Aschebraut (German Edition)
Mutter möchte, dass sie sich daran erinnert, und sie will sie glücklich machen, will, dass Clea wiederkommt und alles wieder wird, wie es bisher gewesen ist. Wünscht es sich mit aller Kraft. Doch das Einzige, was Brenna sehen kann, ist die blaue Farbe und wie Clea in den Wagen eingestiegen ist. Und sie hört auch noch die Männerstimme, die durchs offene Wagenfenster bis zu ihr gedrungen war. »Wie hübsch du bist, Clee-bee.«
»Du wirst dem Detective alles sagen, woran du dich erinnern kannst.«
»Ja, Mom.«
Mom umklammert derart fest das Lenkrad, dass die Finger wie zehn kurze weiße Seile aussehen. »Ich bin dir nicht mehr böse. Ich weiß, du hast gelogen, weil du deine Schwester schützen wolltest, und dass du dir eingebildet hast, das Richtige zu tun. Aber du hast mich zwei Wochen lang belogen. Zwei Wochen, in denen wir sie hätten finden können. Deshalb will ich nicht, dass du mich je noch mal belügst, Brenna. Egal, worum es geht.«
»Ja, Mom.« Die Klimaanlage bläst ihr einen heißen Luftschwall auf den Hals und ins Gesicht, während sie in den leichenblassen Himmel starrt. Er sieht wie ein unfertiges Gemälde aus und ist genauso farblos wie die Knöchel ihrer Mom.
»Hast du mich verstanden?«
»Ja, Mom.« Brenna biss sich auf die Lippe, starrte auf Trents Hände, die das Steuerrad umklammerten, sah abermals die Hände ihrer Mutter und biss sich noch einmal auf die Lippe.
»Hast du gerade Mom zu mir gesagt?« Trent sah sie fragend an.
»Was? Nein. Natürlich nicht.« Brenna kniff die Augen zu, murmelte den Fahneneid und kehrte – endlich – in die Gegenwart zurück.
»Also«, sagte sie, »du hast mir doch erzählt, du wärst noch in diesem Club gewesen, im Speck …«
»Wo ich eine von den süßen Mäusen aufgerissen habe?«
»Ja. Aber das hat nicht gestimmt, oder? Weil du in Wahrheit bei Annette warst.«
»O doch, das hat gestimmt. Ich war später noch im Speck .« Trent starrte wieder geradeaus. »Aber weißt du, was? Als ich mit Diandra zugange war, habe ich die ganze Zeit Persephone vor mir gesehen.« Wieder stieß er einen tiefen Seufzer aus. »Wirklich, ich meine, dank der blöden Mrs Shelby kann ich nicht mal mehr mit einer heißen Mieze in die Kiste steigen, ohne dabei das Gesicht einer verdammten echten Katze vor mir zu sehen. Die nicht mal mehr am Leben ist.« Er verließ den FDR Drive und bog in die 14. Straße ein.
»Diandra?«
»Ja, ein sexy Name, findest du nicht auch?«
30. September. Brennas linke Hand umklammert das Lenkrad ihres Wagens, und die rechte drückt das Handy an ihr Ohr. Trents Stimme kämpft gegen den Lärm der Disco an. »Und, wie heißt du, Schätzchen?«, fragt er gerade. »Diandra. Ein Name, der dafür geschaffen ist, dass man ihn in Ekstase stöhnt.«
»Du hast sie gestern nicht zum ersten Mal getroffen.«
»Uh, das stimmt. Unser erstes Treffen ist bereits zwei Tage her, aber nähergekommen sind wir uns dann erst im Speck . Sie hatte mir gesimst, um mich zu fragen, ob ich sie dort treffen will.«
»Du hast sie nicht erst vor zwei Tagen kennengelernt.«
»Doch.«
»Du kennst sie aus dem Bedd .«
Trent runzelte die Stirn. »Aus dem Bett?«
»Nein, aus dem Bedd. Mit Doppel-d. So hieß der Club.«
»In Brooklyn? Nie im Leben. Weil der Laden total ätzend ist. Ich war dort zum letzten Mal …«
»Am 30. September. Und um 22 Uhr 30 hast du dieses Mädchen angequatscht. Ich meine, falls es dieselbe Diandra war. Wobei der Name ziemlich ungewöhnlich ist.«
»Was zum Teufel …«
»Du hast in dem Moment mit mir telefoniert. Ich war auf dem Weg nach Tarry Ridge und habe mir alles, was du siehst, von dir beschreiben lassen, um nicht …« Sie unterdrückte die Erinnerung. »Ach, im Grunde ist es vollkommen egal.«
»Das ist es nicht. Weil du dich an Sachen aus meinem Leben erinnern kannst, die ich schon längst vergessen habe. Und weil du dazu noch meine Chefin bist. Was für mich total erschreckend ist.«
Brenna krachte unsanft gegen die Autotür, denn wieder wechselte er urplötzlich die Spur. »Mann, ich hasse diese Drängler.«
»Warum ist das für dich erschreckend?«, hakte Brenna nach.
»Echt, man könnte beinahe denken, dass dieser bekloppte schwarze Kombi meinen schönen Ford bespringen will.«
»Warum ist mein Gedächtnis für dich erschreckend, Trent?«
Er seufzte. »Wenn ich was vermasseln würde, würdest du das nie vergessen. Deshalb muss ich immer hundertprozentig auf dem Posten sein.«
Brenna sah ihn an und dachte an das
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