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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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Depp, Brad Pitt und Robert Downey jr. als Matrosen in einer Hafenlandschaft, die   – doch das konnte der damals zwölfjährige Steerpike noch nicht wissen   – eine Hommage an die schwülstig-bunte Bilderwelt James Bidgoods war, den Lucille verehrte. Fasziniert hatte er ihre Karriere weiterverfolgt. Nicht nur Lucilles Fotos fanden eine getreue Anhängerschar, auch die eisige Blondine selbst.
    »Steerpike, sagen Sie   – besteht die Möglichkeit, dass die Anbringung des Treppenlifts beschleunigt wird?«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, Miss Shalott. Aber wie ich Ihrer Schwester schon sagte   –«
    »Sagen Sie mir nicht, was Sie meiner Schwester gesagt haben«, ihre Stimme war ruhig, der Ton fast freundlich, »Ihre Arbeitgeberin bin ich.«
    »Sehr wohl. Ich habe bereits mit der beauftragten Firma gesprochen, und man wird mich morgen wissen lassen, wann mit der Installation begonnen werden kann.«
    Motorengeräusche und das Prasseln von Kies in der Auffahrt lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf die Fenster, in denen sich jedoch nur der Raum spiegelte. Lucille seufzte.
    »Sie können das in die Küche tragen und mir einen Gin Tonic bringen.«
    Steerpike nahm das unangerührte Teetablett und zog sich zurück.
    Lucille schob ihr Notizbuch unter die Decke und streckte sich. Ein kalter Windzug stahl sich durch die Türritzen, als die Eingangstür sich öffnete, und verlor sich, als sie sich wieder schloss. Das Geräusch von Stiefeln näherte sich derBibliothekstür. Laura fing schon an zu reden, bevor sie die Tür geöffnet hatte.
    »Du sitzt hier wie ein Zoo-Affe im Käfig. Man kann dich meilenweit sehen.« Sie öffnete die Tür. »Ist das nicht etwas unvorsichtig?« Laura betrat die Bibliothek und schüttelte das Tuch aus, mit dem sie ihre Haare bedeckt hatte. Ein gigantischer Schatten folgte ihr, trottete bis zur Mitte des Raumes und verharrte, als er Lucilles ansichtig wurde.
    »Was ist DAS?«, spie Lucille entsetzt aus.
    Laura ging zu dem Hund, lächelte und tätschelte seine Flanke. »Wonach sieht es für dich aus?«
    »Du kannst doch nicht einfach   –«
    »Lucille, bitte. Ich bin nicht gewillt, eine Diskussion mit dir anzufangen. Der Hund bleibt. Ein Wachhund kann in dieser Einöde überhaupt nicht schaden. Und das ist doch ein eindrucksvolles Exemplar. Nicht wahr, mein Junge?«, fügte sie hinzu und kraulte dem Tier, das wohlig mit dem Schwanz schlug, den Nacken.
    Laura ließ sich in einen Sessel gegenüber des Kamins fallen und hielt ihre Hände zum Aufwärmen in Richtung des Feuers. Dann bedachte sie das Tier mit einem scharfen Seitenblick. »Mowgli   – Platz!« Der Hund folgte ihrer Anweisung und streckte sich zu ihren Füßen aus.
    »Mowgli   …«, murmelte Lucille. »Was für ein blöder Name für den gottverdammten Hund von Baskerville.«
    »Und du siehst aus wie die seltsame Gräfin.«
    »Du bringst Edgar Wallace und Arthur Conan Doyle durcheinander. Und bist zu alt, schnippisch zu sein. Das passt nicht zu den Falten entlang deiner Nasolabialregion, die sich zunehmend vertiefen.«
    »Und zur Strafe schickst du mir den Frosch mit der Maske aus dem Gasthaus an der Themse mit dem indischen Halstuchder Weißen Frau?« Laura schloss die Augen, genoss die Wärme des Feuers auf ihrem Gesicht, und ein Lächeln legte sich über ihre Züge. Eine angenehm stille halbe Minute verging.
    »Wir sollten überall dieses Licht haben.«
    Lucilles erste freundliche Bemerkung in zwei Monaten.
    »Es wischt dir zehn Jahre vom Gesicht.«
    »Wrinkle, wrinkle, little star   …«, begann Laura leise zu singen, doch der Lärm, der jetzt losbrach, beendete ihren kleinen Operettenmoment. Im selben Augenblick, in dem Steerpike die Tür zur Bibliothek geöffnet hatte, war der Hund aufgesprungen und in drei gigantischen Sätzen auf den Angestellten zugesprungen. Mit angelegten Ohren, wild knurrend, mit zurückgezogenen Lefzen, die seine gefährlich großen schneeweißen Fangzähne entblößten, hockte er in Angriffsposition vor dem Mann, aus dessen Gesichtszügen alle Farbe gewichen war.
    »Er tut nichts!«, rief Laura, sprang auf und eilte zu ihrem neuen Haustier. Erst als sie ihm freundlich die Flanke getätschelt und ihm das Kommando »Ab« erteilt hatte, war er zu seinem Schlafplatz nahe ihres Sessels zurückgetrottet und hatte sich anstandslos und ohne einen Blick zurück auf dem Boden ausgestreckt.
    »Er will uns nur beschützen.«
    Lucille, die den Anblick von Elend nur schwer ertragen konnte, hatte Steerpike

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