Aschebraut (German Edition)
verboten, dass er je noch mal mit diesem Jungen spricht.«
»Das war vor seiner Verhaftung.«
»Ja. Verhaftet wurde er erst zwei Monate später. Ich wusste sofort, dass es die Schuld von diesem anderen Jungen war. Ich wusste, dieser Freund hatte ihn dazu angestiftet. Hatte ihn dazu gebracht, dass er in das Haus von diesem Lehrer eingebrochen war. Und dann, als Robbie ihn gebraucht hätte, hat dieser Junge so getan, als würde er ihn gar nicht kennen. Er hat dem Professor weisgemacht, Robbie würde lügen, wenn er sagt, es wäre eine Mutprobe gewesen. Das hat meinem Jungen das Herz gebrochen und dazu geführt, dass er die Schule hingeschmissen hat. Als Robbie wieder heimkam, war er … war er … oh, ich wünschte mir, er hätte diesen schlimmen Kerl nie kennengelernt.«
Brenna vermied es, Morasco anzusehen, und verdrängte den Gedanken an die vielen Fragen, die sie hatte, Hildy aber nicht zu stellen wagte, weil die arme, fehlgeleitete Gestalt dann vielleicht endgültig zusammenbrach. Auch wenn sie deshalb die Antworten, die sie so dringend brauchte, vielleicht nie bekam. Robin hatte einen Freund gehabt. Robin, der auf allen Fotos – selbst dem Foto seines Abschlussballs – entweder allein oder höchstens in Begleitung seiner Eltern war und über das Internet Kontakt zu einem Schatten unterhielt. Vor drei Jahren hatte Robin einen echten Freund aus Fleisch und Blut gehabt.
»Hildy«, sagte Brenna. »Wissen Sie, wie dieser Freund von Robbie heißt?«
In Hildys großen Käferaugen stand blanker Abscheu. »Robbie spricht nicht mehr von ihm. Und selbst wenn sich dieser Junge bei ihm melden würde – was er nicht getan hat –, würde Robbie nie …«
»Trotzdem.«
Sie blickte zu Brenna auf, biss die Zähne aufeinander und holte so tief Luft, als würde sie den bloßen Namen nur mit allergrößtem Widerwillen aussprechen. »Shane Smith.«
Vor der Wohnung simste Brenna Trent den Namen dieses Jungen und den Namen der Akademie, an der RJ nach Aussage von Hildy vor drei Jahren für drei Monate gewesen war – Schule des bewegten Bildes in Los Angeles. Tannenbaums Freund von der Akademie , tippte sie in ihr Handy. Finde bitte alles über ihn/die beiden raus. Im hellen Sonnenlicht tat ihr verletztes Auge weh, und noch während sie sich ihre Sonnenbrille auf die Nase schob, traf bereits die Antwort ihres Assistenten ein. Okay.
Wenn er irgendetwas Interessantes auf Robins Mac Pro gefunden hätte, dann hätte er sie längst schon angerufen oder eine E-Mail oder eine SMS geschickt, aber trotzdem fragte Brenna nach, und wieder schrieb er umgehend zurück.
Heiße Pornos und sonst nichts. Hacke mich jetzt noch in das Mail-Account.
Okay. Während sie ihr Handy wieder in die Tasche schob, kehrte sie gedanklich in den Ford zurück, und heiße Panik wogte in ihr auf …
Trent reißt das Lenkrad herum, der Wagen überschlägt sich wie in Zeitlupe, bleibt stehen, und ihr platzt der Airbag ins Gesicht. Sie bekommt nur noch mit Mühe Luft und hört ein Stöhnen hinter sich. Sie kann nicht sagen, und es ist ihr auch egal, ob das Stöhnen von Bo oder von Diddley kommt, und dann denkt sie an Trent … Trent, o Gott, Trent, ich bringe diese Schweine um, ich schwöre dir, wenn sie dir was getan haben, bringe ich diese Schweine um. Bringe sie mit meinen bloßen Händen um.
Ein Wagen schoss an ihr vorbei und riss sie in die Gegenwart zurück. Sie zog ihr Handy wieder aus der Tasche und schrieb Trent noch eine SMS: Halt die Ohren steif.
Sofort tauchte auf ihrem Display seine Antwort auf: Seit wann sind Pornos für die Ohren da?
Brenna verzog schmerzlich das Gesicht. »Ich will gar nicht wissen, was du gerade machst«, murmelte sie.
»Wie geht es Trent?«, erkundigte sich Nick.
»Er ist wieder ganz der Alte.«
»Was nicht nur ein Segen ist.«
»Genau.«
Morasco öffnete die Tür von seinem Wagen. »Ich kann mir ja mal den Bericht über die Festnahme besorgen«, bot er an.
»Glaubst du, dass es den noch gibt?«
Schulterzuckend stieg er ein. »Ich bezweifle, dass man ihn gelöscht hat, nur weil Tannenbaum inzwischen einen festen Job als Porno-Cutter hat.«
Während er den Motor anließ, bekam Brenna eine neue SMS und schob erneut ihr Handy auf. Endlich.
»Das war die Werkstatt.« Sie blickte Morasco an. »Macht es dir was aus, kurz dort vorbeizufahren? Mein Wagen ist fertig …« Sie brach ab, als sie den schmerzerfüllten, mitleidigen Blick bemerkte, der ihr in den letzten Tagen immer wieder an ihm aufgefallen war.
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