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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ein, er könnte uns besiegen und Herr über Leben und Tod werden. Und er hat sich lange darauf vorbereitet. Ich habe es bereits geahnt, in den Jahren, in denen du verschwunden warst. Ich spürte, dass du lebst. Irgendwo. Und ich war zornig auf dich, Tjamad. Ich dachte, du hättest mich betrogen und würdest dich absichtlich vor uns verbergen. Die Sucher fanden zwar heraus, dass du im Nordland warst, aber sie stießen nicht auf deine Spur. Als hättest du sie absichtlich verwischt.«
    »Ich … habe mich nicht absichtlich vor euch versteckt. Ihr habt es doch erfahren! Ich wurde von Indigo schwer verletzt über das Meer verschleppt und war bewusstlos.«
    »Erstarrt, ja, ohne Herzschlag, wie im Winterschlaf. Und ich glaube dir auch, dass es genauso war, wie du es uns berichtet hast. Trotzdem müssen wir den Folgen ins Auge sehen. Indigo hat in dieser Zeit nämlich nicht geschlafen. Vor einiger Zeit ist wieder eine Zorya verschwunden, und vor drei Jahren noch eine. Beide waren bei ihrem letzten Kuss irgendwo im Nordland. Und seit zehn Tagen sind vier Zorya aus dem Inneren Zirkel nicht wiedergekehrt! Das war Indigos Kriegserklärung an mich. Ich nehme an, sie haben das gleiche Schicksal erlitten wie du. Kein Sucher konnte sie finden. Und vielleicht gibt es bereits schon sechs Menschen
mehr, die sich damit die Unsterblichkeit gestohlen haben. Vielleicht ist Lord Teremes sogar einer davon. Als du vor etwas mehr als einem Jahr erwacht bist, spürte ich bereits, dass etwas im Gange ist. Und ich hatte damals schon den Verdacht, dass du der Schlüssel zu dem Ganzen bist.«
    Summer senkte den Kopf. Die Schuld traf sie härter denn je. Am liebsten hätte sie sich zu den anderen Zorya geflüchtet. Sie sehnte sich unendlich danach, einfach zwischen ihnen unterzutauchen und ein Teil von ihnen zu sein. Und nicht das Mädchen, das Lady Mar nun musterte, als wolle sie ihm bis auf den Grund seiner Seele blicken.
    »Als du nach dem Erdbeben in Telis erwacht bist, empfand ich deine furchtbare Angst und Verwirrung«, fuhr die Lady fort. »Da begriff ich, dass du zumindest in dieser Hinsicht kein falsches Spiel mit mir gespielt hattest, sondern dass dir etwas Schreckliches zugestoßen war. Ich schickte wieder Sucher aus, um dich zu finden. Und verbündete mich währenddessen mit einigen Lords, um mir einen guten Stützpunkt zu schaffen - im Nordland, wo du und die beiden anderen verschwunden seid.«
    Falsches Spiel. Falls die Lady von ihrem Geheimnis wusste, war das ihr letztes Angebot an Summer, ihr alles zu sagen.
    »Nimm die Maske ab, Tjamad!«
    Sieht sie, wie sehr meine Hände zittern? Nimm dich zusammen! Unter ihren heißen Fingern war das Elfenbein wie Eis.
    »Ich sehe, du hast dich schon gut erholt«, bemerkte die Todesfrau. »Und? Wie steht es mit deinen Erinnerungen? Ist dir wieder eingefallen, womit dich Indigo verletzen konnte? Wie konnte er dir den Mantel nehmen?«
    Nicht nur die Schärfe in Lady Mars Tonfall ließ Summer zusammenzucken.

    »Das Schwert«, sagte sie leise.
    Lady Mars Mantel rauschte auf wie Millionen von Flügeln, als sie sich abwandte und ungeduldig einige Schritte an der durchsichtigen Wand entlangging. Als sie stehen blieb und wieder zu Summer herumwirbelte, sah es aus, als würde sie direkt über den fernen Schlachtfeldern schweben.
    »Wenig wahrscheinlich, Tjamad«, fuhr sie sie an. »Wir sind unverwundbar, nichts kann unserem Mantel etwas anhaben! Nichts! Kein Feuer, kein Schwert, keine Säure. Also hat unser ehrgeiziger Freund mit deiner Hilfe wohl etwas herausgefunden, was uns wirklich schaden kann. Etwas, was uns verwundbar macht, wie man an dir und den verschwundenen Zorya sieht. Offenbar hat er lange experimentiert und fühlt sich jetzt stark genug, um gegen mich zu Felde zu ziehen. Wir müssen ihm das Handwerk legen, bevor er noch mehr Schaden anrichtet.«
    Sie nahm ihre Maske ab und stand vor Summer als die zornige Herrscherin des Todes. Die grauen Augen schienen zu glühen. Und dennoch war Summer erleichtert. Es ging nicht um ihr Geheimnis. Sondern um ihre Aufgabe als Zorya.
    Der Flügelmantel knisterte wieder, als Lady Mar zu den Feldlagern deutete. »Er ist irgendwo da draußen, in Lord Teremes’ Lager.«
    »Und Ihr wollt, dass ich ihn finde.«
    »Es geht nicht darum, was ich von dir will«, donnerte Lady Mar. »Sondern darum, dass du die Verantwortung für deine Verfehlung übernimmst und deine Arbeit zu Ende bringst. Nur zu diesem Zweck habe ich euch geschaffen. Er beginnt uns zu

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