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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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sich sicher denken, dass die Neuigkeit die Runde gemacht hat. Aber wenn Sie sich jetzt Sorgen machen, dass jemand die Presse alarmiert hat, kann ich Sie beruhigen. Wir schätzen hier nichts mehr als den Winter, in dem wir etwas Ruhe haben. Und niemand würde auf die Idee kommen, diese Ruhe aufs Spiel zu setzen. Wir sind sehr diskret.«
    »Wenn auch nicht gerade untereinander   …«
    Kathy kicherte glucksend. »Da haben Sie allerdings recht. Aber keine Angst, nach außen schweigen wir wie ein Grab.«
    »Sagen Sie, Kathy, gibt es irgendwelche Chroniken oder sonstiges Material, das mir Informationen über unser Haus liefern könnte?«
    »Das Haus ist in einigen Büchern erwähnt. Die Ashbys hatten einen sehr eigenwilligen Kunstgeschmack gehabt und waren ihrer Zeit weit voraus. Sie haben mit ausländischen Künstlern an der Gestaltung des Hauses gearbeitet, und deshalb taucht Ashby House in verschiedenen Büchern über Architektur auf. Besonders hervorgehoben wird die Bricolage, der Materialmix. Es wurde viel mit regionalem Stein gearbeitet, naheliegend bei den Graphitvorkommen, aber die Ashbys haben sich auch auf ihren Reisen inspirieren lassen.«
    Laura musste sofort an das monströse Bodenmosaik im Ballsaal denken, das in diesem Raum alles andere als britisch aussah.
    »Und dann natürlich in den Bildbänden über Cornwall.«
    »Und gibt es Literatur über die Ashbys?«
    »Nicht dass ich wüsste. Es heißt, dass sie sehr zurückgezogen gelebt haben, wenn sie nicht auf Reisen waren. Unsere Dorfchronistin, meine ehemalige Englischlehrerin Miss Rutherford, hätte Ihnen helfen können. Sie hat jahrelang ehrenamtlichdie kleine Bibliothek geleitet, ist aber leider im vergangenen Herbst gestorben. An Vogelgrippe. Warum muss eine Frau in dem Alter auch noch nach China reisen?«
    Laura nickte verständnisvoll.
    Das Telefon klingelte. Kathy hob ab und hielt die Hand über die Sprechmuschel. »Sagen Sie, meinen Sie, dass es möglich wäre   …«
    »Ein Autogramm? Selbstverständlich. Wenn ich das nächste Mal wieder hier bin.« Sie machte eine geistige Notiz, die Autogrammanfrage sofort wieder zu vergessen.
    »Wahnsinn, Miss Shalott. Wahnsinn!« Ihre kindliche Freude war ehrlich.
    »Noch eine letzte Frage, Kathy. Gibt es irgendwelche Geschichten um die Ashbys, in denen kleine Kinder eine Rolle spielen?«
    Die Sekretärin machte ein erstauntes Gesicht. »Kinder? In Ashby House? Nicht, dass ich wüsste. Die Ashbys waren Geschwister, und meines Wissens starben sie unverheiratet.«
     
    Es war nach fünfzehn Uhr, als Laura sich bei der Gemeindesekretärin bedankt und das Büro verlassen hatte. Sie hatte den halben Tag an ein Vorhaben verschenkt, das sie keinen Schritt weitergeführt hatte. Vom Auto aus rief sie Harker an, um sich nach dem Grundriss von Ashby House zu erkundigen.
    »Der Grundriss sollte Ihrer Schwester vorliegen. Wir haben ihn ihr zugesandt, als sie sich das erste Mal nach Ashby House erkundigt hat.«
    »Wissen Sie noch ungefähr, wann das war?«
    »Lassen Sie mich überlegen. Das muss im Juni letzten Jahres gewesen sein. Ja, im Juni. Ich erinnere mich wieder.«
    Im Juni. Das war zwei Monate
vor
dem Unfall. Lucille hatte das Haus also nicht erworben, um sich dorthin zurückzuziehen und der Presse den Anblick ihres verkrüppelten Körpers zu ersparen. Es musste andere Gründe gegeben haben. Doch die würde sie ihrer Schwester nicht freiwillig mitteilen. »Besitzen Sie keine Kopie, Mister Harker?«
    »Ich müsste in meinen Unterlagen nachschauen, aber gewöhnlich bewahren wir solche Dokumente nach dem Verkauf nicht mehr auf.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nachschauen könnten. Ich fürchte, der Grundriss liegt irgendwo in unserem Haus in Bel Air.«
    »Darf ich fragen, wofür Sie den Grundriss benötigen? Sie wissen, dass bauliche Veränderungen einer Genehmigung durch das Denkmalamt bedürfen?«
    »Keine Sorge, Mister Harker. Wir haben nicht vor, das Haus umzugestalten.«
    Die angemessenste Umgestaltung für Ashby House schien ihr im Moment das Inbrandsetzen zu sein. Aber Ashby House war nicht Manderley und sie nicht Mrs.   Danvers. Manderley war im Vergleich eine Karusselfahrt.
     
    Zumindest in einem war sie erfolgreich gewesen: Ihr eindringlicher Anruf beim Telefonbetreiber hatte zur Folge gehabt, dass die Telefontechniker ihre Arbeit erledigt hatten, als sie nach Hause kam. Das willkommene Geräusch eines klingelnden Telefons begrüßte sie, als sie in die Halle trat, die Tür hinter sich schloss

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