Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Wem konnte Ash denn überhaupt noch vertrauen?
Rishi nickte. »Ja, das stimmt. Aber sie ist auf unserer Seite. Rakshasas sind wie Menschen, manche gut, manche schlecht.« Er blickte zu dem Mädchen, das so tat, als würde sie ihn ignorieren. »Einige ein bisschen was von beidem.«
»Du warst die Kobra im Korb, richtig?«, schlussfolgerte Ash. »Du wolltest mich beißen!«
»Ach, bitte«, erwiderte Parvati. »Hätte ich dich wirklich beißen wollen, dann wärst du jetzt tot.«
»Also haben Sie uns sogar da schon hinterherspioniert?«
Rishi zuckte halbwegs entschuldigend, halb wegwerfend mit den Schultern. »Ich musste herausfinden, was Savage mit eurer Familie vorhat.«
»Ach so! Na dann ist ja alles völlig in Ordnung!« Ash nahm seine Schwester an der Hand. »Wir gehen. Lebt wohl.«
Mit jeder Menge Abstand zu der Rakshasa drängte sich Ash, ohne sich noch einmal umzublicken, an Rishi vorbei und zog Lucky mit sich. Sie kamen jedoch nur bis zum Treppenabgang. Unten waren Menschen zu hören – die Straßenkinder waren schon wieder auf den Beinen.
»Warte, Ashoka.« Rishi trat neben sie. Er hatte seinen Stab bei sich, der diesmal jedoch nicht vor Energie glühte, und seine Augen hatten ein ganz normales Blau. »Wo wollt ihr denn hin? Hier seid ihr sicher.«
»Aber für wie lange? Wir können ja nicht bis in alle Ewigkeit hierbleiben.«
Der Sadhu legte Ash die Hand auf die Schulter. »So lange, bis die Ausbildung abgeschlossen ist. Ich werde dir helfen, Ash, aber du musst lernen –«
»Was? Was ich machen muss, damit die Macht mit mir ist?« Ash schob Rishis Hand beiseite. »Tut mir leid, aber wer ist gestorben und hat Sie zu Obi-Wan Kenobi ernannt?«
»Dann warte wenigstens, bis ich herausgefunden habe, was Savage im Schilde führt.« Der Alte ging in die Hocke und legte sich den Stock über die Schulter, die Laterne stellte er vor sich auf den Boden. Die Rakshasa, Parvati, blieb einige Meter entfernt stehen, außerhalb des Lichtkegels. Dafür schien der Mond auf ihr rabenschwarzes Haar und ließ ihre Haut blass schimmern, wie bei einem Geist.
»Lass uns reden«, sagte Rishi.
»Worüber?«
»Dich. Savage. Warum er deinen Onkel eingestellt hat.« Er verschränkte die Arme und beugte sich aufmerksam vor. »Erzähl mir alles.«
Ash setzte sich im Schneidersitz aufs Dach. Er berichtete Rishi von Schloss Savage, dem Arbeitszimmer und den zwei Millionen Pfund, die Savage seinem Onkel dafür geboten hatte, die Schriftrollen der Indus-Kultur zu übersetzen; von dem unterirdischen Schrein, den Rakshasas, dem Autounfall. Als er an den Augenblick dachte, in dem er seinen Onkel und seine Tante zum letzten Mal gesehen hatte, versagte seine Stimme.
Nachdem Ash fertig war, saß Rishi eine Weile schweigend da. »Savage hat es wegen des Aastras getan«, sagte er schließlich. »Aber was will er damit?«
Ash riss ihn sich vom Hals und schleuderte ihn zu Boden. Er hasste das Ding. »Savage war auf der Suche nach einem Schlüssel«, sagte er, als ihm die Unterhaltung einfiel, die er in Savages Büro belauscht hatte.
»Und du glaubst, dieser Schlüssel ist der Aastra?«, fragte Rishi. »Der Schlüssel wozu?«
»Savage meinte, dass er damit die Eisernen Tore aufsperren will«, sagte Ash. »Sagt Ihnen das was?«
Rishi blickte finster drein. »Auf seiner Suche nach Macht und Schätzen hat Savage schon viele Orte in Indien geplündert. Aber einer mit Toren aus Eisen …?«
»Eisen kann man mit Feuer schmelzen, zumindest wenn es heiß genug ist«, überlegte Ash. »Könnte die Pfeilspitze der Aastra des Feuergotts sein?«
»Agni? Vielleicht«, antwortete Rishi. »Es gibt so viele Götter. Aber egal, von wem er stammt, es muss ein besonders mächtiger Aastra sein, damit er eiserne Pforten öffnet. Denn Eisen widersteht Magie.«
»Magie?«
Rishi blickte über die Stadt und nach Süden, wo Schloss Savage lag. »Was weißt du über Savage?«
»Er ist ein mieser Dreckskerl.«
»Er ist ein dreihundert Jahre alter mieser Dreckskerl«, meldete Parvati sich zu Wort.
»Was?«
Rishi fuhr sich mit gespreizten Fingern über das Gesicht. »Im achtzehnten Jahrhundert kam er nach Indien. Damals war er wenig mehr als ein Pirat. Lechzend nach immer mehr Reichtum und Einfluss, hat er unzählige Paläste und Tempel ausgeraubt und zerstört.« Er seufzte. »Und er hat gefunden, wonach er suchte.«
Parvati trat an den Rand des Lichtkegels. »Er … gelangte an ein paar magische Schriftrollen. Und indem er sie studierte, erwarb er
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