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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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anderen Stadt von einer öffentlichen Telefonzelle aus. In dieser Hinsicht war ihr Job perfekt, denn sie musste viel reisen.
    Als sie die Nachrichten hörte, stand sie neben der geöffneten Kühlschranktür und machte sich ein Brot. Wie gut, dass das Kühlschrankinnere beleuchtet war. So musste sie nicht das Licht einschalten, um sehen zu können, was sie tat.
    Nora kämpfte mit dem Käsehobel, als die Stimme der Frau die Stille durchschnitt.
    » Ein sechsjähriges Mädchen ist gestern aus dem Zug von Göteborg nach Stockholm verschwunden. Die Polizei bittet alle Fahrgäste, die sich in dem Zug befunden haben, der um 10.50 in Göteborg losgefahren ist, oder die sich auf dem Hauptbahnhof Stockholm…«
    Der Käsehobel glitt ihr aus der Hand, und sie lief zum Fernseher.
    » Großer Gott«, flüsterte Nora und spürte, wie ihr Herz raste. » Jetzt hat er angefangen.«
    Sie wartete die restlichen Nachrichten ab, schaltete den Fernseher aus und sank auf dem Sofa zusammen. Einzelne Worte, eines nach dem anderen, fielen ineinander, bildeten ganze Sätze, die ein gewalttätiges Echo aus einer Zeit erzeugten, die sie mit aller Macht zu verdrängen versucht hatte.
    Der Zug, Puppe. Du glaubst ja gar nicht, was die Leute so vergessen. Und du glaubst ja gar nicht, wie unaufmerksam sie sind. Die nichts vergessen, sondern einfach nur reisen. Das macht man in einem Zug, Puppe. Man reist. Und dann sieht man auch nichts.
    Sie blieb auf dem Sofa sitzen, bis sie Hunger verspürte und sich an das Käsebrot erinnerte. Dann erst entschied sie, was sie tun würde. Sie schaltete den Fernseher wieder ein und rief den Teletext auf. Fand die Nummer der Polizei-Hotline. Speicherte sie in ihr Handy. Später am Tag würde sie anrufen. Natürlich nicht vom Handy, sondern von einer Telefonzelle aus.
    Nora schaute vorsichtig durch das Rollo auf die Straße hinaus. Wenn es doch nur aufhören würde zu regnen.

Alex Recht wachte um kurz nach sechs auf, fast eine Stunde ehe der Wecker klingeln sollte. Vorsichtig, um seine Frau Lena nicht zu wecken, stieg er aus dem Bett und schlich sich aus dem Zimmer, um sich den ersten Kaffee des Tages aufzubrühen.
    Es war bereits hell draußen, aber die Sonne verkroch sich gerade hinter dichten Wolken. Alex unterdrückte ein Seufzen, während er die Löffel mit Kaffee in den Filter zählte. Er konnte sich wirklich nicht erinnern, jemals einen derart schlechten Sommer erlebt zu haben. In wenigen Wochen hatte er Urlaub, aber wenn das Wetter bis dahin nicht besser würde, wären die Tage verschwendet.
    Als er vor die Haustür trat, um die Zeitung reinzuholen, stellte er erleichtert fest, dass es immerhin noch nicht angefangen hatte zu regnen. Noch im Gehen faltete er die Zeitung auf. Die verschwundene Lilian Sebastiansson hatte es auf die Titelseite gebracht.
    » Seit gestern wird ein sechsjähriges Kind…«
    Fantastisch, sogar die größeren Zeitungen hatten es noch geschafft, die Nachricht über das Mädchen mit hineinzunehmen.
    Mit der Zeitung und der Kaffeetasse in der Hand schlich Alex durch den dunkelblau gestrichenen Flur in sein Arbeitszimmer. Es war Lenas Idee gewesen, den Flur blau zu streichen. Alex war skeptisch gewesen.
    » Wirken kleine Räume nicht noch kleiner, wenn man sie in dunklen Farben streicht?«, hatte er zweifelnd gefragt.
    » Mag sein«, hatte Lena gesagt. » Aber vor allem werden sie schöner!«
    Dagegen, so hatte Alex begriffen, kam er nicht an, und deshalb hatte er augenblicklich kapituliert. Das Los, den Flur zu streichen, hatte den Sohn getroffen, und natürlich war es hübsch geworden. Und klein. Aber das wurde nicht mehr thematisiert.
    Alex setzte sich an den Schreibtisch in seinen gigantischen Schreibtischstuhl, der mehr einem Sessel auf Rollen glich. Er hatte ihn von seinem Großvater geerbt und würde ihn niemals aufgeben. Zufrieden strich er über die Armlehne. Abgesehen davon, dass er nett aussah, war er bequem. Schon bald würden der Stuhl und Alex ihr dreißigjähriges Jubiläum feiern. Dreißig Jahre! Das war eine lange Zeit, um in ein und demselben Stuhl zu sitzen. Eigentlich, dachte Alex, war es in jeder Hinsicht eine lange Zeit. Und sogar länger, als er mit Lena verheiratet war.
    Alex schloss die Augen. Er hatte schlecht geschlafen und war alles andere als ausgeruht. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er Albträume gehabt. So gern er die auf das schlechte Wetter geschoben hätte, wusste er doch, dass die Albträume einen anderen Ursprung hatten.
    Es war ihm durchaus bewusst,

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