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Aschenpummel (German Edition)

Aschenpummel (German Edition)

Titel: Aschenpummel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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getroffen und weißt du was? Ihm gefällt mein neues Styling ausgesprochen gut.« Dann schnippte ich mit den Fingern und schickte ein triumphales »Haha!« hinterher.
    Be-De glotzte mich an. Stolz hielt ich ihrem Blick stand. Punkt 4 der To-do -Liste wäre hiermit erfüllt. Lass dich nie mehr von anderen runtermachen!
    Ich drehte mich um und erschrak. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass die komische Alte, die vor mir stand, mein Spiegelbild war. Wurscht. Dem Zahnarzt hatte ich gefallen.
    »Ach ja, für dich war jemand da«, riss Be-De mich aus meinen Gedanken.
    Mein Herz schlug schneller. Der Pirat.
    »Irgend so eine Aufgetakelte. Eine, die sich besonders schön vorkommt, dabei müsste man ihr nur die ganze Schminke aus dem Gesicht wischen, die Haare abschneiden und sie in einen alten Sack stecken, dann würden die Männer schon sehen, wie sie in Wirklichkeit aussieht.«
    Vanessa.
    »Sie hat gesagt, sie heißt Vanessa«, fuhr Be-De fort. »Und sie hat gesagt, dass sie eine seeeeehr liebe alte Freundin von dir ist. Hihihi, war das lustig, alt hat sie wirklich ausgesehen.«
    »Sie ist genauso alt wie ich«, entgegnete ich würdevoll, irgendwie hatte ich das Bedürfnis, Vanessa zu beschützen.
    »Das hab ich mir schon gedacht«, antwortete Be-De, ließ ihren Jane-Fonda-Pferdeschwanz hüpfen und ich dachte bei mir, dass Henry nach meiner Geburt mit dem Kinder zeugen hätte aufhören sollen. Was wusste so eine Fünfundzwanzigjährige denn schon vom Leben?
    Ansonsten verlief der Arbeitstag recht ereignislos. Laut Be-De würde Vanessa mich erst am nächsten Tag im Schuh-Bi besuchen kommen, und gottlob ließ sich heute auch keine Tissi hier sehen.
    Das Warten auf sieben Uhr war hart, ich hätte vieles dafür gegeben, zu wissen, was da auf mich zukam. Ich tröstete mich damit, dass der Pirat mich zumindest mögen musste, selbst wenn er mir heute Abend die Liebe seines Lebens vorstellen würde, denn wenn er keine Sympathie für mich hätte, dann würde er sich wohl kaum die Mühe machen. Zu was auch immer.
    Um Punkt sieben sperrte ich das Schuh-Bi zu und ging die zwölfeinhalb Schritte zum Libri Liberi hinüber, diesmal mit offenen Augen, auch wenn es sich gleich weit weniger romantisch anfühlte als beim letzten Mal. Die Tür war geschlossen, ich zog sie auf und – erstarrte. Meine schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden. Und zwar noch viel, viel schlimmer als befürchtet.
    Auf dem Schreibtisch des Piraten saß die schönste Frau der Welt. Tausendmal schöner als Tissi und Vanessa zusammen.
    Sie war mittelgroß und schlank, die übereinandergeschlagenen Beine waren braun gebrannt und kaum von einem Minirock bedeckt. Ihre weiße, ärmellose Bluse war so weit geöffnet, dass sie guten Ausblick auf ein üppiges Dekolletee gab. Aber das Schönste war ihr Gesicht. Ingrid Bergman, nur mit Sommersprossen. Ich hätte alles, alles dafür gegeben, so auszusehen wie diese Frau, die wahre Frau des Piraten.
    »Frau Kis«, begrüßte mich der Pirat in dem Moment. »Wie schön, dass Sie gekommen sind.«
    Ingrid Bergman hüpfte vom Schreibtisch und kam auf mich zu. »Hallo, ich bin Gisela.« Ihre Hand war glatt und kühl, ich schüttelte sie lange und wollte gar nicht mehr loslassen. Das also ist die berühmte Ausstrahlung, von der in Büchern immer die Rede ist. Aber diese Frau strahlte nicht einfach nur, es war, als würde sie von innen her leuchten.
    Wie hatte ich nur annehmen können, dass der Pirat sich jemals für mich interessieren könnte, wo er eine Frau daheim hatte, die schimmerte, als wäre in ihrem Kopf eine Kerze angezündet worden.
    »Ich bin Teddy«, sagte ich tonlos und ließ ihre Hand schließlich doch los.
    Gisela lächelte extralieb. »Hallo Teddy, es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Wir sagen einfach »du« zueinander, okay?«
    »Okay«, flüsterte ich. Warum waren seit Neuestem alle diese Traumfrauen so nett zu mir?
    »Ich bin lesbisch, Teddy.«
    »Oooooh«, machte ich und runzelte die Stirn. Interessanterweise war meine Schlussfolgerung daraus, dass der Pirat dann schwul sein musste. Wahrscheinlich fügte ich deswegen ein »Ich verstehe« hinzu, obwohl ich in Wirklichkeit überhaupt nichts mehr verstand.
    »Sigi hat mir von dir erzählt, und ich möchte dich gerne zu meiner Gruppe einladen.«
    »Gruppe?«
    Der Pirat räusperte sich. »Gisela leitet eine Selbsthilfegruppe für lesbische Frauen.«
    Gisela gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Teufel, was bist du für ein Idiot, Sigi.

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