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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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alles gut. Doch dann erinnerte ich mich an den Entzug, der kein Zuckerschlecken gewesen war. Nein, es musste ohne Steinchen gehen. Marihuana? Die Wirkung war nicht die gleiche wie bei den Zaubersteinchen. Aber immer noch besser als ganz ohne irgendetwas. Und von einem bisschen Hanf würde ich nicht gleich wieder süchtig werden. Ist doch eine Heilpflanze. Ich behielt diese Möglichkeit im Hinterkopf. Immerhin durfte ich inzwischen Besuch empfangen. Der nächste Schritt wäre bestimmt Freigang, oder wie man das hier betitelte. Sobald sie mich rausließen wusste ich, wohin ich gehen würde.
    Vorerst musste ich mich jedoch mit jener Freiheit begnügen, die man mir bis jetzt gewährte. Und ich durfte nicht einschlafen. In Gedanken schmiedete ich an einem Plan, um die erste Gelegenheit, die sich mir bot, nutzen zu können. Die Gurte waren endlich weg, und ich wollte alles dafür tun, dass sie das auch blieben.
    Â»So, mein Lieber.« Ich wandte mich zum schwarzen Fernseher. »Nun darfst du endlich auch mal was tun.« Ich schaltete ihn ein und zappte mich durch das Vormittagsprogramm. Ich guckte mir jede Talkshow, jede Soap und jede Realitysendung an, so lange bis sie mir langweilig wurde. Und ich hatte sogar meinen Spaß daran. Ich weidete mich an den lächerlichen Problemen, an denen diese Leute dort litten, oder die ihnen ein kranker Drehbuchautor angedichtet hatte. Wenn die wüssten, was echte Probleme sind. Aber gut. Es lenkte mich von mir und den Teufeln in mir ab. Also war es gut. Irgendwann hatte ich allerdings genug und fand nichts Interessantes mehr.
    Wo war eigentlich mein Telefon? Es wäre an der Zeit, mein FacebookProfil und meine Mails zu checken. Die lagen schon seit Wochen oder gar Monaten, seit die Aschenwelt da war, brach. Eigentlich war mir diese sogenannte soziale Kommunikation völlig egal, da ich außer Anne sowieso niemanden hatte, mit dem ich kommunizieren wollte. Aber an diesem Tag war ich neugierig, was in der Welt da draußen vor sich ging. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wo das Teil war. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wo und wann ich es das letzte Mal hatte. Da blieb nur weiterhin Fernsehglotzen. So lange, bis der erste Besuch vorstellig wurde: meine Eltern.
    Kurz überlegte ich, ob ich den Fernseher ausschalten sollte oder nicht. Wenn er weiterlief, musste ich ihnen nicht in die Augen schauen, während sie mich zuquatschten, was mir unweigerlich bevorstand. Aber ich schaltete ihn trotzdem aus. Keine Ahnung, warum.
    Ich lächelte meine Erzeuger mit dem freundlichsten Gesicht an, zu dem ich auf die Schnelle imstande war, gab ihnen im Stillen aber die schlimmsten Namen. Immerhin waren sie schuld daran, dass ich hier festsaß. Sie hatten mich einliefern lassen. Gegen meinen Willen und ohne mich zu fragen. Außerdem wäre alles nie soweit gekommen, wenn mein Vater mein Konto nicht gesperrt hätte. Ich lächelte trotzalledem. Auch wenn ich gerne ein ganz anderes Gesicht gemacht hätte. Ich ignorierte die Tränen in den Augen meiner Mutter, die sich sogleich an mein Bett setzte; und ich übersah den starren Blick meines Vaters, der etwas entfernt stehen blieb und den Boden fixierte.
    Â»Dr. Uschasnik meinte, dass es dir wieder besser geht?«, sagte meine Mutter. Und ohne dass ich die Chance hatte, darauf zu antworten, ergoss sich ein wahrer Redeschwall aus ihrem Mund.
    Â»Ich bin so froh darüber«, behauptete sie. »Und nicht nur ich, sondern auch Papa. Stimmts?«
    Ihr Mann nickte kaum merklich, ohne eine Miene zu verziehen.
    Und sie erzählte weiter: »Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Und wir sind so froh, dass Kevin auf dich aufgepasst hat. Wir haben uns auch mit anderen Eltern aus der Schule getroffen. Das hat uns sehr viel gegeben.«
    Ich fragte mich, wozu, aber ich kam nicht zu Wort. Meine Mutter redete einfach weiter, und ich hörte schon bald nur noch mit einem halben Ohr hin.
    Mein Dauerlächeln war inzwischen in mein Gesicht gefroren und ich machte mir Sorgen, dass es allmählich auffiel, dass es nicht echt war. Vielleicht blieb es gar für alle Zeiten in meinem Gesicht stehen, weil meine Muskeln sich verkrampften. Meine Mutter plapperte munter weiter, und mein Vater stand wie eine Steinstatue in der Mitte des Zimmers und beobachtete die auf und zu klappenden Lippen seiner Frau.
    Â»Was hältst du davon?«, fragte meine Mutter und blickte mich dabei freudestrahlend

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