Ash Grey
zweimal ansetze kann ich meinen Satz nicht beenden. Ich hatte nie einen richtigen Vater, ich weiß nicht wie es ist Eltern zu haben, die einen nicht weghaben wollen.
>> War ich zu unfreundlich? Hab ich dich vor deinem Vater blamiert? Das tut mir so leid! <<
>> Nein Kim! Hör auf dich schon wieder fertig zu machen! Es ist nicht deine Schuld, okay? Ich bin ein Idiot. <<
Ich weiß nicht auf was Felix hinaus will.
>> Ich vergesse immer, dass du erst sechzehn bist. Mit sechzehn hatte ich absolut keinen Bock darauf, die Eltern von irgendjemand kennenzulernen! Außerdem vergesse ich, dass wir erst so kurz zusammen sind. Es kommt mir vor, als würde ich dich schon ewig kennen. Deine Situation hab ich auch komplett verdrängt! Dir geht es beschissen und ich tue so, als ob alles in Ordnung wäre! <<
>> Es geht mir nicht beschissen! << , entgegne ich.
Felix sieht mich mitleidig an. Ich mag das nicht.
>> Ich kann nichts daran ändern! Ich bin jung und meine Mutter will mich nicht! Das ist aber nicht dein Problem, sondern meines! Wenn du jemand älteren willst, oder jemand mit einer Familie, dann ist das dein gutes Recht, aber mach den Mund auf! Ich komm schon klar! <<
Ich will stark wirken und es gelingt mir. In mir drin sieht es anders aus, aber das ist jetzt egal.
>> Du versteht mich nicht! Jedes Mal wenn ich scheiße baue fühlst du dich dafür verantwortlich! Ich bin eifersüchtig und du glaubst ich will dich loswerden! Ich bin launisch und du glaubst du gehst mir auf die Nerven! Dass du dich vorhin nicht wohl gefühlt hast liegt daran, dass ich dich mit diesem ganzen Kennenlern-Mist überrumpelt hab! Jetzt glaubst du schon wieder ich will dich verlassen! <<
In seiner Stimme schwingt ein Hauch Verzweiflung mit.
>> So bin ich Felix! Was soll ich machen? <<
Ich zucke mit den Schultern und beschleunige meinen Gang. Ich habe kein Ziel, trotzdem würde ich gerne laufen.
>> Wo willst du denn hin? << , ruft Felix.
Ich weiß es nicht. Seine Wohnung liegt in der andern Richtung. Ich werde so abrupt ausgebremst, dass ich erschrecke. Felix hat mich von hinten gepackt und hält mich fest. Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
>> Lauf nicht vor mir weg, bitte! <<
Ich greife seine Hände. Sie sind warm, im Gegensatz zu meinen.
>> Was soll ich sonst tun? Ich weiß nicht was ich machen soll! <<
Jetzt klinge ich genauso verzweifelt wie ich mich fühle.
>> Es tut mir leid Kim! Ehrlich! Ich bin so unsensibel wenn ich wütend auf mich selbst bin! Genau wie nach dem Konzert! Ich bin ein scheiß Egoist! <<
>> Das stimmt nicht! Lass mich los. <<
Er hält mich so fest, dass ich mich kaum rühren kann.
>> Lauf aber nicht weg, ja? <<
>> Mach ich nicht. <<
Er lässt los und ich drehe mich nach ihm um. Er sieht traurig aus, schuldbewusst. Ich weiß nicht mehr wieso wir uns jetzt beide so schrecklich fühlen. Das Drama hat sich hinter der Bushaltestelle versteckt und kichert.
>> Gehen wir nachhause? << , will Felix wissen.
Ich nicke. Er küsst mich.
In der Wohnung schlafen wir miteinander. Ich liebe ihn und will nicht streiten, am besten nie wieder. Er will auf mich aufpassen, aber ich bin es nicht gewohnt, dass sich jemand so intensiv um mich kümmert. Vielleicht haben wir uns deshalb in die Haare bekommen. Ich kann nicht aus meiner Haut. Ich habe ewig mit der Angst gelebt allein zu sein, unerwünscht zu sein, das geht nicht von heute auf morgen weg. Felix entschuldigt sich noch oft, ich mich auch. Irgendwann klingelt seine Nachbarin und beschwert sich, dass wir zu laut sind. Ich bekomme einen knallroten Kopf, Felix lacht nur.
>> Die Wände im Schlafzimmer sind so verdammt dünn << , meint er und fängt wieder an mich zu küssen.
Wir gehen ins Wohnzimmer und ich versuche leise zu bleiben.
LÜGEN UND EIN KUSS
Das Moon ist voll. Heute spielen Silvery, die Senkrechtstarter schlechthin. Sie sind quasi aus dem Nichts gekommen und schnell berühmt geworden. Der Leadgitarrist ist ein Gitarrengott und schwul, das weiß ich von Yoshi. Ich habe sie noch nicht live gesehen, aber ich weiß, dass ihre Songs der Hammer sind. Der Sänger sieht Felix ähnlich. Er meint er wird ständig mit ihm verwechselt. Sie spielen richtig coolen Hard Rock mit Alternative Einschlägen. Die Stimme des Sängers ist einprägsam. Ash Grey und Silvery sind sich oberflächlich betrachtet ziemlich ähnlich. Ich bin gespannt ob das im direkten Vergleich auch so ist.
Die Jungs sind schon da. Sie stehen an der Bar. Yoshi kippt gerade einen
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