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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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selbst als Genie. Und…«
    Professor Rowland hob einen Finger.
    » Und, meine Freunde, er ist ein Genie. Keine der Frauen weiß, wie er heißt, wo er wohnt, wo er arbeitet, ja, nicht einmal, was für ein Auto er fährt. Sie haben ihn nie anders bezeichnet als › den Mann‹. Er kann buchstäblich jeder sein. Bestenfalls finden Sie seine Fingerabdrücke in der Wohnung der misshandelten Frau, aber ich würde nicht darauf wetten. Wenn man bedenkt, wie ungeheuer strategisch dieser Mann vorzugehen scheint, wäre ich nicht erstaunt, wenn er seine Finger manipuliert hat.«
    In der Löwengrube entstand ein spontanes Gemurmel, und Alex brachte die Versammelten ungeduldig zum Schweigen.
    » Wie, manipuliert?«
    » Ach, das ist nicht schwer«, lächelte der Professor. » Und nicht einmal sehr ungewöhnlich. Asylbewerber tun das manchmal, damit ihre Fingerabdrücke nicht genommen und abgeglichen werden können. Dann können sie in mehreren Ländern um Asyl ersuchen, falls ihnen in dem ersten Land, in das sie einreisen, keine Aufenthaltsgenehmigung gewährt wird.«
    In der Löwengrube wurde es still. Alex hatte gerade gehofft, dass ausgerechnet Fingerabdrücke oder eine DNA-Spur aus der Wohnung der Frau entscheidend für den Fall sein könnten– immer vorausgesetzt, der Mann war früher schon einmal verurteilt worden. Und dann stutzte er.
    » Moment mal! Wollen Sie damit sagen, dass der Mann möglicherweise schon einmal aktenkundig geworden ist?«
    » Wenn nicht, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie seine Fingerabdrücke in der Wohnung finden«, sagte der Professor. » Wenn er hingegen vorbestraft ist, und ich glaube, dass er das ist, dann würde es mich sehr wundern, wenn er so ungeschickt wäre, Spuren zu hinterlassen.«
    In Fredrikas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Vor allem dass der Täter sein Tempo beschleunigt zu haben schien, machte ihr zu schaffen.
    » Müssen wir davon ausgehen, dass noch mehr Kinder verschwinden werden?«, fragte sie.
    » Ganz sicher«, antwortete der Professor. » Ich glaube, wir können davon ausgehen, dass er über eine fertige Liste aller Kinder verfügt, an denen er sich vergreifen will. Das entscheidet er nicht spontan, sondern das hat er alles schon geplant.«
    » Aber wie findet er sie?«, brach es aus Peder hervor. » Wie wählt er die Kinder aus?«
    » Er wählt nicht die Kinder aus«, erwiderte der Professor, » sondern die Mütter. Die Mütter sollen bestraft werden, die Kinder sind nur Mittel zum Zweck. Er nimmt stellvertretend für jemand anderen Rache. Er glaubt, Gerechtigkeit zu üben.«
    » Aber das beantwortet meine Frage ja nicht«, wandte Peder ein. » Und erklärt auch nicht, was ihn antreibt.«
    » Nein«, stimmte der Professor ihm zu, » nicht genau jedenfalls. Aber die Mütter sind auf die gleiche Weise bestraft worden. Er hat ihre Kinder entführt und getötet und an einem Ort abgelegt, zu dem sie eine Verbindung hatten. Ein plausibler Schluss wäre nun, dass diese beiden Frauen sich das gleiche Vergehen haben zuschulden kommen lassen. Und dass die Antwort auf die Frage, was ihn antreibt, lautet: Rache.«
    Professor Rowland rückte seine Brille zurecht und las laut aus Alex’ Skizze vor: » Er bestraft die Frauen dafür, dass sie nicht alle Kinder gleich lieben. Er behauptet: Wer nicht alle Kinder liebt, darf gar keine haben.« Der Professor legte die Stirn in Falten. » Es ist schwer zu verstehen, was genau er meint«, sagte er bedauernd. » Es scheint, als hätten diese Frauen völlig oder auch nur teilweise unbewusst entweder den eigenen Kindern oder einem anderen Kind gegenüber Unrecht getan. Und noch einmal: Ich glaube nicht, dass die Frauen sich an dieses Ereignis erinnern. Sie haben sicherlich mit keinem Recht gebrochen– nur er glaubt das.«
    » Und die Frau im Krankenhaus?«, warf Fredrika ein. Die andern sahen sie an und nickten zustimmend.
    » Das Wort, mit dem er die Kinder brandmarkt– › unerwünscht‹–, kreist das Thema für uns glasklar ein, zumal wir den Hintergrund seiner beiden Helferinnen kennen. Dennoch wissen wir nicht genau, worauf er anspringt, und deshalb wissen wir auch nicht, wie er die Frauen, derer Kinder er sich bemächtigt hat, kennengelernt hat. Aber wir wissen, und zwar ganz sicher, dass er ihre Vergangenheit kennt. Denn beide Kinder wurden an Orten abgelegt, zu denen die Frauen jahrzehntelang keine Verbindung mehr hatten.«
    Der Professor nahm einen Schluck von seinem kalt gewordenen Kaffee.
    » Aber die Orte, an

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