Aschenputtel: Thriller (German Edition)
auszuschließen, dass er unnötig Aufregung verursachte, schaute Peder sich wenigstens eines davon an. Er bereute es sofort und würde es sein ganzes Leben lang bereuen.
Die Bilder waren in einem Ordner versteckt, der » Berichte Quartal 2/Version III« hieß, und dies war ebender Ordner gewesen, der Martin Eks Interesse geweckt hatte. Da er den Bericht, den er gesucht hatte, nirgends sonst gefunden hatte, hatte er schließlich diesen Ordner voller Grässlichkeiten geöffnet.
Als Peder wieder im Taxi auf dem Weg ins Büro saß, rief er im Haus an, um dafür zu sorgen, dass Gabriel Sebastiansson nun auch wegen des Besitzes von Kinderpornografie gesucht würde. Gegen Sebastiansson würde jetzt ein Ermittlungsverfahren eröffnet und er selbst mit Haftbefehl im ganzen Land gesucht werden. Die Sichtung der Bilder– wie nur sollte die aussehen? Wer würde es über sich bringen, solch Scheußlichkeiten anzusehen?– würde klarstellen, ob Gabriel Sebastiansson sich auch des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht oder ob er sich damit begnügt hatte zuzuschauen.
In Peder machte sich die Angst breit, dass sie Bilder finden könnten, auf denen die kleine Lilian zu sehen war. Er wagte nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken.
Er hatte auch mit Alex telefoniert, der gerade in Umeå aus dem Flugzeug gestiegen war, und hatte ihn über die jüngsten Entwicklungen informiert.
» Wir wissen noch nicht, wohin das alles führt«, hatte Alex nachdenklich gesagt. » Aber irgendetwas sagt mir, dass wir ein Stück weitergekommen sind.«
» Wenn wir nur sagen könnten, dass wir ihn haben, verdammt noch mal«, hatte Peder aufgewühlt geantwortet.
» Jetzt bloß keine Fehler machen«, hatte Alex ihn gewarnt. » Solange wir Gabriel Sebastiansson nicht gefunden haben, müssen wir für andere mögliche Alternativen offen bleiben. Fredrika soll den Bekanntenkreis von Sara Sebastiansson auf mögliche weitere Täter durchkämmen. Und du machst bitte das Gleiche auf Gabriel Sebastianssons Seite. Wir wollen jeden Scheiß wissen, den man nur über ihn kriegen kann.«
» Kinderpornografie und Misshandlung der Ehefrau reichen nicht?«, hatte Peder misstrauisch gefragt, und Alex hatte kurz geschwiegen.
» Wenn wir diesen Mann finden, Peder, dann darf es keinen Zweifel mehr geben. Nicht den geringsten Zweifel, okay?«
» Okay«, hatte Peder erwidert und das Gespräch beendet.
Danach hatte er sofort versucht, Fredrika zu erreichen. Ohne Erfolg.
Er sah aus dem Taxi. Die Sonne schien immer noch. Erstaunlich.
Peder konnte nicht vermeiden, dass er ein wenig überdreht klang, als Fredrika sich zurückmeldete.
» Jetzt haben wir ihn!«, rief er aufgeregt und drückte das Telefon ans Ohr.
» Wen?«, fragte Fredrika abwesend.
Peder war erstaunt und wütend.
» Den Vater«, sagte er überdeutlich, weil er vermeiden wollte, Gabriel Sebastianssons Namen im Taxi zu nennen.
» Okay«, sagte Fredrika nur.
» Verstoß gegen das Gesetz zur Kinderpornografie«, sagte Peder triumphierend und sah, wie der Taxifahrer ihn plötzlich im Rückspiegel anstarrte.
» Was?«, fragte Fredrika erstaunt.
» Du hast doch gehört, was ich gesagt habe.« Peder lehnte sich zufrieden zurück. » Aber wir können später im Haus darüber sprechen. Wo bist du eigentlich?«
Erst antwortete Fredrika nicht, dann sagte sie: » Ich habe nur etwas überprüft, bin aber in einer Viertelstunde wieder im Büro. Ich habe auch Neuigkeiten.«
» Aber wohl kaum vom gleichen Kaliber«, grinste Peder.
» Bis später«, sagte Fredrika kurz und beendete das Gespräch.
Peder war höchst zufrieden. Dies hier war Polizeiarbeit von allererster Manier. Eigentlich hatte sich die Ermittlergruppe bisher recht gut geschlagen. Okay, das Mädchen war tot. Das musste ohne Frage als Scheitern betrachtet werden. Aber trotzdem… Jetzt im Nachhinein schien das auf gewisse Weise unvermeidbar gewesen zu sein, fast als wäre es niemals Aufgabe der Polizei gewesen, das Kind zu retten, sondern nur denjenigen zu finden, der es ermordet hatte. Peder klammerte sich daran, dass sie ein grausames Verbrechen schnell aufgeklärt hatten. Und bald, sehr bald, würden sie Gabriel Sebastiansson finden. Peder würde darauf bestehen, bei allen Verhören dabei zu sein. Fredrika würde sich um diese Aufgabe wahrscheinlich ohnehin nicht gerade reißen.
Sein Handy klingelte erneut.
Erst als er die Nummer auf dem Display sah, fiel ihm wieder ein, was er vergessen hatte. Er hatte sich immer noch nicht bei
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