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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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sie und ließ zögernd das Messer fallen.
    »Und? Weißt du inzwischen, wer du bist? Blissa aus Beleter?«, sagte Moira frostig. »Diesmal ein Soldatenname, um dich bei uns einzuschleichen? Tja, manchmal lohnt es sich, auch dann genau zuzuhören, wenn ein unerfahrener Soldat etwas Seltsames bemerkt.«

    Summer leckte sich über die Lippen. »Nein, das ist mein richtiger Name. Taja ist mein Rufname für meine Freunde.«
    »Dann zeig mir das Lindenblatt.«
    Summer schob den Ärmel herunter. »Es stimmt, Moira. Ich kann es erklären, ich bin wirklich Blissa!«
    Moiras Augen verengten sich. Sie hob das Gewehr und legte auf Summer an.
    »Dann hast du dich aber auffallend verändert. Blissa aus Beleter war ebenfalls an Bord der Nymphea. Dumm für dich, dass ich mit ihr gesprochen habe. Und ein Blick in die Listen genügt, um zu wissen, dass Blissa gefallen ist.«
    Jetzt verstand Summer, dass sie heute tatsächlich einer Feindin gegenüberstand. Schwarz und Weiß, heute gab es nichts dazwischen.
    »Seltsam, dass deine Tätowierung so schnell verblasst«, setzte Moira scharf hinzu. »Sie müsste doch ein Menschenleben halten. Du bist eine von ihnen !«
    Es geschah so viel in dieser Sekunde. Ein dumpfer Schlag, der Moira zu Boden gehen ließ. Summer, die alle Muskeln spannte und sich zur Seite warf. Ein Schuss, den sie noch im Fallen hörte. Der Aufprall. Und dann das Gewehr, das auf sie zuschlitterte und im Gras liegen blieb - und Moira, die bewusstlos hingestreckt dalag. Ist sie tot? Wer …
    Im selben Moment begann die Dunkelheit um das Zelt zu kochen. Stampfende Schritte erklangen, Soldaten rannten herbei. »Er ist zum Bach gelaufen!«, rief eine Stimme, die ihr seltsam vertraut vorkam. Summer kroch auf allen vieren in die Deckung des nächsten Zeltes. Hundegebell erklang, Soldaten rannten in Richtung Bach. Taschenlampen gingen an. Licht glitt über zwei Leute, die zu Moira sprangen und sie auf den Rücken drehten.
Und der Mann, der Indigo war, trat vor das Zelt und sah sich um. Im Licht einer Taschenlampe leuchtete sein Gesicht auf, losgelöst, als würde eine Maske vor dem dunklen Hintergrund schweben. Geblendet vom Licht sah er Summer kurz direkt in die Augen, ohne sie in der Dunkelheit zu erkennen.
    Nicht Loved , war ihr erster Gedanke.
    Dann wirbelte die Zeit und erstarrte im selben Lidschlag. Mit einem Fingerschnippen waren alle Gesichter wieder da, alle unscharfen Flecken verschwanden aus ihrer Erinnerung.
    Überall hätte sie ihn erkannt. Dunkelbraune Haare, die denen von Loved ähnlich waren, aber durch die sich an der Stirn schon einige graue Fäden zogen. Fast schwarze, etwas schräge Augen gaben seinem Gesicht mit dem spitz zulaufenden Kinn etwas von einem Luchs. Eine seiner Augenbrauen wurde von einer Schnittnarbe geteilt. Es irritierte sie, wie sehr seine Bewegungen tatsächlich an Loved erinnerten. Sie kannte Indigos Lächeln, seine Stimme, seine Versprechungen, seine Grausamkeit. Vor allem seine Grausamkeit.
    Innerhalb eines weiteren Lidschlags war sie nur noch eine Zorya, die mit kühlem Kopf ihren Plan entwarf. Keine Zeit, um auf die Sucher zu warten. Ich muss so zu ihm gelangen . Der Lichtkegel glitt weiter, streifte ein anderes Zelt. Indigo zog sich wieder zurück. Und sie packte das Messer und dachte nur noch an die Stelle in seiner Brust, wo eine Verwundung ihn lange genug schwächen würde. Ich muss um das Zelt herumlaufen. Hinten ist niemand. Und er ist jetzt noch allein da drin. Sie kroch zur Seite und schnellte los. Und war so überrumpelt, als jemand unsanft auf ihrem Rücken landete und sie packte, dass sie nicht einmal Schmerz empfand. Ihr erster und einziger Gedanke war: Das Zelt! Ich habe keine Zeit mehr! Sie wand sich wie eine Schlange und erwischte
mit ihrer Faust ein Kinn. Ein keuchender Schmerzenslaut ertönte. Ihr Messer verfehlte knapp eine Schulter, dann quetschte ein Knie ihr Handgelenk.
    »Hör endlich auf!«, zischte ihr Angreifer. Er kam ihr bekannt vor, aber die Zorya wehrte sich mit aller Kraft.
    »Lass mich!«, fauchte sie. »Ich muss zu ihm!« Er fluchte und packte nur noch fester zu. Das Messer glitt aus ihren Fingern ins Gras.
    »Beim Bach ist niemand!«, rief jemand von jenseits des Zeltes.
    »Was ist mit der Beraterin?«
    »Niedergeschlagen.«
    »Sucht auf der anderen Seite!«
    Als hätte der Satz sie aus einer Trance geweckt, schreckte Summer auf. Und sah in Loveds Gesicht.
    »Lass … mich los!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ist

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