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Ascheträume

Ascheträume

Titel: Ascheträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Temporin
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begriffen, als ein aufgeschlitzter Tankwaggon mit Strom in Berührung kam.
    Es gab einen ohrenbetäubender Knall und einen gleißenden Blitz.
    Eine Hitzewoge fegte über die Szenerie hinweg.
    Schreiend hielt ich mir die Ohren zu, während ich durchs Wagenfenster sah, wie brennende Autos durch die Luft wirbelten.
    Hoch wie die Wolkenkratzer um uns herum schossen Feuerpilze in den Himmel. Die Fenster der Hochhäuser barsten und ließen einen Guss scharfer Glasscherben herabregnen. Es war ein Höllenkarneval.
    Auch die Windschutzscheibe unseres Wagens splitterte, und wir spürten etwas, das sich wie ein auf die Erde gestürzter Asteroid anfühlte, der uns mit aller Macht entgegenschlug.
    Dann verhallte der Lärm, und man hörte nur noch Schreie.
    Als wir dachten, es wäre vorbei, richteten wir uns in den Sitzen auf.
    Ein apokalyptisches Szenario bot sich uns dar.
    Eine Feuerwalze, die alles und jeden verschlang.
    »O nein!« Langsam begriff ich, was passiert war. »Bloß weg hier!«, flüsterte ich Charles zu, der genauso bestürzt war wie ich.
    »Das geht nicht«, sagte er und sah sich um. »Wir stecken zwischen den anderen Autos fest.«
    Ich drehte mich auch um und sah, wie Hunderte Menschen aus ihren Fahrzeugen sprangen und in entgegengesetzter Richtung davonliefen.
    Wir versuchten, die Türen zu öffnen, aber sie waren blockiert. Wir mussten durch die kaputte Windschutzscheibe auf die Motorhaube klettern.
    »Thara!« Charles sah mich besorgt an.
    Ein paar Splitter steckten in meinen Armen, doch ich empfand keinen Schmerz bei ihrem Anblick.
    Ich zog sie heraus, als wir auf der Kühlerhaube standen.
    Zahlreiche Polizisten liefen zwischen den Autos hindurch und eilten den Verletzten zu Hilfe.
    »Seien Sie vorsichtig! Es ist der Brandstifter von der Schule!«, hörte ich einen Polizeibeamten schreien.
    »Ludkar!«, sagte ich im Brustton der Überzeugung und machte mich auf das Schlimmste gefasst.
    In diesem Moment sahen wir ihn hinter dem Vorhang aus Flammen auftauchen, der die Bühne seines grauenvollen Spektakels umrahmte.
    Er lief mit dem Feuer, und das Feuer lief mit ihm.
    Noch war er ein schwarzer Schatten, der in dem gelben Licht waberte, aber sein heiseres Lachen übertönte die gellenden Sirenen der Rettungsfahrzeuge.
    Die Polizisten suchten hinter den Autos Deckung und zielten mit ihren Waffen auf ihn.
    Ich wusste, dass es nichts nützen würde.
    Er wollte mich.
    Mit einem einzigen Schritt trat er aus dem Feuer. Seine nackten Füße ließen eine Öllache erzittern.
    Sein schwarzer Mantel, sein Schal und seine schwarzen Haare flatterten unheimlich im Wind und ließen den Geruch von Tod und verbranntem Fleisch durch die Luft wehen.
    Er ging immer weiter, und ich wusste, dass er mich ansah.
    Mit seinem verzerrten, weißen Gesicht blickte er mich an wie ein verrückter Clown.
    »Stehen bleiben, oder wir eröffnen das Feuer!«, schrie ein Polizist durchs Megafon.
    Ludkar konnte nur lachen.
    Ihm zu sagen, dass man das Feuer eröffnen würde, war wirklich ein Witz.
    Er ignorierte die Polizisten und kam weiter auf uns zu. Charles wollte mich wegziehen, aber ich rührte mich nicht von der Stelle.
    »Bist du übergeschnappt?«, fragte er.
    »Er würde uns verfolgen und uns sofort einholen. Er will mich. Du musst verschwinden und zu meinem Vater gehen!«
    Doch dieses Mal rührte sich Charles nicht.
    Eine Salve Kugeln pfiff durch die Luft und traf Ludkar.
    Durch den Aufprall wich der Vampir ein paar Schritte zurück.
    Die Polizisten hörten auf zu feuern.
    Kurz schien es, als würde er nach hinten kippen, aber als sein schwarzes Haar den Boden berührte, stand er mit einer Bewegung, die nichts Menschliches hatte, wieder auf.
    Schlagartig verstummten die Polizisten. Ihnen wurde langsam klar, dass das, womit sie es hier zu tun hatten, nicht zu bekämpfen war.
    »Ich habe Wasser in meiner Tasche«, sagte ich zu Charles. Wenn ich es schaffe, ihn in meine Nähe zu locken, schicke ich ihn dorthin zurück, wo er hergekommen ist!«
    Plötzlich änderte Ludkar die Richtung.
    Er kam nun nicht mehr auf mich zu, sondern ging zu dem Polizisten mit dem Megafon. Der arme Mann wusste nicht, was tun. Vor Grauen trübte sich sein Blick. Das Monster hatte es auf ihn abgesehen.
    »Keine Bewegung oder …«, sagte er schwach ins Megafon.
    Ein anderer Beamter stellte sich in einem Anfall von Wahnsinn und Mut neben Ludkar und hielt ihm eine Pistole an den Kopf.
    Ludkar drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an. Dann riss er ihm den Arm

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