Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
was sie ihm angetan hatte. Du musst es ihm sagen . Aber sie biss die Zähne zusammen und schwieg. Nicht auch noch er . Ich kann es nicht ertragen, ihn auch noch zu verlieren .
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie stattdessen.
    »Ich saß einen Tag lang in den Höhlen fest. Und als die Flut kam, verkroch ich mich in den hinteren Teil. Dort, wo die Barke ist. Zwei Zorya waren dort. Und sie sprachen über das, was dich erwartet, wenn du Indigo findest. So erfuhr ich, dass er noch lebt. Zum Glück sprachen sie auch darüber, auf welchem Weg du zu Lord Teremes’ Lager kommen würdest. Und als ich bei der nächsten Ebbe endlich aus den Höhlen kam, habe ich alles darangesetzt, um über die Schleichwege der Tierläufer schneller im Lager zu sein als du und Indigo zu finden, bevor du es tust.« Er senkte die Stimme. »Und es war verdammt knapp!«
    »Warum hast du mir nicht schon früher gesagt, was du über mich weißt?«

    »So lange vertrauen wir einander noch nicht, Summer«, antwortete er ernst. »Trotz allem war ich immer noch ein Gefangener und völlig in eurer Hand. Jetzt sind wir zum allerersten Mal einfach nur du und ich.«
    Du und ich. Summer dachte eine Weile über diese Worte nach. Es hörte sich schön an. Aber gleichzeitig war da immer noch das Wir der Zorya, das sie aufwühlte und das sie am liebsten von sich gestoßen hätte.
    »Sagst du mir jetzt, was damals wirklich passiert ist? Mit … Indigo?«
    Sie konnte spüren, wie seine Arme um sie schwerer wurden, als würde die Last dieser Erinnerungen ihn niederdrücken.
    »Na gut«, meinte er nach einer Weile. »Ich stand in seinen Diensten. Ich … war so etwas wie sein Adjutant, sein Vertrauter. Ich habe ihm das Fechten mit der linken Hand beigebracht, weil er eine Verwundung erlitten hatte. Zwar konnte er mit der rechten Hand noch schreiben, aber er hatte kaum genug Kraft, eine volle Weinflasche damit zu heben.«
    »Hat er dich aus der Schmiede freigekauft?«
    »Oh ja. Und ich liebte ihn dafür. Heute denke ich, er hat sich in mir wiedererkannt. Wir sehen uns ein wenig ähnlich.« Er räusperte sich und sprach leiser und mit bebender Stimme weiter. »Er gab mir den Auftrag, dich zu beschützen und dir die Zeit zu vertreiben. Er erzählte mir, du seist seine Verlobte. Aber wir verliebten uns und ich glühte jedes Mal vor Eifersucht, wenn ich sah, wie du mit ihm gelacht und getanzt hast. Indigo war kein Mann, der verzieh. Ich wusste, er würde mich töten, wenn er erfuhr, dass wir uns küssten. Und dann … hast du mir anvertraut, dass du eine Botin bist. Indigos Todesbotin. Und dass du einen Flügelmantel hast. Ich weiß nicht, ob ich dir das wirklich geglaubt habe. Ich sah den Mantel ja nicht.
Du erzähltest mir, du wolltest ein Mensch sein, und hast dich gefürchtet, von deiner Herrin bestraft zu werden. Und du erzähltest mir, du würdest sogar ein Leben stehlen, um ein Mensch zu sein. Ich lachte darüber. Einmal … waren wir zusammen am Hafen und ich zeigte dir die Stelle, an der der Südstern steht.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Summer leise. »Wir wollten zusammen fortgehen.«
    »Es sollte eher eine Flucht werden. Dorthin, wo weder Indigo noch deine Herrin uns finden würden. In der Nacht, als wir diesen Entschluss fassten, war ich glücklich.«
    Summer senkte den Blick und lehnte den Kopf an seine Schulter. Die Nacht, in der ich sein Herz gestohlen habe . Ihre Wangen glühten und plötzlich fröstelte sie wieder, als hätte sie Fieber.
    »Wie immer verließ ich dich, bevor es hell wurde. Ich ging zurück in die Burg. Und kaum eine Stunde später trat Indigo in mein Zimmer…«
    »Er hatte mich fesseln lassen. Das war der Morgen, an den ich mich auch noch erinnere. Sie brachten mich zum Richtplatz. Und da warst du!«
    Loveds Stimme wurde leise und ausdruckslos, als er weitersprach.
    »Er hatte mir befohlen, dich hinzurichten. Der Henker gab mir seinen Mantel und sein Schwert. Und auch seine Handschuhe. Und ich spielte mit. Weil es die einzige Möglichkeit war, dich zu verschonen.« Er schluckte schwer. »Ich löste heimlich deine Fesseln. Ich wunderte mich noch, wie locker sie gebunden waren. Du hättest dich selbst befreien können. Ich flüsterte dir ins Ohr, ich würde dich absichtlich verfehlen und mich dann auf die Soldaten stürzen. Und du solltest laufen. Aber du … warst so seltsam. So kühl. Du hattest nicht einmal Angst.«

    »Ich hatte Angst! Todesangst.«
    »Indigo stand oben am Fenster und beobachtete die Szene. Ich hasste

Weitere Kostenlose Bücher