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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Überraschung kam Anzej ihr mit der Antwort zuvor.
    »Kein Interesse am Kriegsdienst. Das geht uns nichts an.«
    »Ah, der Stumme kann also auch sprechen!« Ohne mit der Wimper zu zucken, grapschte die Frau nach dem Vertrag und steckte ihn wieder ein. »Geht uns nichts an, ja?«, sagte sie und lachte heiser. »Na, da täusch dich mal nicht, Grünauge. Wenn diese mordlüsterne Lady nicht bald besiegt wird, dauert es nicht lange und der Krieg schwappt von Toljan aus übers Meer bis zu uns. Und dann kannst du an den Fingern abzählen, wie lange du noch frei oder am Leben bist.«
    »Toljan?«, rief Summer. »Der Krieg ist dort ?«
    Der Wirt, der am Tresen stand, blickte kurz zu ihr herüber und fuhr dann damit fort, die Gläser zu putzen.
    »Nicht nur Krieg, Hübsche«, sagte die Frau, nun plötzlich ernst geworden. »Der Krieg der Kriege, wenn es so weitergeht. Aus welchem Adlernest in den Bergen seid ihr herausgekrochen, dass ihr nichts davon wisst?«
    Summer schluckte und tauschte einen schnellen Blick mit Anzej. Er war blass, aber natürlich zeigte er gegenüber der Frau keine Regung.
    »Na, dann erzähl du es uns doch!«, sagte Summer trocken. »In Toljan gibt es eine Zitadelle? Und um die wird gekämpft?«
    Die Frau kratzte sich in ihrem Haargestrüpp und kniff die Augen zusammen, als müsste sie darüber nachdenken, ob Summer sich über sie lustig machte.
    »Du hast wirklich noch nichts von König Beras und der Raubfürstin gehört? Gab ein Riesenblutbad, als sie in einem Überraschungsangriff
aus dem Nichts seine Zitadelle stürmte. Eine Festung, die als uneinnehmbar galt! Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Manche sagen, sie sei der böse Geist des Krieges. Jung soll sie sein, und so schön, dass die Lords ihr gerne dienen. Kein Mensch weiß, was sie ihren Verbündeten als Lohn verspricht, aber sie kämpfen bis auf den Tod für sie. Und nun sitzt sie seit über einem Jahr dort oben in der weißen Festung von Toljan wie ein Krake und brütet was aus.«
    »Sind doch alles nur Märchen und Gerüchte, Alma!«, brummte der Wirt hinter der Theke. »Keiner hat diese Fürstin gesehen - zumindest nicht, seit sie angeblich in König Beras’ Zitadelle sitzt. Manche sagen, sie sei ein Gespenst, das es gar nicht gibt, eine Erfindung der Lords, um ihren wahren Herrscher zu verschleiern und damit unangreifbar zu machen. Und wenn du mich fragst, genau das glaube ich auch.«
    Glasauge ließ ihre Hand auf den Tisch niedersausen, dass die Schüsseln klirrten, und fuhr zum Wirt herum.
    »Glaub doch, was du willst, Jekel! Ich sage euch, es gibt sie. Aber sie ist ein Dämon und verhext ihre Verbündeten. Habt ihr nicht die vielen Verkäufer gesehen, die Amulette gegen das Böse anbieten?«
    In der Kneipe schien es stiller geworden zu sein. Summer versuchte, sich eine junge Raubfürstin vorzustellen, die so viel Angst verbreitete, doch es gelang ihr nicht. Sie fand kein Gesicht dazu. »Was will sie?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Tja, sie hat es uns nicht erzählt. Aber lass mich raten, Krieg wird nie um Recht und Unrecht geführt - sondern um Reichtümer, um Länder und um Macht. Nun ja, im Prinzip kann es uns völlig gleichgültig sein, wer sich drüben im Nordland den Schädel einschlägt. Vielleicht kann uns sogar egal sein, ob sie ein Phantom
ist oder wirklich existiert. Aber wer König Beras’ Zitadelle mir nichts, dir nichts einnehmen kann, der streckt seinen Arm auch bald übers Meer. Und was findet man hier? Reiche Küstenstädte - da gibt es etwas zu holen. Wer die Meere beherrscht, beherrscht auch bald die Länder. Und dann Gnade uns! So sieht es aus, meine Lieben! Die Lords und Stadtherren auf unserer Seite des Meeres sind nicht umsonst besorgt. Deshalb gibt es gutes Geld aus den Stadtkassen für jeden, der kämpfen will. Wir brauchen jeden Mann und jede Frau. Und wenn ihr weiter freie Leute bleiben wollt, dann ist es sogar eure Pflicht, meinen Söldnervertrag zu unterschreiben.«
    Summer biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Jetzt ergab es ein Bild - die Gerüchte über einen fernen Krieg, die bereits bis nach Maymara gedrungen waren. Und dieser Krieg tobte nun ausgerechnet in Toljan. Es spielt keine Rolle, beruhigte sie sich. Dann müssen wir unsere Route eben ändern . Vielleicht gehen wir nach Westen?
    Glasauge schien ihre düstere Miene falsch zu deuten.
    »Na ja, ihr müsst ja nicht gleich den Vertrag unterschreiben«, lenkte sie ein. »Kann euch keiner verdenken, dass ihr noch zögert, nicht

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