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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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können, wie ihr Gesicht zusammengefallen war, und hören, wie sich ihre Atmung verändert hatte. Sie hatte darauf gewartet, dass er noch irgendetwas sagen würde, aber er hatte nichts mehr hinzuzufügen gehabt. Dann war er eingeschlafen, erstaunlich erleichtert und gleichzeitig zutiefst traurig darüber, dass er überhaupt nichts empfand. Keine Reue, keine Panik. Nur Erleichterung.
    Im Auto auf dem Weg zur Arbeit versuchte er, Klarheit in die Gedanken um das verschwundene Kind zu bringen.
    Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Jimmy anzurufen und ihm zu sagen, dass sie sich leider nicht wie geplant würden sehen können. Die Marzipantorte mussten sie auf einen anderen Tag verschieben. Peder war einfach zu beschäftigt. Er konnte nur ahnen, wie viel Jimmy von dem verstand, was man ihm erklärte. Einzelne Nuancen im Gespräch begriff der Bruder oft nicht, und er hatte ein völlig anderes Zeitgefühl als andere Menschen.
    Und noch etwas anderes nagte an ihm. Irgendetwas sagte ihm, dass er etwas Wichtiges übersehen hatte. Ein einfaches, aber entscheidendes Detail, das ihm durchgerutscht war. Die Zeitungen hatten pflichtschuldig Monika Sanders Bild veröffentlicht und zur Suche nach ihr aufgerufen. Einige hatten sogar ein zehn Jahre altes Passbild danebengestellt. Alex und Peder hatten hin und her überlegt, ob es wirklich klug war, das alte Bild von Monika herauszugeben, das sie von der Pflegemutter bekommen hatten. Vermutlich sah sie heute ohnehin nicht mehr so aus, und die Gefahr war groß, dass überwiegend Leute, die sie früher einmal gekannt hatten, sich ans Telefon hängen und der Polizei Hinweise liefern würden, die nichts, aber auch gar nichts mit der derzeitigen Situation zu tun hatten. Andererseits konnte jedes Detail, und stammte es aus noch so ferner Vergangenheit, wesentlich sein. Sie konnten sich einfach keine weiteren Wissenslücken leisten. Sie mussten Monika Sander finden, um jeden Preis.
    Peder war mit einem Mal müde und resigniert. Er war zwar mit Alex übereingekommen, das alte Foto zu veröffentlichen, aber was glaubten sie eigentlich, damit erreichen zu können?
    Womöglich half ihnen noch nicht einmal der Name. Wenn Monika Sander etwas zu verbergen hatte, garantierte ihnen überdies niemand, dass sie noch immer ihren alten Namen benutzte.
    Und da endlich kam Peder darauf, was er übersehen hatte. Er machte sich nicht die Mühe, in die Tiefgarage zu fahren, sondern stellte seinen Wagen eilig vor dem Haus ab und rannte zu seiner Abteilung hinauf.
    Alex hatte sich gerade eine Tasse Kaffee geholt, als Peder durch die Tür stürzte.
    » Wir müssen mit einem weiteren Namen nach ihr suchen«, rief er aufgeregt.
    » Von wem redest du?«, fragte Alex verwirrt.
    » Monika Sander«, unterbrach Peder ihn. » Wir müssen die Steuerbehörden anrufen und fragen, wie sie hieß, bevor sie nach Schweden kam. Sie war doch adoptiert. Vielleicht benutzt sie inzwischen ihren ursprünglichen Namen.«
    » Wir haben eine Fahndung nach ihr unter dem Namen Monika Sander eingeleitet, aber…«
    » Ja?«
    » Sehr gute Idee, Peder«, sagte Alex ruhig. » Sag Ellen Bescheid, sie soll die Steuerbehörde anrufen.«
    Ohne sich zu verabschieden, stürzte Peder wieder hinaus.
    Alex lächelte schief. Fantastisch, wie viel Energie dieser Mensch an den Tag legen konnte.

In einem anderen Teil S tockholms bewegten sich zwei Menschen mit entschieden geringerer Energie. Ingeborg und Johannes Myrberg knieten jeder an seinem Ende des großen Gartens und jäteten sorgfältig zwischen Stauden und Blumen das Unkraut. Der Regen hatte bisher jegliche Gartenarbeit unmöglich gemacht, doch jetzt schien der Sommer endlich begonnen zu haben. Da hingen zwar noch einige Wolken vor der Sonne, doch solange die Sonne wenigstens schien und wärmte, waren Ingeborg und Johannes Myrberg einigermaßen zufrieden.
    Ingeborg schielte auf ihre Armbanduhr. Es war fast elf Uhr vormittags. Sie war inzwischen seit fast zwei Stunden draußen. Ohne Unterbrechung. Sie hielt sich die Hand über die Augen und sah zu ihrem Mann hinüber. Johannes hatte seit einigen Jahren Prostataprobleme und lief deshalb andauernd auf die Toilette. Doch nicht diesen Vormittag. Nein, an diesem Vormittag hatten sie beide ungestört arbeiten können.
    Ein Lächeln überflog Ingeborgs Gesicht, als sie ihren Mann zwischen den Rhabarberpflanzen kauern sah. Sie waren immer noch wie die Kinder in ihr Haus verliebt. Sie hatten lange nicht daran geglaubt, dass es wirklich eines Tages

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