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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Verschwinden ausgesehen hat.«
    Hildy starrte ihn mit großen Augen an. »Meine Güte. Ich habe dieses Bild bisher gar nicht bemerkt.«
    Trent zuckte mit den Schultern. »Mir ist es nur deshalb aufgefallen, weil bei mir auch so ein Bild neben dem Spiegel hängt.«
    Hildy runzelte die Stirn. »Sie haben ein Bild von Steven Spielberg neben Ihrem Spiegel hängen?«
    Trent schüttelte den Kopf. »Von Vin Diesel. Aber nicht wegen des kahlrasierten Kopfs. Mir gefallen die Tattoos, der Körper und, Sie wissen schon, das Modebewusstsein von dem Mann. Ich habe sogar einen ganzen Diesel-Kalender neben meinem Spiegel aufgehängt.«
    »Ich habe keine Ahnung, wer das ist«, gab Hildy unumwunden zu.
    Brenna blickte ihren Assistenten an. Zu jeder anderen Zeit hätte sie diese Information nach Kräften ausgenutzt und ihn wenigstens gefragt, welche von Vins Tattoos er abgekupfert hatte und ob er nicht befürchtete, einem Vergleich vielleicht nicht standhalten zu können, wenn Besucherinnen diesen Muskelprotzkalender unweit seines Bettes hängen sahen. Aber heute fand sie schlicht und einfach nicht die Kraft dazu. Das Einzige, was sie noch aufrecht hielt, war das Verlangen, möglichst schnell herauszufinden, was mit Robin Tannenbaum – und Lula Belle – geschehen war.
    »Wer hat Robin dieses Kinderbild geschickt?«, fragte sie Trent.
    »Es kam von einer Hotmail-Adresse.«
    »Sweetpea81?«
    Er nickte verblüfft.
    Woher weiß Lula Belle so viel über mein Leben? Weshalb hat sie dieses Bild?
    Brenna, die als Zehnjährige nach der Schwester ruft: »Clee-a! Mom sagt, dass das Abendessen fertig ist!« Brenna, die die Tür öffnet und sieht, wie Clea einen Gegenstand in einem Buch verschwinden lässt. Einen Schnappschuss. Den ihr Vater aufgenommen hat. Brenna und Clea zusammen auf einem Rad. Sie klappt das Buch in aller Eile zu, hebt den Kopf und schiebt das Buch in eine Schublade … Es ist alles furchtbar undeutlich. Will ich mich nur daran erinnern, oder habe ich das tatsächlich erlebt? Das konnte sie unmöglich sagen. Waren die Erinnerungen aller Menschen an die Kindheit so verschwommen – oder kamen nur ihr selbst diese Bilder im Vergleich mit all den anderen Bildern, die sie klar und deutlich sehen konnte, so verschwommen vor?
    Spielt das eine Rolle?
    Denn inzwischen hatte Lula Belle das Bild. Lula Belle kannte das Lied von dem Zementmischer und wollte Brenna offensichtlich in den Wahnsinn treiben, wenn sie nicht tatsächlich ihre jahrelang vermisste Schwester war.
    »Alles in Ordnung, meine Liebe?«, fragte Hildy in besorgtem Ton.
    Bist du meine Schwester, Lula Belle?
    »Brenna?«, fragte jetzt auch Trent.
    Sie atmete tief ein. »Ich habe seit zweiunddreißig Jahren kein Bild mehr gesehen, das mein Vater aufgenommen hat.«
    »Und warum nicht?«, wollte Hildy wissen.
    »Weil er uns verlassen hat«, klärte Brenna sie mit rauer Stimme auf.
    »Und Ihre Mutter war so wütend, dass sie die Bilder alle vernichtet hat?«
    »Das hat sie nicht aus Wut getan.« Brenna blickte Hildy an und zwang sich abermals zu einem Lächeln. »Für sie war Dad wie dieser Stapel Playboy -Hefte , auf die Sie im Schrank von Ihrem Mann gestoßen sind. Sie wissen schon … nur ohne die niedlichen Cartoons.«
    Hinter ihren dicken Brillengläsern kamen Brenna Hildys Augen wie zwei dicke Käfer vor, doch ihr Blick drückte Verständnis aus.
    »Sie hat ihn unter den Teppich gekehrt«, stellte sie fest. »Hat so getan, als hätte es ihn nie gegeben, damit er sie nie wieder verletzen kann.«
    »Ja.«
    »Aber hat sie je mit Ihnen über Ihren Dad gesprochen? Ihnen Geschichten erzählt oder …«
    »Nein.« Brennas Stimme zitterte. »Sie hat seinen Namen nie erwähnt. Er muss Hunderte von Aufnahmen von uns gemacht haben – aber die hat sie ausnahmslos entsorgt. Sie selbst hat gemalt und Skulpturen angefertigt, denn sie hat immer gesagt, dass sie Kameras nicht traut. Deshalb hatten wir, nachdem uns Dad verlassen hatte, nur noch irgendwelche Klassenfotos, und nachdem Clea verschwunden war, hat sie auch die fast alle weggeworfen. Weshalb meine Schwester für mich immer siebzehn ist, wie auf dem einzigen Bild, das Mom von ihr behalten hat. Dem Bild, das in der elften Klasse von ihr aufgenommen worden ist. Dieses Bild hat auch die Polizei benutzt.«
    Plötzlich drückte Hildy Tannenbaum ihr überraschend fest die Hände, wie um sie mit aller Kraft in die Gegenwart zurückzuziehen. Und es funktionierte. Bleib hier in der Gegenwart.
    »Ich will nicht so wie Ihre

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