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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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sich.
    »Beweg dich nicht«, flüsterte Ash. Was jetzt? Er streckte die Hand nach der Tür aus, doch die Schlange zischte ihn laut an und wandte den Kopf seiner Hand zu.
    »Ash …«
    »Psst.«
    Die Kobra ließ ihn nicht aus den Augen.
    Plötzlich schubste Lucky ihren Bruder zur Seite und warf im selben Moment das Laken. Die Schlange schnellte auf sie zu, doch der Stoff hatte sich schon um sie gelegt. Während sie wütend unter dem Baumwolltuch zappelte, sprang Lucky vom Bett und griff nach Ashs Schuhen, die um seinen Hals baumelten.
    »Schlag zu!«
    Unter dem Laken zuckte die Kobra mit dem Kopf nach vorne, doch Lucky verpasste ihr einen harten Schlag gegen die Seite. Wenn sie es schafften, das Tier zur Hälfte durch die Tür zu befördern, könnten sie sie vielleicht zerquetschen. Als Ash sie zusätzlich mit dem Fuß schubste, schnappte die Kobra nach ihm, verfehlte ihn aber knapp. Trotzdem blockierte sie noch immer den Ausgang, und eine lebendige Kobra mit nur einem Schuh zu überwältigen, war nicht ganz einfach.
    Plötzlich ringelte sich die Schlange unter dem Laken zusammen, zuckte noch einmal mit dem Schwanz und erschlaffte.
    »Ich glaub, du hast sie erwischt, Lucks.«
    Ein Schaudern durchfuhr den kleinen Körper, dann stieß das Tier ein heiseres Seufzen aus.
    Moment mal, war das Vieh jetzt größer?
    Ash trat zurück, als das Laken sich hob. Es sah aus, als würde die Schlange wachsen – unter dem Stoff zeichnete sich ein gebogener Rücken ab.
    Ash drückte sich gegen die Wand. Die Tür lag auf der anderen Seite des Zimmers. Wenn er jetzt um Hilfe rief, würde die Schlange den Nächsten angreifen, der hereinkam. Ash griff nach der Lampe.
    Unter dem Laken waren nun Gliedmaßen zu erkennen, und das Wesen, das eben noch eine Kobra gewesen war, stand auf zwei Beinen. Glänzendes schwarzes Haar schimmerte im Mondlicht, als der Stoff von seinem Kopf glitt. Dann reckte die Kreatur ihren Hals und streckte die Arme aus. Zehn Finger griffen in das Laken und wickelten es fest um das Wesen, das Ash jetzt anblickte.
    Es war ein Mädchen. Ein indisches Mädchen, ungefähr so groß und alt wie Ash, mit langen Armen und Beinen, unwahrscheinlich grazil – fast schon unmenschlich. Ihre Augen waren mandelförmig und hatten Pupillen, die in der Hälfte durchbrochen waren, bernsteinfarben und schwarz. Alles an ihr schien ein wenig länger als normal und ihre Augenbrauen waren hoch geschwungen.
    Das alles kam Ash bekannt vor.
    »Warte mal, dich kenne ich doch«, sagte er. »Du warst im Cyber Café.«
    Ihre Schlangenzunge zischelte hervor, bevor sie hinter scharfen Zähnen verschwand.
    Eine Rakshasa! Ash traute seinen Augen nicht. Und er hatte sie fragen wollen, ob sie mit ihm ausging!
    Das Mädchen blinzelte langsam, dann riss sie Lucky die All-Stars aus der Hand. »Das. Tat. Weh.«, wisperte sie und schleuderte die Schuhe mit einer lässigen Handbewegung das Dach hinunter.
    »Hey!«, rief Ash verärgert. »Das war die Sonderedition von Doctor Who!«
    »Hallo, hier Realität«, entgegnete Lucky. »Dämon auf zwölf Uhr.«
    »Stimmt. ’tschuldigung.« Sofort konzentrierte er sich auf ihr echtes Problem.
    Das Schlangenmädchen blinzelte erneut und in seinen Augen glühte es grün. Langsam öffnete es den Mund und Ash starrte wie gebannt auf die zwei glitzernden Giftzähne.
    »Du machst ihnen Angst, Parvati.« Über das Flachdach kam mit einer kleinen, schwankenden Laterne in der Hand Rishi auf sie zu. »Und zieh dir was Ordentliches an.«
    Gott sei Dank! Rishi war da.
    Die Rakshasa warf sich das Haar aus dem Gesicht und strich es glatt, dann nahm sie mit einem trotzigen Blick das Laken und wickelte es sich gekonnt um den Körper. Innerhalb von Sekunden hatte sie es in einen provisorischen Sari verwandelt. »Sie hat mich geschlagen«, beschwerte sich das Rakshasa-Mädchen.
    »Wirklich?« Rishi schaute Lucky an und klopfte Ashs Schwester anerkennend auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    Rishi und die Rakshasa? Der Alte kannte sie? Da bemerkte Ash, dass er noch immer die Luft anhielt. Endlich atmete er aus und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Sie ist ein Dämon«, stellte er fest.
    »Rakshasa, wenn ich bitten darf«, sagte das Mädchen.
    Oh, na toll, jetzt hatte er auch noch die Gefühle einer Dämonin verletzt. Dämonin. Rakshasa. Oder was auch immer. Sie begann, ihr Haar zu einem Zopf zu flechten, ließ sie dabei jedoch nicht aus ihren komischen Schlangenaugen.
    Also hatte sich auch Rishi mit den Rakshasas verbündet.

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