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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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wandeln wollen   – deshalb auch der Kauf von Ashby House   –, aber dass sie gefährlich nahe auf den Abgrund zusteuerte, oder besser zurollte, in den ihre Filmheldin gestürzt war, das begann sie angesichts der Vorkommnisse im Haus erst langsam zu begreifen. Und da Begreifen und Trotzen bei Lucille Hand in Hand gingen, ignorierte sie die Gefahren und begab sich in den Kampf. Sie war der Wahrheit schon sehr nahe gekommen. Und um Chris’ Geschichte erzählen zu können, musste sie ihr Ende kennen. Wer war sie, sich zu fürchten?
    Lucille hatte die Rechnung ohne Ashby House gamacht. Ashby House war besser vorbereitet.

KAPITEL 11
    Es begann mit einem leisen Pochen. Die Vibrationen übertrugen sich auf den gesamten Raum und erschütterten die Möbel. Die Glasscheiben in den Vitrinen und auf den kleinen Tischen begannen zu klirren, und nach wenigen Minuten schlossen sich die Fensterscheiben an. Das Ungeziefer, das es sich in den Wänden und Fußböden von Ashby House bequem gemacht hatte, zuletzt von der aufsteigenden Wärme aus dem Dornröschenschlaf geweckt, wurde aufgescheucht und setzte sich in Bewegung.
    Laura hatte sich nur für einen Augenblick ausruhen wollen und war in einen unruhigen Schlaf gefallen, aus dem sie jetzt schlagartig gerissen wurde. Sie setzte sich im Bett auf und spürte, wie der Bettrücken klapperte.
    Mowgli, der auf dem Bärenfell vor ihrem Bett gelegen hatte, war aufgesprungen und stand jetzt, den Kopf zur Decke gerichtet, neben ihr. Seine Nackenhaare waren gesträubt, und ein leises, aber bedrohliches Knurren drang aus seiner Kehle. Es war kurz vor neun Uhr abends.
    Ein Klopfen an der Tür vermochte den Hund nicht aus seiner Konzentration auf den Lärm über ihm zu reißen, und selbst das Gespenst einer vor über hundert Jahren wegen Vernachlässigung eingegangenen Hauskatze, das über dieTeppiche flitzte, brachte ihn nicht aus seiner Hab-acht-Stellung.
    »Ja, bitte?«
    Steerpike betrat das Schlafzimmer, bewaffnet mit einem Schürhaken. Er hatte sich die langen Haare zum Zopf gebunden, und erst als sie seinen Wintermantel sah, registrierte sie, wie kalt es trotz des offenen Feuers geworden war.
    »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich halte es für das Beste, Sie und Ihre Schwester auszuquartieren.« Er schaute sie nicht an, während er sprach, sondern blickte ebenfalls zur Decke.
    »Ich bin mir sicher«, log sie, »dass es für alles eine plausible Erklärung gibt. Vielleicht will uns jemand aus dem Haus vertreiben.«
    »Wer sollte das wollen? Die Gemeinde ist erleichtert, dass sich endlich ein Käufer gefunden hat.«
    »Die anderen Interessenten haben das Haus vermutlich besichtigt, bevor sie sich entschieden haben. Lucille und ihre Alleingänge. Ich hasse es.« Sie stand auf und schlüpfte in ihre Schuhe. Die Vibrationen fuhren ihr durch den ganzen Körper. »Kommen Sie, Steerpike. Ich lasse mich nicht verängstigen.« Sie ging erhobenen Hauptes voran, der Hund lief zu ihr und blieb an ihrer Seite.
    »Warten Sie, wo wollen Sie hin?«
    »Nach oben natürlich. Ich will sehen, was da passiert. Und ich gehe mit Ihnen oder ohne Sie!« Energischer, als sie sich fühlte, schritt sie an ihm vorbei in den Korridor.
    »Miss Shalott, wir sind beide aufgeklärte, erwachsene Menschen, aber glauben Sie mir, wenn ich sage, dass   –«
    »Dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als unsere Schulweisheit, blablabla? Vergessen Sie’s. Ich glaube nicht an Spuk. Und Shakepeare kotzt mich an.«
    Über ihnen erklang ein Getöse, als rase ein Gegenstand mit enormer Geschwindigkeit durch den Raum. Darauf folgte ein Krachen und Scheppern wie von zerberstendem Holz.
    Steerpike zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen. »Sie waren gestern dabei!«
    »Das war kein Spuk, das war etwas anderes Unerklärliches.« Und etwas verdammt Beängstigendes. »Ich finde, es wird Zeit, dass wir hier ein paar Dinge aufklären. Ich brauche meinen Schlaf.«
    »Sie wissen nicht, worauf Sie sich einlassen.«
    »Und genau das ist mein Problem. Ich will es wissen. Sie etwa nicht?«
    Sie waren am Fuß der Treppe in den zweiten Stock angelangt. Laura stellte erstaunt fest, dass sie nicht nur wütend war, sondern dass ihre Wut weitaus größer war als ihre Angst. Der Lärm und die Erschütterungen waren mittlerweile so laut, dass die beiden ihre Stimmen erheben und dagegen anschreien mussten. Es klang, als würde ein gigantischer Schmiedehammer in kurzen Abständen gegen eine Metalloberfläche geschmettert. Das

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