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