Aschenwelt
ganz weglassen. Was meinst du?«
Ich nickte eifrig.
»Schön.« Er lächelte. »Wir alle sind sehr stolz auf dich, Johanna. Das Schlimmste vom Entzug hast du nun hinter dir. Die körperlichen Symptome sollten nun weg sein.«
»Das ging schnell«, sagte ich.
»So schnell war das nicht. Du bist jetzt die dritte Woche hier.«
»Was?!« Ich konnte es nicht fassen. Uschasnik verarschte mich. »Das kann nicht sein. Ich erinnere mich nur an ⦠wenige Tage.« Ja, an wie viele denn?
»Sei froh. Es war manchmal nicht schön. Nicht für uns und nicht für dich. Doch nun haben wir das Schlimmste hinter uns.«
Als Uschasnik mein Zimmer verlieÃ, hielt er unter dem Türrahmen inne und sagte, ganz nebenbei, dass ab sofort Besuch erlaubt sei, und ich entscheiden könne, wer, wie viel und wie lange. Ich wusste nicht, ob ich mich nun darüber freuen sollte oder nicht. Anne dürfte jetzt ganz offiziell bei mir sein. Allerdings bezweifelte ich, dass dies auch für die Nächte in meinem Bett galt. AuÃerdem würde es sich meine Mutter ganz sicher nicht nehmen lassen, ab sofort so oft sie nur konnte bei mir reinzuschauen.
Anne krabbelte unter meinem Bett hervor und grinste mich an. »Ich glaub, du bist übern Berg, würd ich meinen.«
»Scheint so.«
»Und wie feiern wir das jetzt?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Mir ist nicht nach feiern.«
»Schade«, sagte Anne. »Ich hätte da eine Idee gehabt.« Sie zog eine beleidigte Schnute.
»Was denn?«, wollte ich wissen.
»Nun, hm, hm, hmmm.« Dabei wippte sie mit ihren Hüften und lieà ihre Hände über ihren Körper gleiten, dass mein Bauch ganz heià wurde. »Aber dir ist ja nicht nach feiern zumute.«
Unter normalen Umständen wäre ich sofort mit ihr ins Bett gesprungen. Aber mein Kopf war voller Gedanken, die ich nicht einmal richtig in Worte fassen konnte. Ich unterdrückte das Verlangen nach Annes Körper und begutachtete stattdessen meine Kratzstellen, dort, wo die Würmer ihr Festmahl gehalten hatten. Fast verheilt. Es juckte nicht und ich schwitzte auch nicht mehr, und die Ãbelkeit war auch verschwunden. Ich hatte sogar schon wieder Hunger, obwohl die letzten Reste vom Frühstück eben erst von meinen Magensäften aufgezehrt waren. Aber ich traute dem Frieden nicht. Und allmählich wurde mir auch klar, warum.
»Sie ist eben immer noch da«, sagte ich.
»Wer denn?« Anne blickte mich fragend an.
»Die Aschenwelt! Mit den beschissenen Teufeln drin!«
»Sicher?«
»Ja! Ganz sicher!«
»Aber du nimmst jetzt doch keine Drogen mehr!«
»Das ist ja das Problem! Wenn ich mit Drogen in der Aschenwelt bin, geschieht mir nichts. Da bin ich stark und mutig und unverletzlich. Aber was ist, wenn ich wieder im Traum dort lande, oder wieder mitten am Tag? Einfach so?« Ich schnippte mit den Fingern.
»Hmmm â¦Â«
»Ja, hmmm ⦠ScheiÃe ist das!«
»Nur keine Angst, Jo.« Anne ergriff meine Hand. »Das schaffen wir alles. Gemeinsam.«
»Ich weià nicht.«
»Ganz sicher.« Anne lächelte mich mit gröÃtmöglicher Ãberzeugung an und riss dann ohne Vorwarnung ihre Augen auf und stierte an die Wand hinter mir.
»Was ist?« Erschrocken blickte ich mich um.
»Nichts schlimmes«, sagte Anne. »Es ist nur â ich hab meiner Mum versprochen, ihr heute beim Einkaufen zu helfen. Ist es ok für dich, wenn ich kurz zu ihr springe? Bin dann auch so schnell wie möglich wieder da.«
»Ist ok«, sagte ich, war aber in Wahrheit enttäuscht, dass Anne mich gerade in so einer Situation wie dieser schon wieder alleine lassen wollte. »Geh nur.«
»Ich komm bald wieder.« Anne erhob sich. »Okay?«
»Ja, okay! Hab ich doch schon gesagt!«
»Ich habâs ihr halt versprochen. Aber wenn du willst, dass ich â¦Â«
»Anne! Nun geh schon! Je länger du hier herumdruckst, desto länger dauert es, bis du wieder da bist.«
Anne ging.
Und ich musste vorerst alleine einen Weg finden, die Teufel zu besiegen und die Aschenwelt ein für allemal aufzulösen. Wenn mir Anne nicht beistehen wollte, dann eben ohne sie. Ich musste diese Aufgabe wohl oder übel auf mich allein gestellt erledigen.
Noch einmal die Steinchen rauchen, mit den Teufeln aufräumen und fertig. Ja, so würde es gehen. Nur noch einmal, dann wäre
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