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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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gesprochen?«
    »Was für ein Projekt meinst du?«
    Sie drehte sich auf den Bauch, damit er ihr nicht ins Gesichtschauen konnte. »Sie hat Material gesammelt, es ging um eine Frau im Schatten. So was.«
    »Die Garbo-Geschichte?«
    »Wieso kommt eigentlich jeder auf einmal mit Greta Garbo an? Wen interessiert heute noch eine tote Lesbe mit großen Füßen, deren Filme nur noch im Nachtprogramm laufen?«
    »Das war ein Gerücht. Sie hatte ganz normale Füße. Hat sie dir nie von dieser Chris erzählt? Der Nachname fällt mir gerade nicht ein. Sie war das Lichtdouble der Garbo. Aber wenn ich mich recht erinnere, weiß man heute gar nichts mehr von ihr. Weder wer sie war, bevor sie in Hollywood anfing, noch was aus ihr geworden ist.«
    Über Lauras Gemüt sammelte sich einmal mehr eine düstere Wolke. Der Gedanke, dass sie selbst die Frau im Schatten war, hatte ihr bei all der Gefahr, dass Einzelheiten über sie ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden wären, behagt, hatte eine Nähe zu Lucille hergestellt, wie es sie seit Kindertagen nicht mehr gegeben hatte.
    »Ja, aber wenn man nichts von ihr weiß, wie soll man dann ihre Geschichte erzählen?«
    Stephen schloss die Augen und zog die Felldecke über sich. Seiner Stimme waren der Cognac und die Anstrengung des Tages anzuhören. »Sie hat doch recherchiert. Vielleicht hat sie mittlerweile etwas herausgefunden. Aber warum fragst du sie das nicht selbst, Süße? Hm?«
     
    Das Einschlafen fiel ihr schwer. Ihre Gedanken ließen ihr keine Ruhe. Trostsuchend machte sie sich auf den Weg zum Guckloch, um zu schauen, was Steerpike gerade anstellte, aber zu ihrer Enttäuschung hatte er bereits das Licht gelöscht.
    Der Hund, der am Fußende ihres Bettes lag, machte im Schlaf seltsame Geräusche und zappelte mit den Beinen. Wie so oft, wenn der Schlaf sich nicht einstellen will und man auf schöne Erinnerungsbilder hofft, stiegen stattdessen Bilder aus der Vergangenheit empor.
    Ein Urlaub, eigentlich nur ein Wochenendtrip im Jahre 1994.   Lucille hatte in Mexiko ein Shooting mit den Darstellern von »Melrose Place«, und Laura besuchte sie übers Wochenende mit ihren beiden besten Freundinnen Trixy und Kristy. Die beiden waren mehr Klone als Geschwister   – mit den identischen blonden Locken, die sich in kontrolliert wilden Kaskaden über den Rücken bis über die Schulterblätter ergossen, mit ihren zartrosa geglossten Lippen, die sich über ebenmäßig schlohweiße Gebisse spannten, den zu Grapefruitgröße aufgepumpten Brüsten, die in bauchnabelfreie pastellfarbene Haltertops gepresst waren, und ihren langen, seidig glatten Beinen in den kurzen Kaki-Shorts, die der Sommer 1994   Damen in ihrem Alter als Casual Wear auferlegte. Trixys Hintern fiel etwas voluminöser aus als der von Kristy, aber dies schien der einzige erkennbare Unterschied zwischen ihnen zu sein.
    Laura genoss es, mit den beiden Sexbomben unterwegs zu sein, weil deren braun gebrannte Blondheit ihre eigene rothaarige Blässe besonders zur Geltung brachte. Obwohl die beiden aussahen, als seien sie einem Pornofilm entstiegen, arbeitete Trixy als Animateurin bei Disney und Kristy als Arzthelferin eines Dermatologen.
    Da Lucille sich nicht aus der Konzentration bringen lassen wollte, verbrachten Laura, Trixy und Kristy die meiste Zeit allein   – tagsüber am Hotelpool und abends an der Bar, in der Hoffnung, dass ein Dr.   Mancini oder sogar Jake Hanson zu ihnen stoßen würde. Tatsächlich aber saß sie nur einenAbend lang Laura Leighton, der Darstellerin der gerissenen Sydney Andrews, gegenüber   – ein irritierendes Erlebnis. Mit zunehmendem Alkoholkonsum verstärkte sich das Gefühl, sie schaue in einen Spiegel.
    Am letzten Abend ihres Aufenthalts und nach einem etwas albernen Streit darüber, wer der bessere Designer war   – Tom Ford oder Gianni Versace   –, hatten sich zwei Puertoricaner (ein Autohändler und ein Schönheitschirurg) zu den Damen an die Bar gesetzt. Es war schnell klar, wem ihr Interesse galt (Trixy und Kristy) und wem nicht (Laura). Eigentlich gefielen ihr die Männer nicht einmal. Bei ihren Uhren handelte es sich um Fälschungen, und ihre Muskeln ließen auf den Missbrauch von Steroiden schließen, ihre Haut war zu braun, die Zähne zu groß und zu weiß. Die Tatsache, dass die Männer keinerlei Interesse an ihr zeigten, verleitete Laura dazu, sich eine Pina Colada nach der anderen zu bestellen.
    Unter dem Einfluss harter Alkoholika pflegte sich die Mrs.   Hyde in

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