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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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Ordnung. Der Zug hatte Göteborg um 10.50 Uhr verlassen. Sie hatten Stockholm acht Minuten nach der planmäßigen Ankunft um 14.07 Uhr erreicht.
    » Ich brauchte mich um die Verspätung in Flemingsberg nicht zu kümmern«, hatte Henry betont. » Dafür war Arvid zuständig. Und Nellie.«
    Betrübt hatte er den Zug betrachtet, der immer noch am Bahnsteig stillstand. Die Türen standen offen und gähnten wie große, dunkle Löcher in der Längsseite des Zuges. Mehr als alles auf der Welt wünschte sich Henry, dass das kleine Mädchen ganz plötzlich aus einem dieser Löcher gestolpert käme. Dass es auf irgendeine Weise im Zug verloren gegangen, wieder eingeschlafen und jetzt aufgewacht wäre. Doch mit all der Sicherheit, die nur Erwachsene empfinden konnten, wusste Henry, dass dies nicht geschehen würde. Die Einzigen, die im Zug ein- und ausgingen, waren Polizeileute und Techniker. Der gesamte Bahnsteig war abgesperrt, und auf dem nassen Boden suchte man weiter intensiv nach Spuren des verschwundenen Kindes. Henry spürte, wie der Kloß im Hals immer dicker wurde und er unmöglich schlucken konnte.
    » Sie haben gesagt, dass Sie auf das Kind aufpassen würden«, fuhr Peder fort. » Und was geschah dann?«
    Der Mann sank sichtlich in sich zusammen, als er berichtete, warum er das Mädchen hatte allein lassen müssen. Peder kam es fast so vor, als würde Henry hier vor ihm auf dem Bahnsteig stehend um Jahre altern.
    » Es ist unmöglich, überall gleichzeitig zu sein«, sagte er resigniert. » Wie gesagt, es war ziemlich viel los, in allen Wagen, und ich musste das Mädchen allein lassen, um in Wagen drei zu gehen. Ich habe Arvid angefunkt. Mehrere Male habe ich ihn aufgerufen, aber er hat nicht geantwortet. Ich glaube, er hat mich nicht gehört. Jedenfalls kam keine Reaktion.«
    Peder kommentierte Arvids Verhalten nicht.
    » Das heißt, Sie haben das Kind allein gelassen, ohne einen anderen Reisenden zu bitten, nach ihm zu sehen?«, fragte er stattdessen.
    In einer Geste der Hilflosigkeit warf Henry die Arme hoch. » Ich war doch nur im Wagen nebenan!«, brach es aus ihm hervor. » Und ich hab doch gedacht, ja, ich habe gedacht, dass ich viel schneller wieder zurück sein würde. Und ich war ja auch schnell wieder zurück.«
    Seine Stimme stockte.
    » Keine drei Minuten war ich von dem Mädchen weg. Ich war im selben Moment zurück, als der Zug anhielt und die Leute anfingen auszusteigen. Aber da war sie schon verschwunden. Und keiner konnte sich daran erinnern, wie sie aufgestanden und weggelaufen ist.« Und mit gepresster Stimme fuhr er fort: » Wie ist das nur möglich? Wie kann es sein, dass niemand etwas gesehen hat?«
    Das kannte Peder nur allzu gut. Nimm zehn Personen, um dasselbe Verbrechen zu bezeugen. Sie werden zehn Versionen erzählen von dem, was passiert ist, in welcher Reihenfolge es passiert ist und welche Kleidung die Täter dabei trugen.
    Auffällig hingegen war das Verhalten von Arvid Melin. Erst hatte er den Zug in Flemingsberg abfahren lassen, ohne Sara Sebastiansson mitzunehmen, und dann hatte er nicht auf Henrys Anrufe reagiert.
    Arvid saß allein auf einer der Bänke auf dem Bahnsteig. Er sah nervös aus. Als Peder sich ihm näherte, hob er den Blick. » Wie lange soll das hier noch dauern? Ich habe zu tun.«
    Demonstrativ langsam ließ Peder sich neben Arvid nieder, sah ihm direkt in die Augen und erwiderte: » Ein Kind ist verschwunden. Was könnte wichtiger sein, als uns dabei zu helfen, dieses Kind wiederzufinden?«
    Arvid verstummte. Und auch in der Folge beantwortete er nur mehr die direkten Fragen des Polizisten und ließ sich zu keinerlei Ausführungen hinreißen.
    » Was haben Sie zu den Reisenden gesagt, die Sie gefragt haben, wie lange der Zug in Flemingsberg halten würde?«, fragte Peder streng. Er merkte selbst, dass er mit Arvid sprach wie mit einem Schuljungen.
    » Weiß nicht mehr genau«, antwortete Arvid ausweichend.
    Wenn seine Kinder erst einmal im Teenageralter waren, mutmaßte Peder, würden sie ihm wohl ganz genauso antworten. Wohin gehst du? Raus. Wann kommst du zurück? Weiß nicht. Nur dass Arvid schätzungsweise um die dreißig war.
    » Erinnern Sie sich daran, mit Sara Sebastiansson gesprochen zu haben?«, hakte Peder nach.
    Arvid schüttelte den Kopf. » Nicht wirklich.«
    Peder dachte noch darüber nach, wie er Arvid mal so richtig in die Zange nehmen könnte, als dieser überraschend fortfuhr: » Ihre Kollegen haben mich auch schon danach gefragt. Ich glaube, ich

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