Asharas Rückkehr - 19
Stunden rief er die Vergangenheit wach. War es der Duft der Seide oder der Person, die sie getragen hatte, der an der Schwelle zu ihrem Bewusstsein flatterte. Und wer war die Trägerin - Dio oder eine andere Frau? Sie versuchte, die Erinnerung rasch zu verbannen, denn sie spürte, wie sie sich anspannte.
Margaret besuchte selten Veranstaltungen, bei denen sie schickere Kleidung tragen musste als ihre Universitätsroben, die zurzeit in einer Kommode auf Coronis verpackt waren. Bis zu diesem Augenblick war ihr nicht bewusst gewesen, wie oft sie sich schon gewünscht hatte, Kleider wie Dio zu tragen, wenn sie mit Würdenträgern speisten oder der Alte sich ausnahmsweise zum Besuch eines Balls überreden ließ. Sie seufzte leicht. »Danke, aber eigentlich hatte ich an etwas Praktisches, Schlichtes gedacht«, sagte sie. »Ich brauche ein paar robuste, warme Kleidungsstücke, die zum Laufen oder Reiten geeignet sind. Etwas in der Art, wie es Anya trägt, aber für draußen. Ethan?«, sagte sie Hilfe suchend.
Ethan sah schockiert aus. »Aber Mylady - Anya ist alt.« Margaret war überrascht. Alt? Anya sah wie fünfzig aus, vielleicht, was nach ihrem Maßstab nicht alt war. Bei den Fortschritten in der Technik der Verjüngung war fünfzig noch nicht einmal mittleres Alter. Die Lebenserwartung hier musste geringer sein, als sie gedacht hatte. Aber wieso? Es ergab keinen Sinn. Dann kam ihr zu Bewusstsein, dass Anya eine verheiratete Frau und wahrscheinlich über das gebärfähige Alter hinaus war. Viele Kulturen kleideten Mädchen und junge Frauen anders als reife, verheiratete Frauen. Wie hatte sie nur so schwer von Begriff sein können!
»Dann so etwas wie Moira.«
»Eine Dienerin, Damisela? Aber Sie können sich doch nicht wie eine Dienerin kleiden. Onkel, vielleicht dieses rotgelbe Gewand, das du für Mestra Rafaella gemacht hast, das sie dann nicht wollte, als es fertig war.«
Aaron sah erleichtert aus. »Genau das ist es«, sagte er. »Es wurde noch nicht einmal getragen, Domna«, erklärte er. »Die Mestra kam zu dem Schluss, dass ihr die Stickerei nicht gefiel.« Seine Stimme klang nun dünner und ein wenig angestrengt. Margaret sah ihn prüfend an. Log er? Und wenn ja, warum? Dann entschied sie, dass sie wieder einmal überempfindlich war. Sie musste sich nun wirklich bald unter Kontrolle bringen, sonst war sie zu gar nichts mehr zu gebrauchen. Bei jedem Geruch und jedem Schatten zusammenfahren - das reichte jetzt! »Sie haben dieselbe Größe und eine ähnliche Gesichtsfarbe.« MacEwan nickte, während er sprach. »Der Junge wird mir eine echte Hilfe sein - er kennt meine Ware schon besser als ich. Manuella!« Er bemerkte den missvergnügten Ausdruck nicht, den seine Bemerkung auf Ethans schmalem Gesicht hervorrief. Margaret lächelte dem Burschen zu, und dessen Miene heiterte sich augenblicklich auf. Sie konnte kaum glau
ben, dass sie ihm gestern noch misstraut und ihn für einen potenziellen Dieb gehalten hatte.
MacEwans erhobene Stimme rief eine müde aussehende Frau auf den Plan, die ähnlich gekleidet war wie Anya, und Margaret erkannte, dass sie richtig vermutet hatte. Es gab tatsächlich eine Unterscheidung zwischen dem, was einer verheirateten Frau angemessen war, und dem, was für eine alte Jungfer wie sie selbst passte. Der Gedanke erschreckte sie ein bisschen - so hatte sie sich noch nie gesehen. »Meine Frau, Domna. Nimm sie mit nach hinten, meine Liebe, und zeige ihr das rotgelbe Gewand, das wir für diese mäkelige Rafaella gemacht haben. Und du, Ethan, lauf auf den Dachboden hinauf und hole die grüne Rabbithornwolle. Sie ist leicht, aber sehr warm. Dann geh rüber zu Jason, dem Gürtelmacher, und lass ihn eine anständige Auswahl an Damengürteln und Handschuhen schicken. Und du, Geremy, lässt von Mestra Dayborah eine hübsche Auswahl an Damenunterwäsche kommen - ungefähr die Größe von Mestra Rafaella.«
Margaret wurde von einer sichtlich verlegenen Manuella sanft nach hinten verschleppt. »Bitte verzeihen Sie ihm, Domna. Er ist ein Künstler und vergisst manchmal seine Grenzen. Er wollte sie nicht herumkommandieren!«
»Ich glaube, er war mitten in den Schöpfungswehen, als ich hereinkam.«
Manuella seufzte, wie es geduldige Ehefrauen tun, dann lächelte sie schüchtern. »Er träumt jetzt schon seit Tagen über dieser Stoffbahn. Er ist ein braver Mann und sieht keine andere Frau an, aber wie er sich bei einem Ballen feinem Stoff aufführt, das ist fast nicht zum Aushalten. Wie soll ich gegen
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