Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
Vom Netzwerk:
anders an ihm war. Er sah weniger erledigt als vielmehr verloren oder traurig aus. »Bist du okay?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Also bitte, Brenna.«
    »Was?«
    »Na, das ist doch wohl klar wie Kloßbrühe. Du hast gerade wichtigere Dinge im Kopf. Bei denen es vielleicht um deine Familie geht.«
    »Ich würde trotzdem gerne hören, was passiert ist«, beharrte sie. »Und nur damit du’s weißt, Maya hat schon seit der fünften Klasse nicht mehr ›das ist doch wohl klar wie Kloßbrühe‹ gesagt.«
    Er umklammerte so fest das Lenkrad, dass Brenna das Weiß von seinen Knöcheln sah.
    »Hör zu, ich weiß, dass dir Persephone ans Herz gewachsen ist, und …«
    »Ich will den Namen nicht mehr hören.«
    Brenna starrte ihn verwundert an. »Und warum nicht?«
    Trent atmete geräuschvoll aus. »Ich habe gestern drei geschlagene Stunden auf dem Fischmarkt zugebracht und jeden einzelnen verdammten Fischhändler in Lower Manhattan angequatscht. Und bei einigen der Frauen dort konnte ich durchaus verstehen, woher das Schimpfwort ›Fischweib‹ kommt.«
    »Aber es hat niemand Annettes Katze gesehen?«
    »Nein. Ich habe ihnen alle meine Bilder von dem Tier gezeigt, die großen und die kleinen. Aber nichts. Und danach brauchte ich eine ganze Dose Axe, denn dieser Fischgeruch ist wirklich penetrant.«
    »Oh.«
    »War also ein Riesengriff ins Klo.«
    »Du hast dein Möglichstes getan. Vielleicht hat ja irgendwer sie bei sich aufgenommen.«
    »Du verstehst nicht.« Trent fädelte sich in den fließenden Verkehr auf dem Franklin D Roosevelt Drive ein. »Ich habe Mrs Shelby angerufen«, fuhr er fort. »Habe ihr gesagt, es täte mir echt leid und ich wollte sie ganz sicher nicht im Stich lassen, aber allmählich gingen mir die Ideen aus.«
    »Und, war sie deshalb sehr traurig?«
    »So kam es mir zumindest vor.« Er stieß einen Seufzer aus. »Sie hat mich gebeten, noch bei ihr vorbeizukommen, und ich dachte, dass sie mir den Arsch aufreißen will.« Er wechselte auf die linke Spur und trat aufs Gaspedal.
    Ängstlich klammerte sich Brenna an den Sitz. »He, mach langsam.«
    Aber Trent beschleunigte sogar noch mehr. »Ich schätze, ich hätte bereits Lunte riechen sollen, als ich all die Kerzen sah.«
    »Kerzen?« Brenna schluckte ihre Übelkeit herunter. »In der Wohnung von Annette?«
    »Ich dachte, jetzt wäre sie vollends durchgedreht. Himmel, ich weiß selbst am allerbesten, dass die Frauen auf mich fliegen, aber manchmal bin ich trotzdem fürchterlich naiv. Ich habe sie sogar gefragt, ob ich mir ihren Computer ansehen soll! Und weißt du, was sie daraufhin geantwortet hat?«
    Brenna zuckte innerlich zusammen. »Nicht wirklich.«
    Er starrte noch immer reglos geradeaus.
    »Hör zu, Trent. Ich bin sicher, dass ihr einfach ihre Katze fehlt und …«
    »Ihre Katze ist bereits vor drei Jahren gestorben.«
    Brenna starrte ihn entgeistert an. »Was?«
    »Ganz normal an Altersschwäche. Bereits vor Annettes Umzug nach New York.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    Er fuhr wieder auf die rechte Spur. »Die Suche nach der Katze war einfach ein Vorwand. Ich war für die Frau lediglich ein Gigolo. Sie wollte keinen Partner, Brenna. Sondern einfach einen Gigolo. Einen gepflegten, hochpreisigen Stecher, weiter nichts.«
    »Bist du sicher, dass das alles war? Ich meine, mir ist klar, dass Mrs Shelby einsam ist. Aber vielleicht wollte sie auch einfach einen … einen Freund.«
    »Kerzen. Überall. Und dann hatte sie noch dieses weiße Seidendingsbums an. Ich kam mir wie in einem gottverdammten Video mit Mariah Carey vor.«
    »Wow.«
    »Sie hat mir also all das Geld bezahlt, nur damit ich täglich etwas mit ihr trinke und ein bisschen Detektiv spiele. Es ging ihr nie um meinen Grips.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sie hatte es ganz einfach nur auf meinen jugendlichen Knackarsch abgesehen.«
    Brenna blickte ihn mit einem – ein wenig gezwungenen – Lächeln an. »Normalerweise würdest du dich damit brüsten.«
    »Ich weiß.« Als er Brenna ansah, verrieten seine Augen, wie verletzt er war. »Ich nehme an, ich mag es einfach nicht, wenn mich jemand belügt.« Wieder wechselte er auf die linke Spur, und während eines Augenblicks saß Brenna in dem weißen Buick Skylark Baujahr 1978 ihrer Mutter und war auf dem Weg zum Polizeirevier …
    8. September 1981. Sie sitzt neben ihrer Mom und versucht, sich an den Wagen zu erinnern, in den Clea eingestiegen ist. Das Modell oder das Nummernschild. Ihre

Weitere Kostenlose Bücher