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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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gutes Bauchgefühl.
    Für einen Polizisten gab es kaum etwas Wichtigeres als ein gutes Bauchgefühl. Das war es, was den guten Polizisten auszeichnete– das ultimative Kriterium, das die Spreu vom Weizen trennte. Das Bauchgefühl konnte zwar niemals die Fakten ersetzen, aber es vervollständigte sie. Wenn alle Fakten auf dem Tisch lagen, wenn alle Puzzlestückchen identifiziert waren, dann galt es zu verstehen, was man sah, und die Fragmente des Wissens, die man vor sich hatte, zu einem Ganzen zusammenzufügen.
    » Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt«, hatte Alex’ Vater gesagt, als er zum Dienstantritt seines Sohnes eine Rede gehalten hatte.
    Eigentlich hatte der Vater sich gewünscht, dass sein Sohn– wie die anderen Erstgeborenen in der Familie auch– Pfarrer würde. Es war ihm schwergefallen, sich damit abzufinden, dass der Sohn lieber Polizist werden wollte.
    » Die Polizeiarbeit erfordert in der Tat auch eine gewisse Berufung«, hatte Alex gesagt, um ihn versöhnlich zu stimmen.
    Der Vater hatte einige Monate lang darüber nachgedacht und ihm schließlich mitteilen lassen, dass er vorhabe, die Berufswahl seines Sohnes zu akzeptieren und zu respektieren. Vielleicht wurde das Ganze auch dadurch vereinfacht, dass irgendwann Alex’ Bruder beschloss, Pfarrer zu werden. Ob dies nun miteinander zu tun hatte oder nicht– Alex war seinem Bruder jedenfalls auf ewig dankbar.
    Alex arbeitete gern mit Menschen zusammen, die sich genau wie er selbst zu ihrer Arbeit berufen fühlten. Er arbeitete gern mit Menschen, die eine gute Intuition besaßen und ein Gefühl dafür hatten, was eine Tatsache war und was Unsinn.
    Vielleicht, so dachte er bei sich, als er im Auto zum Stockholmer Hauptbahnhof saß, vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, sich an seine neue Kollegin zu gewöhnen. Fredrika Bergman schien sich weder berufen zu fühlen, noch wirkte sie besonders begabt für die Aufgabe. Allerdings glaubte er auch nicht, dass sie sonderlich lange bei der Polizei bleiben würde.
    Alex schielte zu ihr hinüber. Sie hatte einen so unglaublich geraden Rücken. Eine Zeit lang hatte er überlegt, ob sie vom Militär kam. Er hatte sogar ein wenig gehofft, dass es so sein möge. Aber so gründlich er ihre Unterlagen auch durchgesehen hatte, gab es doch keine einzige Zeile, die darauf hinwies, dass sie auch nur eine Stunde bei der Armee verbracht hatte. Alex seufzte. Vermutlich war sie ganz einfach Sportlerin. So einen verflucht geraden Rücken hatte keine Frau, die nichts Spannenderes mit ihrem Leben anzufangen gewusst hatte, als an der Universität zu studieren.
    Alex räusperte sich leise und überlegte, ob er vielleicht etwas zu dem Fall sagen sollte, ehe sie am Bahnhof ankamen. Fredrika hatte so etwas immerhin noch nie zuvor bearbeitet. Ihre Blicke begegneten sich kurz, und dann konzentrierte sich Alex wieder auf die Straße.
    » Ganz schön viel Verkehr heute«, murmelte er.
    Als gäbe es Tage, an denen die Stockholmer Innenstadt frei von Autos wäre.
    Alex hatte während seiner vielen Jahre bei der Polizei mit einer relativ großen Zahl verschwundener Kinder zu tun gehabt. Er war längst zu der Überzeugung gelangt: Kinder verschwanden nicht einfach von selbst, sondern sie wurden verloren. Es war fast immer so– fast immer–, dass hinter einem verlorenen Kind auch ein verlorener Elternteil stand, eine schwache Person, die sich nach Alex’ Meinung gar nicht erst Kinder hätte anschaffen dürfen. Dabei musste diese Person nicht einmal in schwierigen Verhältnissen leben oder ein Alkoholproblem haben. Es konnte genauso gut jemand sein, der viel zu viel arbeitete, der sich zu oft und zu spät noch mit Freunden traf, oder jemand, der sich einfach nicht genug um sein Kind kümmerte. Wenn Kinder im Leben der Erwachsenen nur den verdienten Platz einnahmen, dann verschwanden sie auch nicht so leicht. Zumindest war Alex davon überzeugt.
    Die Wolken hingen schwer und dunkel am Himmel, und ein leises Grollen kündete bereits von einem aufkommenden Gewitter, als sie aus dem Wagen stiegen. Die Luft war unbeschreiblich feucht und schwer; es war einer dieser Tage, an denen man sich nichts mehr wünschte als Regen, damit die Luft wieder leichter zu atmen war. Irgendwo hinter der Altstadt zeichnete sich schwach ein Blitz vor den Wolken ab. Das Unwetter war auf dem Weg.
    Alex und Fredrika eilten durch den Haupteingang des Bahnhofs, als das dritte Mitglied des Ermittlerteams, Peder Rydh, Alex auf dem Handy anrief und

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