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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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fünfunddreißigsten Geburtstag gefeiert und lebte immer noch ohne Mann und Kinder. Ihre Großmutter würde wahrscheinlich einen Herzinfarkt erleiden, wenn sie wüsste, dass Fredrika immer wieder das Bett mit dem Professor teilte, dessen Assistentin sie an der Universität gewesen war.
    Ihr Vater hielt verkappte Ermahnungsreden darüber, dass sie sich » zufriedengeben« und » die Ansprüche nicht zu hoch« schrauben solle. Erst wenn sie dies verinnerlicht habe, werde sie, wie ihr Bruder es bereits tat, sich mit der eigenen kleinen Familie zum Sonntagsessen einfinden. In dem Jahr, nachdem sie dreißig geworden war und man hatte feststellen müssen, dass sie immer noch Single war– oder » allein«, wie ihr Vater es nannte–, waren diese sonntäglichen Mahlzeiten für Fredrika zu einer derartigen seelischen Belastung geworden, dass sie sich ihnen immer häufiger entzogen hatte.
    Jetzt, in der Dunkelheit neben dem Mann liegend, von dem sie immer noch glaubte, dass sie ihn liebte, ahnte Fredrika, dass er sich wahrscheinlich zurückziehen würde, wenn sie ein Kind bekäme. Sie war zwar nicht austauschbar für ihn, aber ein Kind hatte in ihrer Beziehung keinen Raum.
    Fredrika und Spencer hatten schon lange nicht mehr darüber gesprochen, aber mit der Zeit hatte sie sich stillschweigend damit abgefunden, dass sie womöglich wirklich keinen Mann mehr finden würde, mit dem sie eine Familie gründen konnte, und dass sie einen Plan B entwickeln musste. Sie konnte die Entscheidung nicht mehr ewig aufschieben. Entweder wollte sie Kinder, dann allerdings allein, oder sie bekam eben keine. Es tat erstaunlich weh, sich ein Leben ohne Kinder vorzustellen. Es fühlte sich ungerecht und unnatürlich an.
    Aber sie hatte Alternativen. Zwar war es für sie völlig undenkbar, Spencer zu einer Vaterschaft zu zwingen, indem sie heimlich aufhörte, die Pille zu nehmen. Weniger undenkbar war indes, nach Kopenhagen zu fahren und sich in einer Fruchtbarkeitsklinik die Möglichkeit zu erkaufen, Mutter zu werden. Am ehesten vorstellbar war jedoch, ein Kind zu adoptieren.
    » Verdammt, schick doch einfach die Unterlagen ein«, hatte Fredrikas Freundin Julia vor ein paar Monaten zu ihr gesagt. » Du kannst später immer noch sagen, du hättest es dir nicht richtig überlegt. So ein Adoptionsverfahren dauert so lange, dass du noch ewig Zeit hast, dich umzuentscheiden. Aber mach einfach mal einen Anfang.«
    Erst hatte sie Julias Vorschlag für unlauter gehalten, und es war ihr wie eine Art Kapitulation erschienen– als müsste sie an demselben Tag, da sie ihren Adoptionsantrag losschickte, alle Hoffnung begraben, in trauter Zweisamkeit eine Familie zu gründen. War sie wirklich schon so weit?
    Die Antwort darauf hatte sie bekommen, als Spencer wenige Tage später, als sie versuchte, ihn anzurufen, weder im Büro noch auf seinem Handy erreichbar war. Nach Tagen des Schweigens hatte sie schließlich die Krankenhäuser abtelefoniert. Und tatsächlich lag er in der Uniklinik in Uppsala auf der Kardiologie, hatte einen schweren Herzinfarkt gehabt und nun einen Schrittmacher bekommen. Fredrika hatte tagelang geweint und dann, mit einem neuen Blick dafür, was im Leben beständig war, die Adoptionspapiere losgeschickt.
    Sie küsste ihn sanft auf die Stirn. Er lächelte im Schlaf. Sie erwiderte sein Lächeln. Sie hatte ihm noch nicht von ihren Plänen berichtet, ein kleines Mädchen aus China zu adoptieren. Denn es war ja immer noch so, wie ihre Freundin gesagt hatte: Sie hatte noch ewig Zeit.
    Ein Gedanke kam ihr noch, ehe sie einschlief. Lilian. Hatte sie auch noch ewig Zeit, oder waren ihre Tage gezählt?

Mittwoch

Die Frau im Fernsehen redete so schnell, dass Nora die Nachricht fast verpasst hätte. Es war früh am Morgen, und ihre Wohnung lag im Dunkeln. Nur der Fernseher flackerte, aber die Rollos waren heruntergezogen, und so war Nora fast sicher, dass von draußen kein Licht zu sehen war.
    Das war sehr wichtig für Nora. Sie wusste, dass sie dazu verurteilt war, sich unsicher zu fühlen, aber sie wusste auch, dass es ein paar kleine Dinge gab, die sie tun konnte, um ihre Situation zumindest ein wenig zu verbessern. Zum Beispiel, einfach unsichtbar zu sein. Die neue Identität machte es ihr natürlich ein bisschen leichter, und wenn sie zudem abends in der Wohnung das Licht löschte, war sie umso unsichtbarer. Ihr Freundeskreis war auf das Minimum geschrumpft. Nur sporadisch nahm sie Kontakt zu ihrer Großmutter auf, und dann immer nur aus einer

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