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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Hoheit.« Er grinst.
    »Wo ist sie?«
    »Schaut hinter die Mauer.«
    Schweigend geben die Soldaten einen Weg frei, als Rama sich nähert. Keiner sagt ein Wort. Es ist noch zu früh für Geschichten, Heldenballaden und prächtige Siegesfeiern. Zuerst gilt es, Freunde, Brüder, Väter und Söhne den Flammen zu übergeben und auf den Weg ins Leben nach dem Tod zu schicken.
    Rama fragt sich, ob sie ihm wohl Vorwürfe machen. Sie haben für ihn gekämpft und ihr Leben gegeben, wie könnte er ihnen das jemals entgelten? Auf der ganzen Welt gibt es nicht genug Gold dafür.
    Der Wall vor ihm besteht nicht aus Stein oder Holz, sondern aus Fleisch.
    Neela kratzt sich im Nacken. »Das ist ihr Werk. Jeder einzelne Mann wurde von ihr niedergemetzelt.« Er ergreift Ramas Arm, in seinen Augen flammt stumme Wut. »Tötet sie, Euer Hoheit. Sie ist Ravanas Tochter. Hunderttausende Tote lechzen nach ihrem Blut.«
    »Vertraue mir, mein Freund.«
    Rama beginnt zu klettern. Seine Hände gleiten von kalter Haut, zerstückelten Körpern und kleinen Fetzen von Fleisch und Blut ab. Als er oben ankommt, sieht er aus, als hätte er einen Strom aus Blut durchschwommen.
    Und das habe ich auch.
    Dort steht sie und erwartet ihn. Ihre Rüstung ist schwarz und schmutzig vom getrockneten Blut. Ihren Helm hat sie fortgeworfen, sodass Rama ihr Gesicht sehen kann. Sie ist jung. Ihr langes schwarzes Haar flattert offen im Wind und ihre blasse Haut wird vom grünen Feuer ihrer Augen erleuchtet. Ihre Giftzähne sind zum Teil ausgefahren. Lächelnd rollt sie ihre Waffe aus, bestehend aus vier rasiermesserscharfen Metallstreifen – flexible Klingen, eine Mischung aus Peitsche und Schwert. Nicht umsonst nennt man sie Urumi , Schlangenschwert. Ein wahrer Meister kann einem Menschen damit mit nur einem Hieb die Glieder abtrennen. Den zerstückelten Leichen in der Wand nach zu urteilen, ist sie eindeutig eine Meisterin. Es stimmt, was man über sie sagt: Sie wurde geboren, den Tod zu bringen.
    Doch nun beugt sie den Kopf. »Lord Rama.«
    Auch Rama verbeugt sich. Dann steht er aufrecht vor ihr und erwidert ihren Blick. »Eure Königliche Hoheit.«
    »Ihr seid unbewaffnet«, stellt sie fest.
    »Der Krieg hat ein Ende.«
    Das Urumi zittert. Rama weiß, dass er sich innerhalb seiner Reichweite befindet.
    »Die anderen haben sich ergeben«, sagt er. »Eure Brüder sind tot, so wie Euer Vater.«
    Sie zuckt zusammen. »Ravana ist tot. Dann ist es also wahr.«
    »Der Krieg hat uns allen Opfer abverlangt, Parvati. Wozu ihn weiterführen? An unserem Hofe würde man Euch mit Respekt behandeln.«
    Sie lässt die Schultern hängen. »Ich wurde zu einem einzigen Zweck geboren, Rama. Das wisst Ihr.«
    »Ihr seid nicht nur die Tochter Eures Vaters.« Rama blickt auf das Blutbad ringsum, auf die unzähligen Männer, die von dieser jungen Frau ermordet wurden. »Ihr hattet zwei Eltern und Eure Mutter war eine gütige, wunderschöne Frau, deren Tod ich zutiefst bedauere.«
    »Mein Vater hat mich im Glauben erzogen, dass die Menschen schwache Kreaturen sind, die nicht einmal unsere Verachtung verdienen.«
    »Es ist grausam, die eigene Mutter zu hassen, wenn sie einem doch einzig und allein Liebe entgegenbrachte.« Rama tritt auf sie zu. »Kommt mit mir, Parvati.«
    Das Schlangenschwert, das Urumi, fällt scheppernd zu Boden.

Kapitel 20
    Ash atmete ihn tief ein – den sanften, süßen Duft von Jasmin, Zitrone und frisch geschnittener Minze. Eine kühle Brise wehte über ihn. Das leise Wispern des Windes stellte die einzige Unruhe inmitten der Stille und des Friedens dar.
    Mit geschlossenen Augen und noch halb verschlafenen Sinnen lag Ash in weicher Baumwolle, die seine Haut umschmeichelte. Wenn er sich in seinem Bett umdrehte, raschelte es wie frische Blätter. Er fuhr mit der Hand über die glatte, weiche Matratze, sog das Aroma von Seife in sich auf und spürte die gespeicherte Wärme dort, wo eben noch sein Körper gelegen hatte.
    Dann öffnete er die Augen und atmete ein weiteres Mal tief ein.
    Die Luft war frei von dem feuchten Mief des Lalgur. Auch die allgegenwärtigen Ausdünstungen zu vieler Leute auf zu kleinem Raum fehlten. Neben ihm stand ein Tisch mit einer Vase voller Blumen, die das Zimmer mit ihrem Duft erfüllten. Die Fenster waren geöffnet, aber mit tiefroten, hauchzarten Vorhängen verhängt, die im Wind wehten und das Morgenlicht in ein sanftes rosa Schimmern verwandelten.
    Schon wieder ein Traum von Rama – oder eine Vision oder Erinnerung. Ash wusste nicht,

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