Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Fingernägel in seine Schultern und er wurde vom Boden gehoben. Wie er so in der Luft hing, bohrte sich der Blick funkelnder Reptilienaugen in ihn.
»Den Aastra, Junge! Gib ihn mir!« Mayars Atem war übelkeiterregend, voll vom Gestank nach verrottendem Fleisch. Er schüttelte Ash. »Wo ist er?« Der Dämon machte Anstalten, Ash zwischen seinen kräftigen Händen zu zerquetschen.
»Töte ihn nicht«, sagte Jackie, die sich nun ebenfalls zu ihnen gesellte – inzwischen mehr oder weniger menschlich, auch wenn ihr grinsender Mund noch immer voller Reißzähne war. »Zumindest noch nicht.«
Mayar warf Ash gegen die Wand. Der Aufprall presste Ash erneut die Luft aus den Lungen und hätte ihm außerdem jeden Knochen einzeln brechen müssen, doch stattdessen rutschte er nur ermattet zu Boden, nachdem ihn das letzte bisschen Kraft verlassen hatte.
Jackie stand über ihm und hielt sein Gesicht mit einem nackten Fuß hoch, sodass ihm ihre langen Nägel die Wange zerkratzten.
»Nimm ihn mit«, sagte sie. »Lord Savage wartet schon.«
Kapitel 19
»Lord Rama wartet bereits«, sagt Lakshmana.
Rama schwankt und vertreibt blinzelnd den Schwindel, der ihn plötzlich befällt. Dann blickt er sich um, wohl wissend, dass die Rakshasas anwesend sind, und begegnet dem Blick von Mayar, einem von Ravanas loyalsten Kriegern.
Lakshmana tritt zwischen sie und zeigt zu Boden. »Auf die Knie, Dämon.«
Mit unverhohlenem Hass lässt Mayar sich langsam nieder und legt die noch immer blutbesudelten Hände – besudelt vom Blut Ramas Angehöriger – auf den Boden.
Hinter Mayar knien die übrigen Generäle der Rakshasas, die anderen Prinzen, Könige und Maharadschas der Dämonenländer, alle beschämt und bereit, sich Rama zu ergeben.
Ihr Hass, obgleich er nichts mehr ausrichten kann, ist ungebrochen. Und sie haben allen Grund, Rama zu hassen, denn mit Blutzoll, Bronzeschwertern und mit der Hilfe der Götter sind die Armeen der Rakshasas endlich vollends vernichtet worden. Gestern noch haben die Rakshasas die Welt regiert, während die Menschheit lediglich ein Volk von Sklaven war. Jetzt sind diese mächtigen Prinzen und großen Monster nur noch Vagabunden, ihre Länder und Paläste sind zerstört, ihr großer König tot. Ohne Ravana sind die Dämonen machtlos.
Die Herrschaft der Rakshasas hat ein Ende; das Zeitalter der Menschen ist angebrochen.
»Sind das alle?«, fragt Rama und lässt den Blick über die geschlagenen Dämonenherrscher wandern. So viele sind es, und obwohl sie besiegt sind, brennt noch immer das Feuer der Rebellion in ihren Augen.
Lakshmana legt die Stirn in Falten. »Nein, mein König. Ein Rakshasa kämpft noch immer.«
»Bring mich zu ihm.«
»Zu ihr, Rama«, sagt Lakshmana. »Es ist Ravanas Tochter.«
Der Streitwagen eilt ratternd über das Schlachtfeld. Lakshmana lenkt ihn mit seiner angeborenen Sanftheit und die Pferde reagieren auf den kleinsten seiner stillen Befehle mit den Zügeln. Rama steht neben ihm und mustert sein neues Königreich.
Der Rauch von Einäscherungen schwärzt den Himmel und verdeckt die Sonne oder vielleicht schämt sie sich auch, ein solches Gemetzel zu bescheinen. Das einzige Licht spenden die gewaltigen Scheiterhaufen, welche die schwarze Erde bedecken. Die Toten, deren Körper zerschmettert und blutleer sind, liegen dicht an dicht. Könige verbrennen Seite an Seite mit Bauern, Dämonen neben Sterblichen. Kein Streit, keine Flaggen, keine verfeindeten Nationen trennen sie mehr, sie alle gehören nun demselben Land an: Yama, dem Land der Toten.
Ravana beherrschte die zehn Zauber und war der Größte des gesamten Dämonengeschlechts. Einige seiner Anhänger haben sich lange geweigert zu glauben, dass ihr König getötet werden konnte, vor allem von einem gewöhnlichen Sterblichen.
Ist es da ein Wunder, dass nicht alle sich ergeben haben?
Doch Rama weiß, dass Ravana tot ist, vernichtet durch Vishnus Aastra. Er blickt seine Hand an, den Daumen, mit dem er die Bogensehne spannte, welche die heilige Waffe abschoss. Warum schmerzt er noch immer?
»Dort«, sagt Lakshmana und zieht an den Zügeln. Der Streitwagen kommt zum Stehen.
Vor ihnen liegt ein Hügel, umgeben von einer Mauer, und jenseits dieser Mauer wartet Ramas Armee. Männer am Rande der vollkommenen Erschöpfung sitzen auf dem blutgetränkten Schlachtfeld, umklammern ihre Waffen und versorgen ihre Verwundeten. Neela, Ramas bester Freund und ergebenster General, klopft Rama auf die Schulter.
»Ihr seht müde aus, Euer
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