Aschenputtel: Thriller (German Edition)
zurück, sodass er seine ganze Familie verdeckte. Peder war ihm dafür sehr dankbar.
» Und da habe ich die Bilder gefunden«, flüsterte er fast. » Wollen Sie es sich gleich ansehen?«
Peder hatte sich kurz mit Alex beraten. Wenn die Bilder von kriminellem Charakter waren, dann war es von äußerster Wichtigkeit, dass die Verfahrensregeln eingehalten würden, damit hinterher niemand behaupten konnte, die Polizei habe sich auf unrechtmäßige Weise Zugang zum Inhalt von Gabriel Sebastianssons Festplatte verschafft. Doch wenn ihm die Informationen von einem Dritten gezeigt wurden, der sich auf eigene Initiative Gabriel Sebastianssons Rechner bemächtigt hatte, dann gab es keinen Grund, warum Peder sich die Bilder nicht ansehen sollte. Doch intuitiv verspürte er nicht die geringste Lust dazu.
» Sie wollten sich am Telefon nicht über die Bilder äußern«, sagte er langsam. » Aber jetzt könnten Sie vielleicht, ehe wir sie uns ansehen, ganz kurz schildern, worum es sich handelt?«
Martin Ek wand sich. Sein Blick wanderte zu einem der kleineren Fotos, die vor ihm auf dem Schreibtisch standen und auf dem sein jüngstes Kind abgebildet war. Er räusperte sich wieder, blass und steif. Und dann sah er Peder an. Er antwortete mit einem Wort.
» Kinderpornografie.«
Fredrika Bergman fuhr aus der Stadt hinaus und dann weiter nach Flemingsberg. Ob sie sich damit wohl eines Dienstvergehens schuldig machte? Alex hatte sie ausdrücklich gebeten, Personen aus Sara Sebastianssons näherem Verwandten- und Bekanntenkreis aufzusuchen und mit ihnen zu reden. Dass sie Teodora Sebastiansson traf, erachtete er als besonders wichtig, außerdem sollte sie versuchen herauszufinden, wie Umeå ins Bild passte. Er hatte sie also definitiv nicht gebeten, nach Flemingsberg hinauszufahren und einen Bahnhof zu besuchen, den kein anderer außer ihr selbst für die Ermittlung als relevant ansah.
Und trotzdem war sie jetzt unterwegs dorthin.
Fredrika parkte vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft, ganz in der Nähe des Bahnhofs. Sie stieg aus und sah sich um. In einiger Entfernung konnte man auf der anderen Seite der Gleise die bunt gescheckten Häuser mit Studentenwohnungen sehen, in denen sie selbst ein paarmal zu Besuch gewesen war. In der Nähe der Wohnsiedlung lag das Krankenhaus. Sie fuhr unwillkürlich zusammen, als sie die Hinweisschilder dorthin sah; sie dachte an Spencer.
Ich hätte ihn fast verloren. Fast hätte ich allein dagestanden.
Auf dem kurzen Weg vom Parkplatz zum Bahnhof wurde Fredrika warm. Sie zog die Jacke aus und schob die Pulloverärmel hoch. In letzter Zeit hatte sie sehr häufig an Spencer denken müssen. Sollte sie nicht lieber an den Adoptionsantrag denken, den sie vor einer Weile eingereicht hatte? Doch der gute Spencer schien sie plötzlich Tag und Nacht zu verfolgen. Fredrika hatte mit einem Mal das Gefühl, als schwankte der Boden unter ihren Füßen ein wenig. Bildete sie sich das nur ein, oder hatte sich ihre Beziehung zu Spencer seit dem Sommer verändert? Sie sahen sich öfter, und es fühlte sich irgendwie anders an.
Aber was genau anders war, war ihr nicht klar.
Jetzt habe ich es geschafft, mehr als zehn Jahre lang eine Beziehung zu Spencer zu haben, ohne mir Dinge einzubilden und die Sache zu etwas zu machen, das sie nicht ist, dachte Fredrika bei sich. Es besteht kein Grund, jetzt plötzlich komisch zu werden.
Sie betrat den Bahnhof und sah sich um. Zu jedem Bahnsteig führten Rolltreppen hinunter. Ganz hinten waren die Treppen zu Gleis eins, an dem die Fernzüge in Richtung Norden hielten. Dorthin musste Sara Sebastiansson gerannt sein, als sie den Zug verpasst hatte, dachte Fredrika.
Sie trat auf eine junge Frau zu, die hinter dem Schalter an den Sperren zu Gleis zwei und drei saß, wo die Nahverkehrszüge fuhren, wies sich mit ihrer Polizeimarke aus und erklärte kurz ihr Anliegen. Die Frau richtete sich in dem engen Häuschen des Fahrkartenschalters sogleich auf. Sie erkannte an Fredrikas ernstem Blick, dass es wichtig war, auf die gestellten Fragen anständig zu antworten.
» Waren Sie auch am Dienstag hier?«, fragte Fredrika.
Zu ihrer Erleichterung nickte die Frau hinter dem Schalter. Dieser Besuch würde schnell erledigt sein.
» Können Sie sich an eine Frau mit einem kranken Hund erinnern, die im Lauf des Tages hier war?«
Erst runzelte die Frau die Stirn, doch dann nickte sie eifrig. » Ja, natürlich«, sagte sie. » Natürlich, ich erinnere mich. Sie meinen, ein großes, sehr
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