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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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einem Band um seinen Hals hing. Und damit wusste Summer alles, was sie wissen musste.
    Sie spürte das Flirren, noch bevor Beljén mit einem tiefen Ausatmen wieder neben ihr erschien. Genau an der Stelle, wo ihre Maske lag. Und als sie die Arme herabsinken ließ, stand sie wieder maskiert vor dem Wächter.
    Bevor sie etwas sagen konnte, hatte Summer schon ihre Hand genommen. »Wir können gehen«, sagte sie und zog Beljén einfach mit sich. »Ich habe alles erfahren, was ich wissen wollte. Tellus Kansen wird dem Soldaten meinen Dank ausrichten.«
    Über die Schulter warf sie einen Blick zurück und war zufrieden. Der Alte musterte sie so nervös, als würde er nur zu gut wissen, dass das nicht das letzte Wort der Zorya mit der Elfenbeinmaske gewesen war.

die kammern der winde
    D er Todeskuss hatte Beljén erschöpft. Auf dem langen Rückweg zum Inneren Zirkel hatte Summer sie um die Taille umfangen gehalten. Und als sie auf den Marmorblock niedersank und die Maske abnahm, war ihr herzförmiges Gesicht bleich; tiefe Schatten lagen unter den Augen. Summer setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. »Ich war auf dem Schlachtfeld«, murmelte Beljén. »Es war ein Soldatenmädchen, das für Lord Teremes kämpfte. Sie hat mich gerufen, aber dann, als ich sie küsste, hat sie sich so sehr ans Leben geklammert, dass ich fast zu geschwächt war, um zurückzukehren.«
    »Dann schlaf«, sagte Summer und strich ihr über die Locken.
    Beljéns Kopf sank schon schwer auf ihre Schulter und Summer bettete ihre Freundin vorsichtig auf den Stein. Sie legte sich neben sie und breitete den Mantel aus Feuerfaltern über sie beide. Als sie selbst die Augen schloss, erhaschte sie Fragmente von Beljéns Traum: ein verwüstetes Feld, Truppen, die gegeneinander kämpften. Die Soldaten der Lady, mit schwarzgrauer Tarnfarbe im Gesicht. Und die Truppen von Lord Teremes, deren Gesichter im Gegensatz dazu weiß wirkten. Schachfiguren , dachte Summer. Und obwohl sie nun wusste, auf welcher Seite sie stand, gab der Gedanke an Moira und Farrin ihr einen Stich.

    In dieser Nacht war es einfach. Die Zorya im Raum schliefen ebenso tief wie Beljén, reglos wie Statuen. Kein Lid zuckte, als Summer hinausschlich. Heute trug sie ihr Haar offen, es fiel ihr in langen Wellen bis über den Gürtel. Die Taschenlampe, die sie in der Umkleidekammer gefunden hatte, wog schwer in ihrer Hand, während sie zum ersten Turm eilte.
    Es erstaunte sie nicht, in der Wächterkammer Licht zu sehen.
    Die Pritsche mit dem Haufen von Felldecken war unberührt. Und Tellus saß hellwach am Tisch, auf einem grob zurechtgehauenen Holzklotz, der ihm als Stuhl diente.
    »Ihr kommt spät, Mylady«, bemerkte er mürrisch.
    »Und trotzdem hast du auf mich gewartet.«
    Sie machte die Taschenlampe aus und trat zu ihm. »Wie sieht es aus, Tellus. Kommen wir heute ins Geschäft? Was willst du? Ein Geschenk?«
    Er schnaubte verächtlich. »Geld? Das ich hier oben ausgeben kann, um mir ein schönes Leben zu machen? Ich hätte Euch etwas mehr Verstand zugetraut. Nein, Euer Geld wird Euch bei mir genauso viel nützen wie Eure Drohungen.«
    Summer lächelte. »Ich weiß. Ich meinte das hier, als ich von einem Geschenk sprach.«
    Sie holte das Kartenspiel hervor und legte es direkt vor ihm auf den Tisch. Er gab ein spöttisches Grunzen von sich. »Einen Satz welliger alter Karten? So hoch schätzt Ihr meine Dienste ein?«
    »Mach dich nicht darüber lustig!«, sagte sie mit Nachdruck. »Diese Karten bedeuten mir viel. Vielleicht ebenso viel wie dir dein Stolz. Auch wenn du es dir kaum vorstellen kannst, sie haben mich viel gekostet.«
    Die dunkelbraunen Augen musterten sie lauernd. »Eine von
euch, die so schnell gekränkt ist wegen ein paar speckiger Spielkarten? Mal ganz was Neues. Nun, in diesem Fall vielen Dank.«
    Summer nickte. Der Einsatz für das Spiel zwischen ihnen beiden lag nun auf dem Tisch. Seine Neugier war geweckt. Aber damit hatte sie das Spiel noch lange nicht gewonnen. Erst musste sie ihn aus der Reserve locken.
    »Darf ich ihn jetzt sehen?«
    Wie erwartet, schlug er sofort zurück. Er verschränkte die Arme, was bei seiner Körperfülle nicht einfach war, und sagte unfreundlich: »Ich habe wirklich keine Schlüssel zu den Stahltüren. Ich bin hier nur der Verwalter der Vergangenheit und der Toten. Besser gesagt der zukünftigen Toten.«
    Summer runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Hat Euch das niemand erzählt? Dieser Turm hier war früher die eigentliche

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