Ascheträume
fragte ich.
»Keine Ahnung. Wir müssen eben aufpassen.«
Mit der Zange schnitt er ein Loch in den Maschendrahtzaun.
Wir krabbelten vorsichtig hindurch. Die Erde drang in die Wunden an meiner Hand, aber darauf achtete ich nicht. Ich kannte als Einzige die Anlage, und meine Freunde warteten darauf, dass ich ihnen den Weg wies.
»Also«, flüsterte ich, »wir müssen das Lager mit den Rohölfässern finden.«
Gebückt schlichen wir durch das Gewirr aus Rohren. Es war schon schwierig genug, sich im Cinerarium zu orientieren, aber hier in der Dunkelheit war es noch schwieriger. Wie Katzen auf einem Hausdach bahnten wir uns einen Weg durch den Metalldschungel.
Ein Nachtwächter machte seinen Kontrollgang und hätte uns fast entdeckt. Wir konnten uns gerade noch hinter ein paar Tanks verstecken, bevor das Licht seiner Taschenlampe die Stelle nach der Ursache für die merkwürdigen Geräusche absuchte.
Während er langsam weiterging, erblickte ich im Lagerbereich die aufeinandergestapelten Fässer.
»Da sind sie!«
»Aber, Thara, da sind Leute!«, sagte Christine.
»Sie werden genauso weglaufen wie wir auch«, antwortete ich.
Ich ging als Erste los, Leo und Christine folgten mir.
»So werden sie uns sehen!«, flüsterte mein Freund.
Er hatte recht.
Eine Hand packte mich an der Schulter und riss mich rüde herum.
»Was habt ihr hier zu suchen?«, schrie mir der Nachtwächter, der uns den Weg abgeschnitten hatte, ins Gesicht.
Mit seiner Taschenlampe leuchtete er uns in die Augen.
»Also? Ich höre! Es ist gefährlich hier.«
Wir hörten ein gedämpftes Geräusch und hoben die Köpfe zu dem Feuer hoch oben am Kamin. Die Flammen loderten auf und machten seltsame Bewegungen.
Ich kniff die Augen zusammen. Es sah so aus, als würden große Brocken daraus hervorgeschleudert.
»Was zum Teufel …?«, murmelte der Mann.
Dann ertönte ein paar Meter von uns entfernt ein Knall, und eine Staubwolke erhob sich.
»Nein!«, sagte ich und wich zurück. »Das sind Aschemenschen!«
Der Nachtwächter erfasste die Situation nicht schnell genug – die Kreatur hatte sich erhoben und ihn am Knöchel gepackt.
»Loslassen!«, schrie er.
Aber der Aschemensch, der bei dem Sturz ein Bein verloren hatte, schleppte sich mit weit aufgerissenem Kiefer weiter.
Es gab weitere Explosionen, die Luft wurde immer stickiger.
»Bleibt in meiner Nähe!«, schrie ich meinen Freunden zu, die ich nur noch mit Mühe erkennen konnte.
Die Grauen kamen wie verkohlte Zombies auf uns zu. Schwarze Schatten im trockenen Nebel.
Immer mehr von ihnen fielen vom Himmel. Bestimmt warf Ludkar sie aus dem Cinerarium. Wir sahen, wie sie stürzten und auf die Röhren der Raffinerie prallten. Sie platzten auseinander und setzten sich wieder zusammen, sobald sie die Erde berührten. Wir hörten nur noch die Schreie des Nachtwächters, dann schaltete sich die Alarmanlage ein.
Während uns die Aschekreaturen umzingelten, sah ich, dass einige Menschen ihre Arbeitsplätze verließen und über die Stege rannten, um zu entkommen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie uns halfen, aber im Prinzip war es besser so.
»Leo! Christine!«, schrie ich und nahm sie an der Hand. »Bleibt dicht bei mir! Die sehen zwar gruselig aus, aber sie sind dumm.«
Leo nahm den Feuerlöscher aus dem Rucksack und zielte auf die Grauen.
»Und sie haben definitiv eine Dusche nötig!«, sagte er und drückte den Hebel hinunter.
Ein weißer Schaumstrahl schoss aus dem Feuerlöscher und traf mindestens fünf Kreaturen, die zuckend auf dem Boden zerflossen. Während Leo die Grauen auf Abstand hielt, nahm ich die Zange.
»Mach weiter!«, verlangte ich. »Gib Christine und mir Deckung, wir besorgen den Rest!«
Meine Freundin und ich gingen zu den Fässern, während Leo die Kreaturen dorthin zurückbeförderte, wo sie hergekommen waren.
»Hilf mir, eines der Fässer herunterzuziehen!«, sagte ich zu Christine.
»Aber die wiegen doch Tonnen!«
Wir packten den Rand eines Fasses und stießen es zu Boden. Es rollte ein paar Meter. Als es liegen blieb, setzte ich mich rittlings darauf, hob die Zange hoch über meinen Kopf und ließ sie mit all meiner Kraft heruntersausen. Es gelang mir, ein Loch hineinzuschlagen, aus dem eine schwärzliche Substanz zu sickern begann.
»Komm, Leo!«, schrie Christine.
»Mach uns den Weg frei!«
Lächelnd lief Leo los und fegte die Monster aus dem Weg. Christine und ich rollten das Fass vor uns her und versuchten, uns nirgends anzuschlagen.
Während wir
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