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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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ganz offensichtlich im Wettstreit mit dem allmählichen Versinken der Sonne im Meer. Sie musste es nicht aussprechen, der Grund für ihre Eile war klar: Sie wollte Ashby House vor Einbruch der Dunkelheit verlassen haben. Einerseits nachvollziehbar, dachte Laura, andererseits irrelevant, denn   – Steerpike hatte es am eigenen Leib erfahren   – die Aktivitäten des Hauses erstreckten sich nicht auf die Stunde nach Mitternacht.
    »Jetzt erzählen Sie bitte in Ruhe, was geschehen ist, Steerpike. Was haben Sie erlebt?«
    Er trank einen Schluck des von Laura viel zu stark gesüßten Tees und schaute sie aus schmerzenden Augen an. »Wie soll ich es beschreiben? Ich bin in das Zimmer gegangen und wollte einfach nur die Vorhänge öffnen, habe aber die Wand nicht gefunden. Irgendwann kam es mir seltsam vor, dass ich noch immer nicht auf der anderen Seite angekommen war, und als mich umdrehte   …«, es kostete ihn spürbar Anstrengung fortzufahren, »…   als ich mich umdrehte, war hinter mir alles schwarz. Ich habe die Tür zum Ballsaal nicht mehr gesehen.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll   … Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, so als sei alles vorbei, als habe ich nichts mehr zu erwarten. Ich   … ich habe eine   … eine Traurigkeit gespürt, die ich bisher nicht kannte. Mir wurde immer kälter. Und plötzlich wollte ich sterben.«
    Laura erinnerte sich an die Beklemmung, die sie selbst verspürthatte, als sie nur wenige Schritte in den dunklen Raum hineingegangen war, und nickte Steerpike verständnisvoll und ermutigend zu.
    »Dann war auf einmal das Kameralicht aus, die Batterie der Taschenlampe war leer, und ich hatte komplett die Orientierung verloren. Alles um mich herum war schwarz, eiskalt und totenstill. Dann spürte ich den Hund, und er hat mich schließlich aus diesem alles verschlingenden Nichts herausgeführt.«
    »Steerpike, haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie lange Sie da drin waren?«
    Er runzelte die Stirn. »Der Raum kann nicht mehr als sechzig Quadratmeter groß sein. Aber ich bin bestimmt zehn Minuten in Richtung Außenwand gelaufen.«
    Laura atmete tief durch. »Schauen Sie aus dem Fenster.«
    Steerpike folgte ihrem Blick.
    »Die Sonne ist untergegangen. Sie waren drei Stunden verschwunden.«
    Er schluckte. »Wie kann das möglich sein?«
    »Sie waren mit einer Eisschicht bedeckt, als Sie herauskamen. Wie kann so etwas in zehn oder zwanzig Minuten geschehen? Wie kann sich in so kurzer Zeit eine frische Batterie entleeren, ein vollständig aufgeladener Akku streiken?«
    Steerpike nippte verwirrt an seinem Tee.
    »Es mag sich zwar ziemlich B-Movie -mäßig anhören, aber irgendetwas stimmt mit diesem Haus nicht. Und zwar ganz und gar nicht. Wir sollten schnellstmöglich herausfinden, was es ist, und dem Spuk ein Ende bereiten. Sind Sie dabei?« Sie streckte ihre Hand über den Tisch. »Einverstanden?«
    Die Verwirrung wich aus seinem Gesicht und machte einer Entschlossenheit Platz, in der Laura sich wie in einem Spiegel sah. Er schlug ein. »Einverstanden.«
    Auf beiden Gesichtern erschien ein Lächeln des Einvernehmens, in dem mitschwang, dass sie zwar gerade den gefährlichen Kampf gegen einen unbekannten Gegner aufnahmen, dass sie sich aber lange nicht mehr so lebendig gefühlt hatten und dass das Leben etwas sein konnte, das es wert war zu lieben.
     
    »Du kannst meinen Schmuck doch nicht einfach einem Hund umhängen! Das ist ein Elsa-Peretti-Collier. Es hat 75   000   Dollar gekostet!«
    »Und zu welcher Gelegenheit willst du es tragen? Rolli-Tanztee im Seniorenstift? So siehst du es wenigstens jeden Tag.«
    »Jeden Tag, an dem ich erlaube, dass dieses   … Monstrum hierbleiben darf.«
    »Du glaubst, ich brauche dafür deine Erlaubnis?« Laura lachte kurz auf. »Außerdem ist das kein Monstrum. Das ist ein Weimaraner.«
    »Der Größe nach zu urteilen ein mutierter Weimaraner.«
    »So was hat nicht jeder   …« Laura tätschelte Mowgli, den, wie sie fand, Lucilles Collier hervorragend kleidete. Als sie es dem Hund als Dank für Steerpikes Rettung umgelegt hatte, war sie das Gefühl nicht losgeworden, dass er, auch wenn Hunde generell keine Wertschätzung für Juwelen besaßen, sich der Feierlichkeit des Augenblicks durchaus bewusst gewesen war.
    »Ein Elsa-Peretti-Collier!«
    »Er hat Steerpike wahrscheinlich das Leben gerettet.«
    »Dann soll Steerpike ihm gefälligst Schmuck schenken und nicht du. Und nicht meinen!«
    In

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